Eine
Rückerinnerung an die Ereignisse im August 2002 konnte man in der Lausitzer
Rundschau vom 29.07.2003 nachlesen:
Forschung für den
Hochwasserschutz
Cottbuser Wissenschaftler
untersuchten Elbeflut / Erkenntnisse für bessere Vorsorge / Konsequenzen der sächsischen Regierung
Professor Uwe Grünewald von der
Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus wohnt in Dresden. Im
vorigen August erlebte er die Elbeflut direkt vor der Haustür. In den folgenden
Monaten beschäftigten er und seine Mitarbeiter sich mit dem Naturereignis. Ihr
Resümee: Hochwasser kann man nicht verhindern, aber seine Auswirkung
vermindern. Es muss nicht zur Katastrophe kommen. Die sächsische
Landesregierung hat inzwischen vielfältige Konsequenzen aus der Elbeflut des
vorigen Jahres gezogen.
Die Ratschläge zur Verminderung
einer Flutgefahr sind klar und deutlich: Hochwasserbett freilegen und
freihalten, also Bäume und Sträucher entfernen, Schwemmsand abtragen, keine
Bebauung und kein Zustapeln der Flächen. Außerdem Brücken, wo nötig, umbauen
und Deiche und Flutkanäle anlegen.
Aufgeschrieben wurden diese Ratschläge jedoch nicht nach der Elbeflut im
vorigen Sommer, sondern schon 1892 für das Weser-Ems-Gebiet. Für Professor Uwe
Grünewald ein Beleg dafür, dass Einsichten aus vorhergegangenen Hochwässern
immer wieder in Vergessenheit geraten.
Denn in Dresden, so die
Einschätzung des Wissenschaftlers, hätte das Nichtbeachten solcher alten
Erkenntnisse dazu beigetragen, dass die Flutwelle einen Pegelstand erreichte, der
eigentlich nicht hätte eintreten dürfen. Nach den Wassermengen, die pro Sekunde
die Elbe abwärts schossen, hätte der Wasser-Höchststand in Dresden nur bei etwa
8,77 Metern liegen dürfen. Gemessen wurden jedoch 9,40 Meter.
Für dieses zunächst scheinbare
Rätsel haben die Cottbuser Wissenschaftler inzwischen eine Erklärung. Der
Platz, den der Fluss hatte, um sich auszubreiten, habe sich in den vergangenen
Jahrzehnten langsam, aber insgesamt doch spürbar verringert. Als eine Ursache
dafür nennt Professor Grünewald deutliche Sandablagerungen auf den Elbwiesen,
die inzwischen auch zum Teil mit Sträuchern bewachsen sind und unter Naturschutz stehen. Außerdem sei
auch der Zugang zu Flutrinnen, die vor
hundert Jahren angelegt wurden, nicht ausreichend freigehalten worden. Die
Folge: Die so genannte Ostra-Rinne in Dresden, eine Art Notausgang für die Elbe
im Flutfall, sei nur eingeschränkt wirksam gewesen.
"Je länger ein Hochwasser
zurückliegt, um so stärker wirken andere Zwänge, wenn es um
Interessen-Abwägungen geht", beklagt Michael Kaltofen, ein Mitarbeiter im
BTU- Team von Professor Grünewald. Flächen, die für Überflutungen freigehalten
werden sollten, reizen beispielsweise als Bauland. "Wenn jemand an einem
Bahndamm bauen will, fragt er gleich, wie oft hier der Zug fährt, wer am Fluss
baut, fragt kaum nach der Hochwassergefahr", sagt Kaltofen.
Trauriges Beispiel dafür ist
Röderau-Süd, ein Ortsteil von Zeithain. Obwohl die Fläche direkt am Elbufer auf
DDR-Karten als Überschwemmungsgebiet ausgewiesen war, wurde dort nach der Wende
eine komplette Neubausiedlung errichtet. Im April hat jetzt ihr Abriss
begonnen. Alle Einwohner müssen umziehen. Röderau-Süd verschwindet wieder von
der Landkarte.
Auch an anderen Orten, zum
Beispiel in Weesenstein im Erzgebirge, werden Häuser, die von der Flut
weggerissen oder schwer beschädigt wurden, nicht wieder am alten Standort
aufgebaut, versichert Martin Socher, stellvertretender Chef der Projektgruppe
Hochwasserschutz im sächsischen Umweltministerium. Per Gesetz wurden bereits im
Freistaat Sachsen breitere Gewässerrandstreifen und Überschwemmungsgebiete
festgesetzt. In diesen Bereichen darf nicht neu gebaut werden.
Mehr als 700 Brücken, für die
das Land zuständig ist werden zurzeit überprüft und umgebaut. Die Stadt Dresden
hat auf ihrer Internetseite interaktive Karten gestellt, in denen jeder
Stadtbewohner sehen kann, ob und wie sehr sein Haus bei einer erneuten Flut
ähnlichen Ausmaßes unter Wasser stehen würde. Jeder Hauseigentümer hat so die
Möglichkeit private Vorsorge zu betreiben.
Deutlich verbessert wird in Sachsen das Frühwarnsystem für Hochwasser. Ein
landeseinheitliches Zentrum wird künftig alle Daten erfassen und in die
betroffenen Gebiete weiterleiten. Der Aufbau soll im nächsten Jahr abgeschlossen
werden. Dazu werden alle Hochwasserpegel schrittweise mit robuster Technik und
Datenfernübertragung ausgerüstet.
21 Tote, die beim
Elbe-Hochwasser des vorigen Jahres zu beklagen waren, haben großen
Handlungsdruck erzeugt Entgegen zeitweise öffentlichen Anfeindungen gegen die
sächsischen Talsperren, stellen die Cottbuser Wissenschaftler der BTU den
Speicherbecken gute Kritiken für ihre Rolle beim Elbe-Hochwasser aus. Die
Talsperren hätten geleistet, was sie konnten, doch die Niederschläge, die vom
11. bis 13. August vorigen Jahres gerade im Erzgebirge niedergingen, lagen nach
ausgewerteten Messungen zum Teil nahe an den Mengen, die rein physikalisch
überhaupt vom Himmel kommen können.
Konsequenzen gibt es trotzdem
nach dem Elbe-Hochwasser auch bei den sächsischen Speicherbecken. Zulasten der
Trinkwasservorräte wird die Speicherkapazität für Hochwasser erhöht. Ein im Bau
befindliches Rückhaltebecken in Lauenstein wird wegen der Hochwassererfahrung
doppelt so groß
wie ursprünglich geplant.
Insgesamt sind nach derzeitigen
Berechnungen etwa 800 Millionen Euro notwendig, um in den kommenden Jahren den
präventiven Hochwasserschutz in Sachsen nach dem neuesten Stand der Technik
auszubauen. Geld, das der Freistaat alleine nicht aufbringen kann.
"Wir hoffen da auf Hilfe von Bund und EU", sagt Martin Sochet aus dem
sächsischen Umweltministerium. Dass beim Elbe-Hochwasser im vorigen August
schon Lehren aus der Oderflut von 1997 berücksichtigt wurden, nennt Grünewald
in seinen Untersuchungen als positives Beispiel. In Abstimmung mit
Sachsen-Anhalt und Brandenburg seien im August 2002 Havelpolder geflutet und
die Hochwasserwelle der Elbe in Höhe Wittenberge dadurch um einen halben Meter
gekappt worden. Die Stadt sei dadurch vor der Überschwemmung gerettet worden.
Anschließend sei es jedoch, so Grünewald, zu einem massenhaften Fischsterben im
Havelgebiet gekommen, weil die überfluteten Polder intensiv landwirtschaftlich
bewirtschaftet waren, was zu Sauerstoffmangel im Wasser führte. In Sachsen
laufen nach Angaben des Umweltministeriums zurzeit Verhandlungen mit Landwirten
über Entschädigungen, damit die Äcker und Wiesen künftig als
Überflutungsflächen zur Verfügung stehen.
Bestimmte
Hochwasserschutzmaßnahmen werden in sächsische Gesetze einfließen, kündigt
Martin Socher vom Umweltministerium an. "Die Sensibilität für die
Hochwassergefahr ist jetzt in den Behörden und Institutionen geschärft, sie
darf nicht wieder verblassen", begründet der stellvertretende Leiter der
Projektgruppe Hochwasserschutz diesen Schritt.
Wie notwendig das ist, belegen Zahlen, die Professor Grünewald vorgelegt hat. Danach war die Elbeflut des vorigen Sommers kein "Jahrtausendereignis" wie zunächst vermutet. Nach Wahrscheinlichkeitsberechnungen könnte ein Hochwasser mit Wassermassen wie 2002 in "nur" 150 bis 200 Jahren wieder auftreten
Der Gesamtschaden; der durch das Elbe-Hochwasser verursacht wurde, beträgt etwa 9.2 Milliarden Euro. Zwei Drittel
davon entfallen auf den Freistaat Sachsen. In ganz Europa wurden im August 2002 Hochwasserschäden von 18.5
Milliarden Euro registriert.
337 000 Menschen waren direkt vom Hochwasser betroffen, 21 verloren in den Fluten ihr Leben.
Allein in
Dresden mussten 35 000 Menschen evakuiert
werden.
Die Rückhaltekapazität für Hochwasser in den sächsischen Talsperren wird erweitert. 1992 waren elf Prozent des
gesamten Speichervolumens Hochwasserkapazität plus Sicherheitsbereich. Jetzt beträgt dieser Anteil bereits mehr als
27 Prozent und soll bis Ende 2003 auf fast 33 Prozent steigen.
An dieser
Stelle sei eine Bemerkung des Verfassers dieser Internet-Seite gestattet :
Viele der eingangs von Professor Grünewald und seinen Mitarbeitern verdeutlichten Ursachen und Folgen von Hochwässern und
ihrem Ablauf sind
auch in der folgenden Publikation enthalten:
Länderarbeitsgemeinschaft
Wasser
Hochwasser – Ursachen und
Konsequenzen
im Auftrag der
Umweltministerkonferenz
Herausgegeben von der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA)
Umweltministerium
Baden-Württemberg
Stuttgart, im
November 1995
An dieser Stelle folgen
aus der Sicht des Verfassers die letzten Beiträge zum Elbehochwasser 2002:
Eigentlich dachte ich
damit ist alles auf den Weg gebracht, ...
... aber weit gefehlt:
die bundesdeutschen Gesetzesmühlen mahlen langsam:
Am 17.04.2004 konnte der
Leser der Lausitzer Rundschau unter der Überschrift :
Auf die
Jahrtausendflut folgt die Paragrafenflut
Erstaunliches Lesen:
COTTBUS. Für die deutsche Bauwirtschaft hat sich durch die Beseitigung der Schäden, die im Sommer
2002 von der Jahrtausendflut in Sachsen und Sachsen-Anhalt angerichtet wurden, kein nennenswerter
Zuwachs ergeben. Nur die sächsischen Baubetriebe hätten 2003 ein Umsatzplus von 4,5 Prozent
gemeldet, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der deutschen Bauindustrie, Michael
Knipper, der RUNDSCHAU. Aber auch in Sachsen erwarte die Branche 2004 wieder einen
Umsatzrückgang. Knipper führte dies zurück darauf, "dass unser Planungsrecht nicht in Ordnung ist". Es
dauere Jahre, "bis alle Instanzen durch sind" und
"alles wieder in Schuss ist". (Eig. Ber./rb)
Im August ist es zwei Jahre her, dass Sachsen sowie Teile Sachsen-Anhalts und Brandenburgs im
Jahrtausendhochwasser versanken. Der Hauptverband der deutschen Bauindustrie forderte angesichts der Schäden ein
langfristiges, europäisches Maßnahme-Paket zur Vermeidung derartiger Flutkatastrophen. Michael Knipper,
Hauptgeschäftsführer des Verbandes, warnte damals davor, diese Notwendigkeit aus dem Blick zu verlieren, sobald die
Flut wieder aus den Schlagzeilen verschwindet. Die RUNDSCHAU sprach mit ihm über den Umgang mit den
Flut-Folgen und deren
Auswirkungen auf die Baubranche.
Herr Knipper, das ungeheure Ausmaß der Schäden machte nach dem Abklingen des ersten Schocks
Wirtschaftsforscher optimistisch. Sie glaubten, die Aufbauarbeit könnte die Trendwende am Bau
bringen. Wie es scheint haben sie damit gewaltig daneben gelegen.
Es hat kein Plus in der deutschen Bauwirtschaft gegeben nach der Flut, nicht mal im Osten. Nur in Sachsen gab es eine
regionale Sonderkonjunktur . Das hatten wir auch erwartet. Für das Jahr 2003 konnte der Sächsische
Baugewerbeverband erstmals nach sieben Jahren Rückgang ein Umsatzplus von 4,5 Prozent vermelden. Diese
Umsatzerholung ist insbesondere auf die Arbeiten zur Beseitigung der Flutschäden aus dem Sommer 2002
zurückzuführen und daher kein Beleg für eine generelle Trendwende. Im Übrigen geht auch die sächsische
Bauwirtschaft in
diesem Jahr wieder von einem Umsatzrückgang aus.
Die Aufbauarbeiten sind doch aber noch lange nicht abgeschlossen.
Das ist richtig, es gibt noch viel zu tun. Über die Erneuerung der Mulde-Brücke in Grimma beispielsweise diskutieren
Experten noch immer, im Weißeritztal ist noch viel aufzubauen. Dabei zeigt sich wieder einmal, dass unser
Planungsrecht nicht in Ordnung ist. Die Menschen hätten alles wieder so aufbauen können wie es war, wollten es
diesmal aber besser machen. Das wiederum setzt
allerdings ein neues Planungsrecht voraus.
Was heißt
das?
Das heißt, es ist wieder ein neues Planfeststellungsverfahren nötig und das dauert, bis alle Instanzen durch sind. Das
heißt, hochinteressante Ingenieurbauprojekte wie die Bahnbrücken sind jetzt erst im Gange. Es war irrsinnig
anzunehmen, dass es schon 2002 und 2003 zu einer Auftragsflut kommt. Es wird noch Jahre dauern, bis alles wieder in
Schuss ist.
Sie hatten im August 2002 die Sorge geäußert, dass alle Notwendigkeiten eines effektiven
Hochwasserschutzes vergessen werden könnten, sobald die Flut wieder aus den Schlagzeilen gerät.
Haben Sie sich zu Recht gesorgt?
Jein. Es ist einiges auf den Weg gebracht. Zufrieden sind wir damit noch nicht. So vermisse ich zum Beispiel ein
stetiges Deich-Investitionsprogramm, so wie wir es damals
gefordert haben.
Im Wasserbau hat die Flut zu einem aberwitzigen Stau geführt. Der Bund hat das Wasserbauprojekt 17, den Ausbau
der Elbe, gestoppt.
Da haben wir nun das hochmodernste Wasserstraßenkreuz Europas und dahinter ist Schluss. Das macht
doch überhaupt keinen Sinn. Zumal der Ausbau der Elbe nach streng ökologischen Gesichtspunkten
erfolgt. Ziel ist, eine dauerhafte Wassertiefe von zwei Meter achtzig zu sichern. Damit bliebe die Elbe
selbst bei einer ungewöhnlichen Dürreperiode, wie sie im vergangenen Jahr auf die Flut gefolgt ist, noch
schiffbar.
Hochwasserschutz heißt, die Flüsse als Ganzes zu betrachten und schon an der Quelle so viel wie
möglich zu tun, um der Natur den nötigen Raum zu geben. Was tut sich grenzüberschreitend?
Die Internationale Kommission zum Schutz der Elbe hat einen Hochwasser-Aktionsplan beschlossen. Das Konzept der
deutschen und tschechischen Experten empfiehlt, der Elbe und ihren Zuflüssen wieder mehr Raum zu geben. Die
grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist dabei unerlässlich. Denn Umweltprobleme sind nicht national zu lösen,
sondern nur europäisch und global. Es nützt nichts, in Deutschland Dämme zu bauen, wenn am Oberlauf der Flüsse
nichts getan wird.
paragrafenflutelbelr170404.rtf
Flutschäden in Sachsen fast beseitigt |
DRESDEN. Zwei Jahre nach dem Hochwasser ist der
Wiederaufbau in Sachsen weitgehend bewältigt. Wie
Staatskanzleichef Stanislaw Tillich (CDU) gestern zum
zweiten Jahrestag der Flut mitteilte, wurden 93 Prozent der
Mittel: für den Wiederaufbau bewilligt oder bereitgestellt.
Sachsen stehen 4,66 Milliarden Euro aus dem Fluthilfefonds
und dem EU-Solidarfonds zur
Verfügung.
(AFP/kr) |
Quelle: LR, 13.08.2004
Ich glaube, dass der oben
stehende Beitrag der letzte zu diesem Thema gewesen ist.
Oder ? ....
Nun wirklich die absolut letzte Mitteilung oder (??):
Zu den Schäden, verursacht
durch das verheerende Elbe-Hochwasser veröffentlichte die Lausitzer
Rundschau am 01.09.2004
folgende Notiz:
11,3 Milliarden Schaden Das verheerende Elbe-Hochwasser
vor zwei Jahren hat in Deutschland
und Tschechien einen Schaden von
11,3 Milliarden
Euro
verursacht. Das geht aus einer
grenzübergreifenden Dokumentation
hervor, die
gestern vorgestellt wurde. |
Noch einmal zum Thema: Hochwasserschutz in Deutschland, nach dem viele natürliche und
künstlich aufgebaute Hürden genommen worden sind, heißt es nun endlich
(Lausitzer Rundschau, 18.03.2005):
BERLIN. Der Hochwasserschutz in Deutschland wird neu geregelt.
Der Bundestag verabschiedete gestern (17.03.2005)
in Berlin einstimmig einen Kompromiss
des Vermittlungsausschusses.
Gegenüber den ursprünglichen Regierungsplänen setzten die Länder Änderungen in drei zentralen Fragen durch.
Demnach wird es kein Ackerbauverbot
in erosionsgefährdeten Abflussbereichen geben, die Ausweisung neuer
Baugebiete und die Errichtung neuer Ölheizungsanlagen in
Überschwemmungsgebieten
wird zudem nicht verboten.
Nach dem Vorschlag des Vermittlungsausschusses obliegt es
nunmehr den Ländern, für landwirtschaftlich genutzte Flächen in
Überschwemmungsgebieten festzulegen, wie Erosionen und Schadstoffeinträge
vermieden oder verringert werden können. Zudem dürfen Behörden in
Ausnahmefällen neue Baugebiete in Überschwemmungsbereichen ausweisen.
(ddp/kr)
Betrifft Brandenburg (Lausitzer Rundschau,
04.03.2005): DAS GUTE ZUM SCHLUSS
Die Elbdeiche im Raum Mühlberg sind nach den Hochwassershäden
von 2002 saniert. Jetzt geht es an die Erneuerung der Hochwasserschutzanlagen.
Bereits 2006 soll Baustart sein deshalb muss noch in diesem Jahr das
Planfeststellungsverfahren abgeschlossen werden.
In der Lausitzer Rundschau vom 03.05.2005 war zu lesen:
VON ERNST W. RAYMUND
47 regionale Konzepte / Landestalsperrenverwaltung koordiniert Bau
/ Flutschäden von 2002 zu 80 Prozent behoben / Vorsorge an der Elbe soll 100
Jahre halten
Das Jahrhunderthochwasser in Sachsen von 2002 hat nicht nur
Millionenschäden hinterlassen, sondern zwingt die Verantwortlichen auch zu
intelligenten Vorsorgelösungen. Verantwortlich für die gesamten
Hochwasserschutzmaßnahmen im Land ist die Landestalsperrenverwaltung. Die in
Pirna angesiedelte Behörde hat mittlerweile nach Auskunft von Geschäftsführer
Hans-Jürgen Glasebach 47 regionale Hochwasserkonzepte für ganz Sachsen
erarbeitet. Hinzu kommen zahlreiche detaillierte Konzepte für alle Ortschaften
in potenziellen Hochwassergebieten.
Die von den Fluten angerichteten Schäden sind Glasebach zufolge
schon zu 80 Prozent behoben, doch ziehen sich einige Maßnahmen noch bis ins
kommende Jahr hin. Deiche und Stützmauern mussten erneuert, oft sogar neu
konzipiert und modemen Erkenntnissen angepasst werden. Die
Landestalsperrenverwaltung plant nicht nur, sondern betreut auch fast alle
diese Baumaßnahmen selbst. Von 2002 bis 2004 waren sachsenweit mehr als 4000
ABM-Kräfte allein im Deichbau eingesetzt, betont der Behördenchef.
Um die Mehraufgaben zu bewältigen, mussten rund 170
Ingenieure als Bauleiter neu eingestellt werden.. Und diese haben noch
mindestens 20 Jahre reichlich zu tun. Sachsen hat ein Zwei-Milliarden Programm
aus Bundes- und Landesmitteln für den Hochwasserschutz aufgelegt. In
Jahresscheiben von 100 Millionen Euro sollen die Konzepte der Behörde umgesetzt
werden. Allerdings ist es bei der Finanzlage der öffentlichen Hände nicht
sicher, dass die Mittel auch jedes Jahr in der erhofften Höhe zur Verfügung
stehen, sagt Glasebach. Eine Ausnahme gibt es für Dresden. Hier will die Stadt die
Maßnahmen in eigener Regie durchziehen und erhält dafür die Mittel aus dem
Programm ausgereicht.
Die Landestalsperrenverwaltung muss sich dabei mit einem
Gewässer erster Ordnung, der Elbe, beschäftigen, das noch dazu eine
internationale
Wasserstraße ist. Hinzu kommen Gewässer zweiter Ordnung, von kleinen Bächen bis
zur Mulde. Glasebach betont: "Wenn möglich, wird nach naturverbundenen
Lösungen
gesucht."
Dazu gehören Rückhaltebecken ebenso wie unbebaute
Uferflächen, die im Hochwasserfall überflutet werden können.. Hinzu kommen
Veränderungen der Siedlungsstruktur von Ortschaften sowie die Anpassung von
Schienenwegen, Straßen und Brücken an Hochwasser-Szenarien.
Glasebach betont, dass es keinen 100-prozentigen
Hochwasserschutz
gibt. Auch würden zu rigorose Schutzmaßnahmen die Lebensqualität in vielen
Landstrichen beeinträchtigen. Hier sind Kompromisse durchaus an der
Tagesordnung.
Die Schutzmaßnahmen für die Elbe sollen etwa 100 Jahre vorhalten. Für deren
Nebenflüsse wie die Weißeritz versucht man sogar, Konzepte für die kommenden
200 Jahre zu entwickeln.
Ursprüngliche Aufgabe der Landestalsperrenverwaltung war
die Betreuung und Bewirtschaftung der rund 120 Talsperren in Sachsen, die
überwiegend im Erzgebirge liegen.. Diese liefern das Rohwasser für Trink- und
Brauchwasser an die örtlichen Wasserwerke. Weite Teile des Landes beziehen auf
wese Weise hochwertiges Wasser. Jetzt ist die Behörde für praktisch alle
Gewässer im Landesbesitz zuständig, Flüsse, Bäche, Seen und Teiche eingeschlossen.
Glasebach erwartet daher, dass die Behörde schon bald ihren Namen wechselt,
der die Aufgaben besser umschreibt. Stolz ist der Wasserwirtschaftsingenieur,
der im Juli in Ruhestand tritt, darauf, dass das in seiner Diplomarbeit
vorgeschlagene Konzept für Lauenstein im Müglitztal jetzt realisiert wird.
Drei Jahre nach dem verheerenden Elbe-Hochwasser:
BERLIN. Drei
Jahre nach der Jahrhundertflut der Elbe warnen Naturschützer erneut vor einer
möglichen Katastrophe. Für ähnlich starke Regenfälle wie damals seien weder
Bund noch Länder gerüstet, kritisierte gestern ein Experte des Bundes für
Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Bund und Länder
hätten noch nicht die ökologischen Lehren gezogen, sagte BUND-Elbe-Experte
Ernst-Paul Dörfler. Bisher seien nur stellenweise Deiche verstärkt worden, was
aber zu schnellerem und höherem Wasserfluss führe. Besser sei die
Rückverlegung der Deiche. Dies sei auch vielfach möglich, beispielsweise bei
Torgau (Sachsen). Als gutes Beispiel für Hochwasserschutz nannte Dörfler die
Überschwemmungsfläche bei Lenzen (Brandenburg). Diese Flächen seien aber
noch zu klein.
Heute vor drei
Jahren begannen die Regenfälle, die die Jahrhundertflut auslösten. Damals
starben 21 Menschen, der Schaden ging in die Milliarden. (AFP/mhs)
Quelle: Lausitzer Rundschau, 10.08.2005
BERLIN. Drei Jahre nach dem verheerenden
Elbe-Hochwasser hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) den
unzureichenden Schutz vor weiteren Überschwemmungen kritisiert. Der Elbe und
ihren Nebenflüssen fehlten weiterhin genügend Überschwemmungsflächen bei hohem
Wasserstand, teilte der Verband gestern in Berlin mit. Für den Mittel- und
Unterlauf der Elbe gebe es immer noch ein großes Hochwasserrisiko. Der BUND
befürchtet, dass die Pegelstände bei einer Wetterlage wie 2002 heute noch
einen halben Meter höher wären.
Nach Meinung der Umweltschützer haben Bund und
Länder seit der Elbe-Flut im Jahr 2002 zu sehr in den technischen
Hochwasserschutz wie beispielsweise den Deichbau investiert. Natürliche
Überschwemmungsflächen
seien jedoch nur in geringem Maße ausgewiesen worden. Auch die intensive
Landwirtschaft nahe der Flüsse sei bisher kaum gestoppt worden, sagte BUND-Experte
Ernst-Paul Dörfler.
Das Potsdamer
Umweltministerium hat gestern dagegen eine positive Bilanz bei der
Verbesserung des Hochwasserschutzes an Oder und Elbe gezogen. Dazu würden
sichere Deiche, aber auch Maßnahmen gehören, die den Flüssen mehr Raum geben,
betonte Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) in Potsdam. So würden derzeit an
der Elbe neben zahlreichen kleineren Projekten zwei große Deichrückverlegungen
realisiert - bei Lenzen und Rühstädt.
"Durch
beide Projekte, bundesweit in dieser Größenordnung einmalig, werden zwei
kritische Flussabschnitte entschärft", sagte der Minister. (dpa/pm/ta)
Quelle : Lausitzer Rundschau, 10.08.2005-08-10
Meinung des
Autors dieser WEB - Seite:
Technischer und natürlicher Hochwasserschutz müssen sich gegenseitig ergänzen. Man kann einen Schutz vor
Hochwasser nicht nur durch Vergrößerung von Retentionsflächen infolge von Deichverlegungen erreichen. Es
sind dabei auch die Folgen
abzuschätzen.
Es erhebt sich die Frage, warum in den Retentionsflächen der Flüsse nach Meinung des BUND keine
Landwirtschaft betrieben werden soll. Die Poldergebiete an der Oder werden seit Jahrhunderten
landwirtschaftlich genutzt.
Außerdem ist klar zu stellen, dass es einen 100-prozentigen Hochwasserschutz nicht geben kann, da zu rigorose
Schutzmaßnahmen die Lebensqualität in vielen Landstrichen beeinträchtigen würden, von der Größenordnung
der anfallenden
Kosten
einmal abgesehen.
P.S.
Fünf Jahre sind seit der Elbe - Jahrhundertflut vergangen: eine kurze Bilanz
Sechs Milliarden Euro Schaden in Sachsen
Hochwasserzentrum
als Konsequenz
DRESDEN/GRIMMA. Sie sind zum Symbol für die Elbeflut geworden: Dresden, Grimma und Weesenstein in Sachsen. In letzterem hatte der kleine Fluss Müglitz nach heftigem Regen am 12. August 2002 sein Bett verlassen und donnerte durch das nach ihm benannte Tal. Elf Wohnhäuser des Ortes fielen dem Hochwasser zum Opfer - ein Viertel der gesamten Gebäudesubstanz. In Dresden erreichte die Elbe am 17. August den Rekordpegel von 9,40 Meter - normal sind rund zwei Meter. Katastrophenalarm wurde ausgerufen, die historische Altstadt mit Zwinger und Oper standen unter Wasser. Tausende Menschen wurden evakuiert.
Grimma
erreichte die Flut am 13. August. Die Mulde überschwemmte die Straßen der
Altstadt gut zweieinhalb Meter hoch. Tausende Bewohner wurden vom Wasser überrascht
und mussten mit Booten und Hubschraubern gerettet werden. Fünf Jahre danach ist
dort nichts mehr von den Zerstörungen zu sehen. Alle Schäden seien beseitigt,
sagte Grimmas Bürgermeister Matthias Berger (parteilos).
Sachsen
war damals das am meisten betroffene Bundesland. Im Freistaat summierten sich
die Schäden auf geschätzte sechs Milliarden Euro. Das Land erhielt 80 Prozent
aus dem rund 7,1 Milliarden Euro umfassenden Fonds Ausbauhilfe der
Bundesregierung. "Sachsen ist schöner geworden", sagt Regierungschef
Georg Milbradt (CDU) heute. "Unsere Befürchtung, dass der Aufbau in
Sachsen zurückgeworfen würde durch diese Flut, hat sich nicht bestätigt."
Der
Freistaat hat zudem ein Hochwasserzentrum aufgebaut - um Behörden zu bündeln
und Daten für Gewässer effektiver zu sammeln. Und es gibt nun Schutzkonzepte für
alle größeren Flussgebiete im Freistaat. (dpa/ddp/das)
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 10.08.2007
Informationen zum Elbe-Hochwasser 2006
Informationen zum Elbe-Hochwasser 2013