Chronologie des Hochwassers
in der Elbe im Juni 2013 und die Folgen des Hochwassers
Wetterlage und Niederschlagsmengen im Juni
2013
Juni-Hochwasser
im Süden und Osten Deutschlands
Müssen wir vermehrt mit solch extremen Niederschlägen rechnen?
Offenbach, 6. Juni 2013 – Nach den extremen Niederschlägen der letzten
Tage, insbesondere im Süden und Osten Deutschlands, und der nachfolgenden
verheerenden Hochwassersituation, stellen sich für viele Bürger zwei Fragen: Wie
häufig kann so etwas vorkommen und ist aufgrund des Klimawandels zukünftig
häufiger mit solch extremen Ereignissen zu rechnen? Dazu Erklärungen des
Deutschen Wetterdienstes (DWD).
Nasser Mai, versiegelte Böden sowie
Schneeschmelze in den Alpen
Hochwasser ist generell kein seltenes Ereignis in diesen Gebieten. Dr. Andreas
Becker, Leiter des Weltzentrums für Niederschlagsklimatologie im DWD: „In
Erinnerung geblieben sind vor allem die Oderflut im Juli 1997 sowie die Flut an
Donau und Elbe im August 2002. Aber auch danach, in den Jahren 2005 und mehrfach
im Jahr 2010, gab es dort immer wieder kritische Situationen.“ Anders als bei
den Hochwassersituationen 1997 und 2002 handelte es sich diesmal nicht
um eine klassische Großwetterlage des Typs Vb („Fünf b“), sondern um
eine dieser
Wetterlage ähnlichen Typs „Tief Mitteleuropa (Tm)“,
das ebenfalls beträchtliche Niederschläge bringen kann.
Die heftigen Regenfälle
der zeitweise
ortsfesten
Tiefdruckgebiete „Dominik“ und „Frederik“
kamen auch nicht
unerwartet.
Öffentlichkeit, Medien
und Einrichtungen des Katastrophenschutzes waren vorgewarnt.
Der Hauptteil der Niederschläge fiel am 30./31.5. sowie am 1./2.6. Erschwerend
kam hinzu, dass durch die zahlreichen Niederschläge im Mai in vielen Re-gionen
die Böden bereits mit Wasser gesättigt waren. So floss viel Wasser oberirdisch
ab und ließ kleine Bäche und Flüsse sehr schnell anschwellen. Ein weiterer
Faktor im Süden war die zeitgleiche Schneeschmelze in den Alpen, wo in höheren
Lagen, vor allem auch in Österreich, noch reichlich Schnee lag. Dies erklärt
insgesamt die hohen Pegel des Inn und später dann die an der Donau. Die heftigen
Niederschläge in Österreich, Tschechien und Polen trugen also durch die
Zuführung der Wassermassen nach Deutschland zur dortigen Hochwassersituation
ebenfalls bei.
22.750.000.000.000 Liter Wasser fielen auf Deutschland
Aus den Informationen seines Niederschlagsbeobachtungssystems hat der DWD nun
berechnen können, welche Mengen an Wasser an diesen vier Tagen vom Himmel
fielen.
Deutschlandweit waren
das insgesamt 22,75 Billionen Liter.
Davon fielen auf
Bayern 8,28
Billionen,
Sachsen 2,50
Billionen,
Thüringen 1,43
Billionen
Hessen 1,22
Billionen Liter.
„Jahrhundertniederschläge“ in einigen Regionen an Donau und Elbe
Mit Hilfe von statistischen Verfahren ist der DWD in der Lage, aus den
Niederschlagsaufzeichnungen einzelner Orte sog. Wiederkehrzeiten zu berechnen.
Das sind Zeiträume, in denen im Mittel nur ein solcher Niederschlagsfall zu
erwarten ist. Für Aschau und Kreuth in Bayern (405,1 bzw. 372,8 l/m²),
Burladingen in Baden-Württemberg (154,0 l/m²) und Stützengrün in Sachsen (224,0
l/m²) ergeben sich hinsichtlich der in 90 Stunden gefallenen Niederschlagssumme
beispielsweise Wiederkehrzeiten von 100 Jahren, also ‚Jahrhundertniederschläge‘.
„Es stellt sich natürlich die Frage, ob die Berechnungsgrundlage solcher
Wiederkehrzeiten angesichts des Wandels unseres Klimas noch stimmt“,
schlussfolgert DWD-Niederschlagsexperte Dr. Andreas Becker.
Klimatologische
Einordnung der außergewöhnlich heftigen Niederschläge
Analysen des DWD haben ergeben, dass sich zumindest in Deutschland aus dem
Zeitraum 1951 bis 2000 kein eindeutiger Trend zu vermehrten extremen
Niederschlagsereignissen ableiten lässt. Allerdings gibt es einen Trend zu mehr
Ereignissen mit Tagesniederschlägen von mehr als 30 l/m² - vor allem im Winter.
Für eine Zunahme spricht weiter die globale Erwärmung, die auch einen
zunehmenden Wasserdampfgehalt der Atmosphäre bedeuten würde. Eine Großwetterlage
des Typs „Tief Mitteleuropa (Tm)“ bringt für gewöhnlich zahlreiche
Niederschläge, insbesondere wenn diese wie diesmal in Verbindung mit einem Tief
in der Höhe steht und die Situation über Tage anhält. Jüngste Klimaanalysen und
Projektionen zeigen, dem DWD zufolge, eine Tendenz zur Zunahme von zentral über
Mitteleuropa liegenden, feuchten Tiefdruckgebieten. Die mittlere jährliche
Anzahl steigt demzufolge von 1951 bis zum Ende des Jahrhunderts um 20%.
DWD fordert
Anpassung an die Folgen des Klimawandels
Einer weiteren Studie des DWD zufolge sollen die meisten der untersuchten
Wetterextreme bei Temperatur, Niederschlag und Wind bis zum Jahr 2100 zunehmen.
Für DWD-Vizepräsident Dr. Paul Becker ist klar: „Gerade beim Hochwasserschutz in
Deutschland dürfen wir nicht innehalten.“
Tabelle: Vergleichbare
Hochwasserereignisse seit 1997 aufgrund von niederschlagsreichen
Tiefdruckgebieten über Mitteleuropa (Vb/Vb-artig)
Jahr |
Monat |
Einzugsgebiet |
1997 |
Juli |
Oder |
1999 |
Mai |
Donau |
2001 |
Juli |
Weichsel |
2002 |
August |
Elbe / Donau |
2005 |
August |
Donau |
2010 |
Mai |
Oder/Weichsel |
2010 |
August |
Neiße / Spree / Elbe |
2010 |
September |
Neiße / Elbe / Elster |
|
|
|
Quelle: Pressemitteilung des
DWD vom 06.06.2013
Hier einige Niederschlagsmengen
ausgewählter Messstationen:
Ablauf des
Hochwassers
Wie
lange noch?
Heute
Mittag (06.06.2013) wird der Höchststand der Elbe erwartet. Königsstein, Pirna
und Bad Schandau sind geflutet.
Es
herrscht Ausnahmezustand. Erste Schadensschätzung: 2,5 Milliarden EURO.
Quelle: Sächsische Zeitung,
06.06.2013
Regenfluten und
Katastrophenalarm
Hochwasserlage im In-
und Ausland spitzt sich zu / Evakuierungen in Gößnitz und Zwickau
Prag/Passau/Chemnitz
Regen, Regen und kein Ende. Die Hochwassersituation in Deutschland und dem
benachbarten Ausland spitzt sich in einigen Regionen dramatisch zu. In mehreren
Gebieten wurde Katastrophenalarm ausgelöst.
Wasser der Chemnitz flutet am
gestrigen Sonntag (02.06.2013) die B95 im Zentrum von Chemnitz.
Foto: dpa
Nach tagelangem
Dauerregen hat sich die Hochwasserlage im Süden und Osten Deutschlands am
Sonntag (02.06.2013) dramatisch zugespitzt. Mehrere Städte und Landkreise in Bayern,
Thüringen und Sachsen riefen Katastrophenalarm aus. Die Bundeswehr bereitete
sich auf Hilfseinsätze vor. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte den am
stärksten betroffenen Ländern "volle Unterstützung" zu. In Österreich wurde ein
Mann von einer Schlammlawine begraben, in Tschechien starben zwei Menschen bei
einem Hauseinsturz. Die Regierung in Prag rief am Abend den Notstand aus.
Dramatische Szenen auch
in Deutschland: In Bayern drohe möglicherweise ein Hochwasser bisher ungekannten
Ausmaßes, warnte Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) vor einem Krisentreffen.
Katastrophenalarm wurde unter anderem in Passau und Rosenheim ausgerufen. In
Sachsen waren etwa Zwickau und Chemnitz betroffen. In Ostthüringen gab es
Katastrophenalarm im Kreis Greiz.
… Bis zum Abend sollte
der Pegelstand der Donau - so die Befürchtung - auf mehr als elf Meter steigen.
Das Jahrhunderthochwasser 2002 hatte einen Höchststand von 10,81 Metern.
Auch die Pegelstände der
Mangfall in Rosenheim könnten einen neuen Rekord erreichen, befürchtete ein
Sprecher der Stadt. Der Damm drohte zu brechen. In Rosenheim wurden erste
Stadtteile evakuiert. An vielen Schulen in Bayern soll der Unterricht an diesem
Montag (03.06.2013) ausfallen.
Die thüringische
Kleinstadt Gößnitz mit ihren rund 3000 Einwohnern sollte komplett evakuiert
werden.
"Der Pegel der Pleiße
steht momentan bei 4,14 Meter, normal ist ein Meter", sagte die Sprecherin des
Landratsamtes, Jana Fuchs, am Abend. …
… Land unter auch in
Sachsen: In Chemnitz trat der gleichnamige Fluss über die Ufer. In Zwickau
brachten Helfer Menschen eines Ortsteils in Sicherheit.
Im Vogtland lief die
Talsperre Pirk über.
In Grimmas Altstadt
standen Straßen unter Wasser. "Rund 2000 Menschen müssen in Sicherheit gebracht
werden", sagte eine Stadtsprecherin. Nach Angaben des Landkreises Leipzig
könnten die Pegelstände des Hochwassers von 2002 überschritten werden. …
… Auch in Sachsen-Anhalt
gab es keine Entwarnung. "Die Lage sieht vor allem bei Wetterzeube dramatisch
aus.
Hier droht an der Weißen
Elster das höchste Hochwasser seit 1924", sagte Ministerpräsident Reiner
Haseloff (CDU).
dpa/dst
Quelle: Lausitzer Rundschau,
03.06.2013 (gekürzt, vorwiegend auf die Nebenflüsse der Elbe bezogen)
Grimmas Innenstadt
ertrinkt zum zweiten Mal
Erste sinkende Pegel –
aber keine Flut-Entwarnung in Sachsen / Dresden und Leipzig rechnen mit dem
Schlimmsten
Dresden
Das Hochwasser bedroht nun auch Sachsens Metropolen. Dresden rechnet mit neun
Metern Wasserstand. Leipzig flutet Badeseen und Waldflächen, um das Schlimmste
zu verhindern.
Die
Mulde-Städte Grimma und Döbeln versanken zum zweiten Mal seit 2002 im
Hochwasser. Hoffnung bereitet indes, dass der Dauerregen endlich nachlässt.
Das Hochwasser der Mulde hat das
Zentrum von Grimma volkommen überschwemmt. Feuerwehrleute evakuieren bedrohte
Menschen aus ihren Häusern. Foto: dpa
Mit großer Sorge
erwartete Sachsen am Montag (03.06.2013) die Nacht. Das Landeshochwasserzentrum
kündigte am Abend für alle Elbpegel die Alarmstufe 4 an.
Noch bis in die zweite
Wochenhälfte, hieß es, werde der Pegel steigen. So bereitete sich Dresden auf
das Schlimmste vor. Innenminister Markus Ulbig (CDU) kündigte bis Donnerstag
neun Meter Wasserstand an, das wären 40 Zentimeter weniger als bei der
Jahrhundertflut 2002.
Für Leipzig verschärften
sich am Montag (03.06.2013) die Vorhersagen. Wegen des Dauerregens im
Erzgebirgsvorland richtete sich die Stadt auf weiter steigende Pegelstände ein.
Zwar wurde bereits in der Nacht zum Montag 02.06./03.06.2013) die Weiße Elster
teilweise in den Zwenkauer See geleitet. Das reichte aber nicht zur Entwarnung.
Zusätzlich wurden im Norden der Stadt Vorbereitungen getroffen, um im Notfall
auch das Nahle-Auslassbauwerk zu öffnen, teilte die Stadtverwaltung am
Nachmittag mit. Damit würden Waldflächen überflutet, um Wohngebiete zu schützen.
Der Pegel der Weißen
Elster in Kleindalzig erreichte dennoch Alarmstufe 4 bei 4,69 Metern. Für die
Nacht erwartete die Stadt einen Höchstwert von 5,30 Metern.
Währenddessen konnten
die Städte an der Mulde vorsichtig aufatmen. Dort stieg der Pegel am Nachmittag
nicht mehr an – und es hörte nach Tagen langsam auf zu regnen.
Grimma (Kreis
Nordsachsen) und Döbeln (Kreis Mittelsachsen) waren damit über den Scheitel
hinaus. Beide Innenstädte ertranken seit der Jahrhundertflut 2002 zum zweiten
Mal in den Fluten.
Der Mulde-Pegel
Grimma-Golzern stand am Abend bei 7,60 Metern, mit leicht fallender Tendenz. Die
Innenstadt blieb komplett abgesperrt.
In der 22
000-Einwohner-Stadt Döbeln zog sich das Wasser langsam zurück. Dennoch blieb die
Innenstadt weiträumig nicht passierbar….
… In den sächsischen
Zuflüssen zur Lausitzer Neiße gingen die Wasserstände langsam zurück.
Auch in Zwickau und
Chemnitz schien das Schlimmste überstanden. Dort konnten evakuierte Anwohner
wieder in ihre Häuser zurück. Es ist allerdings mit schweren Zerstörungen zu
rechnen.
Laut dem
Energieversorger Envia waren am Montag (03.06.2013) in den Kreisen
Mittelsachsen, Zwickauer Land und Nordsachsen 9500 Menschen ohne Strom. Viele
Schulen bleiben bis Mittwoch (05.06.20139 geschlossen.
Zum Thema:
Weniger Regen in ganz Deutschland, davon gehen die Meterologen in den
nächsten Tagen aus. Helmut Malewski vom Deutschen Wetterdienst prognostiziert
für die ostdeutschen Bundesländer ein wenig Entspannung. Ganz vorbei sei es mit
dem Regen noch nicht, allerdings soll es nur noch in bestimmten Regionen
vereinzelte Regenschauer geben. In der Lausitz soll es leicht bewölkt bleiben,
der Dauerregen soll aber erstmal vorbei sein.
Quelle: Lausitzer Rundschau,
04.06.2013 (gekürzt)
Elf Jahre nach der „Jahrhundertflut“
Die Mulde holt sich die Städte zurück
GRIMMA/EILENBURG Elf Jahre nach dem
vermeintlichen Jahrhunderthochwasser ist die braune Flut wieder über Städte
und Gemeinden an der Mulde hereingebrochen. Rund 15 000 Menschen mussten
allein in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen evakuiert werden. Während die
neu gebaute Flutmauer die Stadt Eilenburg bis zum Abend (03.06.2013) vor dem
Schlimmsten bewahrte, versanken Grimma und Döbeln erneut im Flutwasser.
Rund eine halbe Milliarde war nach der Flut 2002
in den Wiederaufbau Grimmas geflossen. Doch während nahezu jees Altstadt-Haus
in neuem Glanz erstrahlte, sind die neuen Flutschutzanlagen erst zur Hälfte fertiggestellt. Und das rächt sich jetzt: Auf rund 1,20 Meter wuchs gestern der
Wasserpegel in der Altstadt an. Mit Booten evakuierten Feuerwehrleute und
THW-Helfer die letzten Bewohner. Mehr als 2 000 Menschen hatten ihre Häuser
bereits am Vorabend verlassen.
Auch in Döbeln lief die Innenstadt voll. Auf der
sogenannten Muldeninsel waren Dutzende Menschen vom Wasser eingeschlossen,
darunter zahlreiche freiwillige Helfer. Sie mussten teilweise die Nacht in Büros
und Geschäften verbringen. Erst gestern Morgen (03.06.2013) konnten sie von
Bundeswehrsoldaten und Rettungskräften in Sicherheit gebracht werden.
In Eilenburg wurden bereits am Sonntagabend
(02.06.2013) rund 7 000 Bewohner der Innenstadt evakuiert. Hunderte verbrachten
die Nacht in Schulen und Turnhallen Evakuierten in der Turnhalle Ost ausharrte….
… Der Tierpark, der bei der 2002er-Flut ein
Drittel seines Bestandes verloren hatte, wurde bis in die Morgenstunden
(04.06.2013) hinein ebenfalls evakuiert….
Bis zum Abend (03.06.2013) hielt die 2007
errichtete Eilenburger Flutmauer das Muldewasser noch von der „Geisterstadt“
fern. Allerdings schwappte der Mühlgraben im Westteil über und setzte mehrere
Grundstücke unter Wasser. –bi.-
Quelle: Morgenpost, 04.06.2013
Talsperren: Immer mehr laufen über
OELSNITZ/V/EIBENSTOCK - Die Situation in den
erzgebirgischen und vogtländischen Talsperren bleibt angespannt. Die
Landestalsperrenverwaltung konnte gestern (03.06.2013) angesichts des
anhaltenden Dauerregens keine Entwarnung geben.
Seit Freitag (31.05.2013) wurden in allen
sächsischen Talsperren und Rückhaltebecken rund 60 Millionen Kubikmeter Wasser
zurückgehalten. Nun haben viele Talsperren ihre Kapazitätsgrenzen erreicht.
Nicht nur die Talsperren Pirk, Stollberg und Eibenstock sind bereits
übergelaufen (Morgenpost berichtete). Auch in Sosa, Werda, Altenberg sowie der
Koberbachtalsperre bei Werdau und der Talsperre Muldenberg bei Grünbach schießt
das Wasser nun über die Kanten.
"Dadurch gibt es keine Verschärfung der
Hochwassersituation. Der Überlauf der Talsperren erfolgt über die
Hochwasserentlastungsanlagen. Diese geben das Wasser so ab, dass an den
Talsperren selbst keine Schäden entstehen und diese sicher sind", erklärt Katrin
Schöne, Sprecherin der Landesralsperrenverwaltung.
In der Talsperre Eibenstock entspannt sich die
Lage zumindest leicht. Katrin Schöne: "Der Spitzenwert von 220 Kubikmeter pro
Sekunde im Zufluss konnte auf 80 Kubikmeter pro Sekunde im Abfluss reduziert
werden. Die Zwickauer Mulde unterhalb der Talsperre wurde dadurch enorm
entlastet." ary/cast
Quelle: Morgenpost, 04.06.2013
An dieser Stelle einige Bilder vom Oberlauf der
Elbe, einschließlich Dresden:
Kurort Rathen, 03.06.2013, 14:00 Uhr
Quelle: Verfasser
Elbe in Dresden
am 04.06.2013, Foto: Verfasser
Was kommt da noch alles?
Die Sächsische Zeitung gibt Antworten auf einige
der drängendsten Fragen zur Flut.
? Wasser und kein Ende; Wie hoch steigt die Elbe
in den nächsten Stunden noch?
Heute (06.06.2013), am späten Abend, soll der
Höchststand erreicht sein. Der Hochwasserscheitel kommt später als erwartet und
liegt etwas höher. Der Grund dafür liegt in Tschechien. 95 Prozent des
Elbewassers kommt von dort. Usti hatte seinen Höchststand erst spät in der
Nacht. Gut 20 Stunden sind es dann noch bis nach Dresden. Das Wasser blieb dort
nur wenige Zentimeter unter dem Stand von der Flut
2002. In Dresden soll die Elbe
unter dem Rekordhochwasser bleiben. Etwa 8,80 Meter sind vorausgesagt, 2002
waren es 9,40 Meter.
? Rettung mit Sand, Holz und Stahl: Tagelang
strömt das Wasser an den Deichen entlang. Wie gefährdet sind sie?
Wände aus Stahl halten die Wasserrmassen zurück.
Der Druck des Wassers dichtet sie automatisch ab. Das funktioniert auch
tagelang. Anders der Deich. Wie viel Wasser dort durchsickert, das hängt im
Wesentlichen vom verwendeten Material ab und ob es eine innenliegende Dichtung
gibt: eine Tondichtung oder auch eine Spundwand. Einmal gebaut ist so ein
Deich aber nicht unbedingt auf ewig dicht. Maulwürfe können sich Gänge graben.
Die Stabilität hängt auch von der Breite des
Deiches ab. Fazit: je neuer und besser das Innenmaterial und je breiter und
flacher, umso länger hält er das Wasser zurück. Im Umkehrschluss, alte Deiche
halten unter Maximallast teils nur wenige Tage.
? Die Jahrhundertflut kommt nun öfter: Warum
wieder so ein Hochwasser?
In der Tat kommt das Jahrhunderthochwasser
derzeit öfter. Es bleibt aber immer noch ein Jahrhundertereignis. Ein solches
kann dreimal in einem Jahrzehnt eintreten und dann 300 Jahre wieder nicht. Am
Rhein gibt es solche Fälle beispielsweise. Die Statistik geht dabei eben ein
paar Hundert Jahre zurück. Häufen sich nun aber in den kommenden Jahren noch
mehr solcher Katastrophen, dann wird sich auch die Eingruppierung - ab welchem
Pegel spricht man von einem Jahrhunderthochwasser - ändern. Dann würde dies
eventuell noch ein 50-jähriges Ereignis sein. Wetterlagen, die solche Fluten
hervorbringen, gibt es in den letzten Jahren häufiger denn je. Trogwetterlage
nennt sich das. In nur 20 Jahren hat sich deren Zahl verdreifacht. Sie bringen
entweder extrem stabiles schönes Wetter mit sich, oder eben leider auch sehr
stabiles schlechtes Wetter. Dann bleibt der Regen nämlich über Tage an ein und
demselben Ort. Wie diese Woche.
? Kommt jetzt der Sommer, nachdem der Regen
endlich aufgehört hat?
Endlich Sonne. Wenigstens eine wirklich gute
Nachricht: jetzt hat auch in Ostsachsen der Regen aufgehört, und auch in
Nordböhmen. Was bleibt, sind einige lokale Schauer und Gewitter, wie im Sommer
halt üblich. Dazu die passenden warmen Temperaturen. Diese Gewitter können zwar
heftig sein, aber wirklich ernste Auswirkungen auf die Hochwassersituation an
der EIbe haben sie nicht. Sie sind zu lokal und sind nur vergleichsweise kurz.
Zumindest von oben ist damit nun schon mal Entspannung in Sicht.
? Lässt der Flutschutz in Dresden Städte wie
Meißen untergehen?
Jeder Flutschutz hat Auswirkungen auf die
nachfolgenden Regionen. Wenn das Wasser in Dresden nicht in die Breite fließen
kann, wird es nicht zwischengeparkt. Besonders bei schnell steigenden Pegeln
wäre das von Bedeutung für die Städte am Unterlauf Steigt das Wasser wie in
diesem Falle langsam an und bleibt auch noch sehr lange hoch, hat dies weniger
Einfluss. Nicht der Flutschutz in Dresden war es also, der Meißen unter Wasser
gesetzt hat, eher der unzureichende Schutz dort.
? Mehr als erwartet: Die Modelle haben sich
verschätzt, warum?
Es gibt unzählige kleine Flüsse und Bäche im
Einzugsge biet von EIbe und Moldau. Die wenigsten haben einen Pegel. Daher
basieren die Pegelprognosen teils auf Schätzungen. Wenn es nun aber wie in
diesem Fall über einer Fläche von 50000 Quadratkilometern nicht schlagartig
schnell, sondern über viele Tage hinweg regnet, steigt die Fehlerquote.
Insbesondere am Anfang des großen Regens war daher der Ernst der Lage nicht
erkennbar.
? Welche Regionen am Fluss sind bei Hochwasser am
stärksten gefährdet?
Je enger das Tal, umso weniger Möglichkeiten gibt
es, die Wassermassen zurückzuhalten. je steiler die Hänge sind, umso schneller
ist das Wasser im Fluss unterwegs.
Und hohe Fließgeschwindigkeiten werden schon bei
kleinen Wasserständen problematisch. Das trifft ins besondere auf die Region in
der Sächsischen Schweiz zu.
? Ein
Pegel, aber die Prognosen sind unterschiedlich. Warum können die Wasserstände
nicht besser vorhergesagt werden?
Hinter den Prognosen befinden sich
Rechenmodelle. Sie arbeiten vor allem im Extrembereich nicht sonderlich
zuverlässig. Da fehlen Erfahrungen - zum Glück. Aber seit der Flut von 2002 und
2006 haben sich genau diese Extremprognosen schon deutlich verbessert. Was aber
in diesem Falle eine nicht vorhersehbare Aufstockung des Pegels brachte, war das
zeitweilige Ablassen von Wasser aus den Stauseen der Moldau, um Prag vor den
Wassermassen zu schützen. Das wurde zwar dementiert. Politiker von Usti
allerdings bleiben dabei. Auch deren Stadt war dadurch stärker betroffen. Der
Pegel stieg hier fast einen halben Meter höher als zunächst erwartet. Und jetzt
wird dies nach Dresden, Meißen und Riesa durchgereicht.
? 2002, 2006, 2010 - und alles schon vergessen?
Warum verdrängen wir die bösen Erinnerungen so oft?
Es liegt zum Glück in der Natur unserer Psyche,
dass wir in den meisten Fällen unangenehme Ereignisse leichter vergessen als
positive. Menschen in solchen Extremsituationen brauchen die ganze Kraft und
Konzentration zur Bewältigung der Krise. Wir versuchen zu handeln, zu bewältigen
und wieder Kontrolle zu gewinnen, und dies überschreibt bald unsere Erinnerung
an das eigentliche Problem. Die nachträgliche Beurteilung von Risiken und
vielleicht auch Schutz vor solchen Gewalten wie der Flut kann dadurch durchaus
beeinträchtigt werden. Zudem verleitet auch noch der Begriff Jahrhundertflut,
die nächste Katastrophe erst weit, weit weg zu glauben.
? Sind die Brücken gefährdet, wenn jetzt das
Hochwasser so lange bleibt?
Die Dämme und Deiche sind dann das größte
Problem, sie weichen auf. Die Brücken indes sollten selbst diesen
Wasserrmassen standhalten. Auch dann, wenn sie ganz überspült sind. Aber sie
stauen das Wasser halt auf Gefahr geht für diese Bauwerke indes von Treibgut
auf dem Fluss aus, Bäume zum Beispiel, die mit enormer Geschwindigkeit
herangetrieben werden.
? Wann geht das wasserendlich wieder auf normalen
Stand zurück?
Das viele Wasser bleibt noch tagelang im Fluss.
Die Prognosen, wie schnell es abfließt, sind noch schwieriger als der Anstieg zu
berechnen. Es gibt keine zuverlässige Vorhersage. Viel Wasser, das heißt sieben
Meter und mehr sind am Wochenende (08./09.06.2013) sehr wahrscheinlich. Und auch
danach sinkt der Pegel nur langsam. Hauptgrund ist der extrem nasse Boden im
Einzugsgebiet der Elbe. Und außerdem wird von den Talsperren der Moldau
weiterhin Wasser abgelassen, um Stauraum zu schaffen.
? Eine unsichtbare Gefahr lauert in der Erde.
Warum bereitet das Grundwasser nach mehreren Tagen solche Probleme?
Die Böden sind durch den langanhaltenden Regen so
voll mit Wasser wie noch nie um diese Jahreszeit. So können durchaus noch viele
Tage nach der Flut Keller volllaufen, Öltanks auftreiben und Haustechnik
zerstört werden. Grundwasser dringt durch das Mauerwerk. Dadurch entstehen Risse
in der Wand. Eine weitere Ursache kann der Rückstau des Abwassers aus der
Kanalisation sein. Unsichtbar ist indes die Verunreinigung des Trinkwassers mit
Keimen. Die regionalen Warnungen, Trinkwasser abzukochen, sollten dringend
befolgt werden. In Dresden kommt derzeit das Trinkwasser aus der Talsprerre
Klingenberg. Normalerweise wird etwa ein Drittel an der Elbe gefiltert, das
geschieht derzeit nicht. Dadurch ist das Dresdner Trinkwasser sauber wie zuvor.
? Ist die Versorgung mit Strom sicher, und wie
stabil sind die Mobilfunknetze?
Einige Tausend Sachsen hatten gestern
(05.06.2013) keinen Strom. Vorsorglich schalteten Versorger wie Drewag und Enso
einige Leitungen ab. In Leisnig gab es laut Envia-M Stromausfälle. Die Versorger
rieten, bei und vor Kellerüberflutung die Gas- und Trinkwasser-Haupthähne zu
schließen. Wer nach der Flut Strom-Hausanschlusskästen wieder in Betrieb
nehmen will, bra11cht einen Elektroinstallateur. Vodafone meldete Störungen in
Chemnitz und Dresden und bangte,dass seine Mobilfunk-Vermittlungsstelle in
Dresden trocken bleibt. Die Telekom gab ihre Vermittlungsstelle in Bad Schandau
auf und versuchte am Abend, dort zur Überbrückung eine Richtfunk-Verbindung
aufzubauen.
? Werden Lebensmittel auf nassen Feldern
verderben, und bekommen Landwirte die nötige Hilfe?
Auf Sachsens Äckern wird dieses Jahr mehr
Unkraut wachsen als üblich- aber die Obstbauern bleiben optimistisch: Heute
Kinder einer Wurzener Kita das Erdbeerlied zur Eröffnung der Erdbeersaison. Der
Termin wurde nicht abgesagt, obwohl gestern Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) einen Hof im Kreis Leipzig besuchte und von einer
"Riesen-Katastrophe" sprach. Vor allem bei Getreide, Mais und Kartoffeln haben
die Bauern nach Angaben ihrer Verbände große Probleme. Gras kann oft nicht mehr
als Futter genutzt werden. Aigner sichertet"unbürokratische" Soforthilfe zu –
allerdings nicht zusätzlich zu dem l00-Millionen-Euro-Hilfspaket vom Bund,
sondern als Teil davon.
? Geld ist das eine, die Angst, die
Hoffnungslosigkeit das andere. 'Was brauchen die Flutopfer außer materieller
Hilfe am meisten?
Besonders schwer von der Flut Betroffene können
ohne wirkliche Unterstützung psychisch ausbrennen und Depressionen entwickeln.
In solchen Fällen ist eine Therapie erforderlich. Das Gefühl von Gemeinsamkeit
und nicht alleine sein, das geteilte Leid ist unwahrscheinlich wichtig und kann
dies verhindern.Es ist die feste Verankerung in einem helfenden, ermutigenden
und unterstützenden sozialen Netz. Es sind Menschen wichtig, die einfühlsam mit
Problemen umgehen können. Familie und Nachbarn sind jetzt am wichtigsten.
Die Fakten
Eine Recherche der SZ-Reporter und
Korrespondenten in Sachsen und Tschechien.
Wissenschaftliche Mitarbeit:
Prof. Christian Bernhofer (TU Dresden,
Meteorologie),
Prof. Jochen Schanze (IÖR, Raumentwicklung),
Prof. Jürgen Stamm (TU Dresden, Wasserbau),
Prof. Hans-Ulrich Wittchen (TU Dresden,
Psychologie)
Quelle: Sächsische Zeitung,
06.06.2013
Zwischen Meißen und
Torgau sinken die Pegel nur langsam
Das Elbland wird zur
Insellandschaft / Angst um die Dämme – viele weichen immer mehr auf /
Verteidigungsminister de Maizière kündigt Besuch in Riesa an
Torgau/Meißen
Der Scheitel der Elbe ist am Freitag durch Torgau gezogen. Riesa und Meißen
kämpften bei langsam sinkenden Wasserständen weiter. Im tiefsten Verkehrschaos
mussten Industriegebiete trocken gehalten und Milchvieh gerettet werden.
Ein vom Hochwasser der Elbe
eingeschlossener Ortsteil der Gemeinde Zeithain.
Foto: dpa
Gegen 14 Uhr atmete
Torgau am Freitag (07.06.2013) langsam auf.
Bei 9,22 Metern stieg
das Wasser in der Innenstadt nicht mehr an. Am späten Freitagnachmittag sank der
Pegel erstmals seit Tagen um einen hoffnungsvollen Zentimeter. Somit musste die
Torgauer Elbebrücke nicht, wie befürchtet, geschlossen werden, teilten die
Krisenstäbe der Stadt und des Kreises Nordsachsen am Nachmittag mit.
Die Torgauer Brücke ist
seit Tagen der letzte offene Elbübergang auf einer Strecke von 80 Kilometern bis
nach Radebeul. Vorsichtshalber stapelten die Ladenbesitzer in der Torgauer
Innenstadt weiter Sandsäcke vor ihren Türen, während bei den Zuschauern am
Elbufer langsam die Sorge wich. Dennoch füllten gestern noch Hunderte Helfer
Sandsäcke, um die Deponie, den Stadtteil Loßwig und das Industriegebiet "Reptitzer
Weg" zu sichern. Auch am Montag bleiben die Schulen in Torgau zu, teilte die
Stadtverwaltung mit.
In Riesa wich das Wasser
gestern leicht zurück, die Sportstadt hatte den Höchststand von 9,40 Metern
bereits am Donnerstagnachmittag (06.06.2013) erreicht. …
Auf einer Strecke von
20 Kilometern zwischen der Gemeinde Hirschstein und Strehla hat die Elbe alle
Deiche überspült. Zwischen Strehla und dem gegenüberliegenden Lorenzkirch – dem
niedrigsten Dorf Sachsens – war der Fluss gestern einen Kilometer breit. Die
Gemeinde Zeithain mit ihren zehn Ortsteilen "gleicht einer Insellandschaft in
einem Meer von Elbewasser", sagte Landrat Arndt Steinbach (CDU).
Im Dörfchen Kreinitz
zwischen Riesa und Mühlberg musste in der Nacht die Bundeswehr 600 Milchkühe
retten. Weil dort eine Milchviehanlage vom Wasser eingeschlossen war, warf eine
Hubschrauberstaffel Sandsäcke ab, um das Gelände zusätzlich zu sichern.
Aus der Luft ist das
Flussbett nicht mehr zu erkennen – stattdessen ein breiter, brauner
Wasserspiegel. Durch die Stagnation der Fluten entlang der Elbe im Landkreis
Meißen weichen die Dämme weiter auf, viele sind bereits überflutet. Die
Verkehrsverbindungen über die Elbe bleiben für unbestimmte Zeit geschlossen –
weder in Riesa noch in Meißen können die Brücken befahren werden.
Ausnahme ist die
Bahnlinie Dresden-Leipzig, die unbeschadet des Hochwassers weiterhin in Riesa
über die Elbe kommt. In Meißen, wo das Wasser langsam aus der Innenstadt weicht,
herrscht seit Tagen Verkehrschaos. Denn auch entlang des Flusses sind die
Straßen nicht befahrbar….
Derweil ärgert sich die
Polizei über Katastrophentouristen. Riesas Polizeichef Hermann Braunger
vermeldete am Freitag "keine Plünderungen, keine Einbrüche, aber einen Haufen
übermütiger und leichtsinniger Leute"….
Auch Thomas de Maizière
(CDU) will Riesa besuchen. Der Bundesverteidigungsminister, zu dessen Wahlkreis
Riesa gehört, hat sich für den Sonntag angekündigt.
Christine Keilholz / ckh1
Quelle: Lausitzer Rundschau,
08.06.2013 (gekürzt)
Helfer kämpfen um jede
Stunde
Der Pegel bei Mühlberg
sinkt, aber langsam / Ein Damm droht zu brechen / Landrat lässt die Stadt räumen
Mühlberg/Elbe
Trotz fallender Pegel ist die Katastrophe noch nicht abgewendet. Am
Freitagnachmittag lässt der Landrat die Stadt räumen. 200 000 Sandsäcke sind
nochmal geordert worden. 550 Helfer kämpfen rund um die Uhr um Mühlberg und
seine Ortschaften.
Die Einsatzkräfte versuchen, die
Schadstellen am kritischen Deich vor Fichtenberg zu beheben.
Foto: Veit Rösler/vrs1
In der Innenstadt von
Mühlberg herrscht am gestrigen Morgen angespannte Ruhe – kaum ein Auto ist auf
der Straße. Ab und zu fährt ein Feuerwehrwagen mit Blaulicht zur Deichkontrolle,
ein Bewohner spaziert durch die Gassen. Nur der Fleischer hat offen, aber keine
Kunden. Am Rathaus stehen Journalisten und Polizei. Grundwasser wird durch
Schläuche aus Kellern abgelassen. Am Tag sechs ist in Mühlberg Ruhe eingekehrt –
könnte man denken. Doch außerhalb der Stadt, wenige Hundert Meter stromaufwärts,
spitzt sich seit der Nacht zum Freitag die Lage zu. Der Altdeich bei Fichtenberg
wird unterspült. Torsten Hoffgaard, Sprecher des Landkreises: "Dort hat es eine
Deichrutschung während der Arbeiten gegeben, die durch Einsatzkräfte mit
Sandsäcken abgesichert wird."
Feuerwehren, Technisches
Hilfswerk, Soldaten und Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft
kämpfen um jede Stunde, die der Deich hält. "Der macht es nicht mehr lange",
sagt ein Helfer beim Umladen der Sandsäcke von Bundeswehrlastern auf die Hänger
der Agrargenossenschaft. Eckard Frenzel, Ortsbeirat von Fichtenberg, fährt einen
der Traktoren. Wie das Pendel einer Uhr ausschlägt, wälzen sich die Maschinen
von der alten Elbstraße zum Deich übers Feld. "Der Boden ist sehr schlammig. Wir
kommen kaum durch", sagt er und bleibt mit seinem Fahrzeug stecken. Ein anderer
Traktor zieht den Koloss aus der prekären Lage. Ein riesiger See hat sich vorm
Deich gebildet. Soldaten haben aus Sandsäcken Stege gestapelt, trotzdem stehen
sie im Wasser. Sie sind seit Stunden im Einsatz.
Polizeisprecherin Ines
Filohn: "Die Bewohner müssen unbedingt ein Gefahrenbewusstsein entwickeln und
die Stadt verlassen. Auch wenn die Deiche teils saniert wurden, sie sind 100
Jahre alt", gibt sie zu bedenken. Die Dämme seien weich. Das Wasser würde bei
Deichbruch schnell in Wohngebiete strömen. Und tatsächlich sind Mühlberger an
diesem Morgen in den Ortsteilen und in der Stadt noch mit ihren Kleinkindern
unterwegs. "Die Polizei kontrolliert die Stadt. Bürger sollten nicht wegen ihrer
Häuser bleiben. Das Eigentum ist sicher", so Filohn.
….
Jetzt ist auch klar: Der
Pegel hatte seinen Höchststand 9 Uhr mit 9,89 Meter erreicht. Die Elbe sinkt –
aber langsam. Die Wassermassen könnten über Tage die Deiche belasten. In
Martinskirchen ist der Damm unterspült. Eine riesige Eiche reicht mit ihren
Wurzeln vom Deich bis unter die Straße.
Christian Harig,
Bereichsingenieur vom Landesumweltamt: "Das ist bislang aber noch nicht
kritisch. Sorgenkind bleibt der Deich vor Fichtenberg", sagt Harig. Es gebe noch
keinen Riss, aber der Damm sei stark unterströmt.
Harig: "Taucher bringen
Folie an, um den Druck rauszunehmen." Sonst würde feiner Boden ausgespült. Das
Porenvolumen verringere sich und der Damm würde instabil. Schon seit Tagen
sickert an vielen Stellen klares Wasser auf die Straßen. Harig: "Das ist die
natürliche Reaktion des Deiches, um sich selbst zu entlasten." An der kritischen
Stelle bei Borschütz ist es schon prekärer. Soldat Martin Reinhöfer, der gerade
eine Schicht hinter sich hat: "Der Boden am Deich ist weich wie nach zehn Tagen
Regen." Ein Kamerad fügt hinzu: "Wie wenn man über Moos läuft." Die Kompanie
darf pausieren.
Stunden später, 16.30
Uhr wird es ernst. Auch wenn Landrat Christian Jaschinski (CDU) es nicht so
formulieren will – er hatte zuvor die Zwangsevakuierung ausgeschlossen – lässt
er angesichts der dramatischen Situation ab 16.30 Uhr die Stadt räumen. Es sei
eine reine Vorsichtsmaßnahme.
Polizei fährt nun durch
die Straßen, fordert Bewohner auf, ihre Häuser zu verlassen. Ihre Sicherheit
könne man nicht mehr gewährleisten. Mühlberg wird zur Geisterstadt. Auch
umliegende Dörfer werden geräumt. In den Turnhallen von Tröbitz, Schönborn und
Finsterwalde kommen die Menschen unter, meist jedoch bei Verwandten oder
Bekannten. Regenwolken ziehen auf. Bis Redaktionsschluss haben die Dämme
gehalten.
Aktuelle Infos lesen Sie
im RUNDSCHAU Live-Ticker auf
www.lr-online.de/hochwasser
Der Deich bei Fichtenberg droht zu
brechen. Einsatzkräfte bleiben sogar mit Traktoren im Schlamm stecken.
Foto: Corinna Karl
Corinna Karl
Quelle: Lausitzer Rundschau,
08.06.2013 (gekürzt)
Flutwelle rollt gen
Norden - Lage an Elbe weiter angespannt
Magdeburg/Mühlberg/Berlin
Aufatmen oder Weiterbangen? Noch weiß keiner, was die nächsten Stunden den
Hochwassergebieten im Osten Deutschlands bringen werden. Brennpunkte sind
derzeit Magdeburg und Wittenberge. Viele Menschen müssen ihre Häuser verlassen,
um Leib und Leben zu schützen.
Die Lage in den
Hochwassergebieten im Osten Deutschlands hat sich in der Nacht zum Sonntag
(08.06./09.06.2013) weiter zugespitzt. Vor allem in Magdeburg und Wittenberge
sehen viele Menschen den kommenden Stunden mit Anspannung entgegen - eine
ungewisse Zeit zwischen Hoffen und Bangen.
In
Magdeburg (Sachsen-Anhalt) steht die Elbe mittlerweile bei 7,43 Meter, wie eine
Sprecherin des Krisenstabs am frühen Sonntagmorgen (09.06.2013) sagte.
Bei
dem verheerenden Hochwasser 2002 lag der höchste Pegelstand bei 6,72 Meter. Wie
hoch das Wasser in der nächsten Tagen noch steigen werde, könne derzeit niemand
abschätzen.
(Der
Scheitel wurde am 09.06.2013 mit 7,46 m registriert).
…
Bei Wittenberge
(Brandenburg) hatte das Hochwasser der Elbe bereits am Samstagabend (08.06.2013)
einen historischen Höchststand von 7,50 Meter erreicht. …
(Der
Scheitel wurde am 09.06.2013 mit 7,85 m registriert)….
… Erst in drei bis vier Tagen gebe es wohl eine spürbare Entspannung. Bis dahin
müssten die Dämme halten. Und noch länger - denn auch das abfließende Wasser
drücke noch mit einer gewaltigen Wucht gegen die Deiche.
Die Pegelstände in
Sachsen sind in der Nacht zum Sonntag (08.06./09.06.2013) weiter gesunken. Die
Lage an der Elbe bleibt aber angespannt - mindestens bis Montag (10.06.2013).
Denn noch immer macht das nur langsam abfließende Wasser den Deichen zu
schaffen. In vielen Orten gehen die Aufräumarbeiten weiter. Ob der angekündigte
Regen zu neuen Problemen führen wird, sei derzeit noch völlig ungewiss, hieß es.
Nahe Großtreben-Zwethau
(Sachsen) waren Einsatzkräfte am Samstag (08.06.2013) weiter damit beschäftigt,
eine defekte Klappe in einem Deich zu schließen - Wasser strömte aus. …
… Die Flutwelle rollte
in der Nacht zum Sonntag (08.06./09.06.2013) weiter gen Norden. In
Norddeutschland könnte sich die Lage stärker zuspitzen als zunächst
vorhergesagt. Experten korrigierten Prognosen für Niedersachsen,
Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein deutlich
Bundesweit stemmen sich
rund 70 000 Feuerwehrleute und 11 000 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut.
Mindestens sieben Menschen starben, mehrere werden vermisst. Für die kommenden
Tage sagen Meteorologen schon wieder Starkregen in der Mitte und im Süden
Deutschlands sowie in Tschechien und Polen voraus….
(dpa)
Quelle: Lausitzer Rundschau,
09.06.2013 (gekürzt)
Schiffe versenkt, Deich
dicht - Solidarität bringt Spenden
Berlin (dpa)
Weiter angespannte Lage trotz fallender Pegelstände: Nach der spektakulären
Aktion mit den versenkten Lastkähnen ist der Elbdeich in Sachsen-Anhalt so gut
wie abgedichtet. Das Wasser fließe an dem auf etwa 90 Metern gebrochenen Deich
bei Fischbeck nur noch auf einigen Metern Länge durch, sagte am Montag eine
Sprecherin des Krisenstabes der Landesregierung.
Der Deichdurchbruch bei Fischbeck mit den versenkten Lastkähnen.
Foto: Jens Wolf
Wann die Bewohner wieder
in ihre Orte können, blieb zunächst unklar. Tausende hatten ihre Häuser
verlassen. Im Elbe-Havel-Winkel stehen nach wie vor etwa 145 Quadratkilometer
unter Wasser, Tendenz sinkend.
Die Bundeswehr versuchte
weiterhin, den Deich so gut wie möglich abzudichten. Dazu versenkte sie am
Montag schwere Betonröhren. «Der Deichschluss ist gelungen», sagte
Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). «Das ist zweifellos die
Botschaft des Tages.»…
Der Bahnverkehr ist nach
wie vor eingeschränkt. Zwar gab die Deutsche Bahn nach dem Hochwasser eine
Regionalbahnstrecke in Sachsen-Anhalt wieder frei, Fernverkehrslinien und damit
ICE-Züge zwischen Berlin und Hannover werden jedoch weiterhin umgeleitet.
Reisende müssen Verspätungen in Kauf nehmen.
... Trotz sinkender
Pegelstände bleibt der Katastrophenalarm am schleswig-holsteinischen Abschnitt
der Elbe vorerst bestehen. «So lange wir den Deich noch beobachten müssen, weil
theoretisch die Gefahr einer Durchweichung besteht, brauchen wir die
Einsatzkräfte des Technisches Hilfswerkes vor Ort. Deshalb werden wir den
Katastrophenalarm erst aufheben, wenn keine Gefahr mehr für den Deich besteht»,
sagte der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg.
In
Mecklenburg-Vorpommern wurde der Katastrophenalarm dagegen am Montag
(17.06.2013)aufgehoben. Nach mehr als zwei Wochen besteht auch in Sachsen keine
Hochwasserwarnung mehr.
In Niedersachsen war der
Katastrophenalarm in den Kreisen Lüchow-Dannenberg und Lüneburg am Sonntag
(16.06.2013) aufgehoben worden, in Brandenburg gab es am Montagabend
(17.06.2013) im Landkreis Prignitz Entwarnung….
Quelle: Lausitzer Rundschau,
17.06.2013 (gekürzt)
"Brandenburg wird den
Flutschutz weiter verbessern"
Innenminister Woidke:
Deichrückverlegungs-Projekte zügig vollenden
Cottbus/Potsdam
Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) war am Sonntag (09.06.2013) den
ganzen Tag im Hubschrauber unterwegs. Von oben verfolgte der Minister den Kampf
gegen das Hochwasser in der Prignitz und im Havelland. Die RUNDSCHAU hat mit ihm
gesprochen.
Im Havelland könnte es
bald nass werden. Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke sieht nur noch eine
50-Prozent-Chance, dass bei Fischbeck in der Nähe von Jerichow die Elbdeiche
halten. "Dort haben wir eine sehr kritische Situation", sagte Woidke gestern der
RUNDSCHAU. "Wenn der Deich dort bricht, haben wir im Havelland massive
Probleme."
Und auch in der Prignitz
herrschte gestern weiter eine angespannte Lage. …
Dagegen hat sich die
Situation an der Schwarzen Elster aus Sicht des Ministers entspannt. Und aus der
Gegend um Mühlberg würden immerhin fallende Pegel gemeldet.
"Aber wir haben dort
noch immer eine angespannte Situation", so Woidke. "Den Katastrophenalarm und
die Hochwasserwarnstufe vier werden wir sicher nicht vor einem Pegelstand von
8,50 Metern aufheben."
Große Sorgen machen dem
Innenminister indes die Schaulustigen, die mit ihren Fahrzeugen die Wege zu den
Deichen verstopfen. "Wir können da auf niemanden Rücksicht nehmen", sagte Woidke
der RUNDSCHAU.
"Wo es geboten ist,
räumen wir die Wege frei – dann werden Privatfahrzeuge, die da nicht hingehören,
auch mal in den Graben gekippt." Für Diskussionen wie in der niedersächsischen
Stadt Hitzacker, wo einem NDR-Bericht zufolge über die Bereitstellung von
Aussichtsplattformen für Schaulustige nachgedacht wurde, hat der Brandenburger
Innenminister kein Verständnis. "Wir haben wirklich andere Sorgen", so Woidke
gegenüber der RUNDSCHAU. "Ich wundere mich über die Entspanntheit, die es dort
scheinbar gibt."
Die
aus Sachsen-Anhalt gemeldeten Drohbriefe, die Anschläge auf Deiche ankündigten,
waren dem Minister dagegen am Sonntag nicht bekannt.
"Ich hoffe, dass es
solche Verrückte hier bei uns in Brandenburg nicht gibt", sagte Woidke. Aber die
Deiche in Brandenburg würden derzeit ohnehin durch Deichläufer und
Sicherheitskräfte bewacht.
Angesichts immer
stärkerer Kritik an veralteten Deichen etwa entlang der Schwarzen Elster betonte
Woidke, dass das Land Brandenburg den Hochwasserschutz weiter verbessern werde.
"Wir werden die
begonnenen Deichrückverlegungs-Projekte zügig vollenden, wenn uns daran keine
Einwände von Anwohnern hindern", so Woidke.
Bei Lenzen in der
Prignitz, wo der Elbdeich auf einer Strecke in den vergangenen Jahren deutlich
weiter ins Land verlegt wurde, zeige sich derzeit die Wirksamkeit dieser
Maßnahmen. "Mit dem alten Deich hätten wir hier massive Probleme gehabt." Nun
seien dort 500 Hektar Fläche geflutet.
Zufrieden dagegen zeigte
sich der Innenminister mit den Leistungen des eigenen Ressorts: Der
Brandenburger Katastrophenschutz arbeite auf einem hohen Niveau – und "wir
werden auch nach diesem Hochwasser alles dafür tun, dass das künftig so bleibt".
Benjamin Lassiwe
Quelle: Lausitzer Rundschau,
10.06.2013 (gekürzt)
Noch keine
Flut-Entwarnung im Norden Brandenburgs
Dramatische Lage in
Sachsen-Anhalt / Riesige Flächen überflutet
Wittenberge
Die Spitze des Elbhochwassers hat die Prignitz erreicht. Während die Betroffenen
in Südbrandenburg zum Alltag zurückkehren, bleibt die Situation im
Elbe-Havel-Dreieck angespannt. Nach einem Deichbruch heißt es im Norden
Sachsen-Anhalts: Land unter.
Land unter im Norden Sachsen-Anhalts:
In der Nähe von Wittenberge sind Häuser vom Hochwasser der Elbe eingeschlossen.
Foto: dpa
Das Plateau des
Elbe-Hochwassers flutet durch die Prignitz. Am Dienstag (11.06.2013) blieb der
Pegel bei einer Höhe um 7,75 Meter in Wittenberge relativ stabil. Die Spitze des
Hochwassers soll Berechnungen zufolge etwa 40 Kilometer lang, die Flut in zehn
Tagen durchgerauscht sein.
Experten hatten einen
historischen Pegel-Höchststand von über acht Metern erwartet. Doch durch die
Flutung von Poldern konnte die Situation in Brandenburg bislang entschärft
werden.
Im Amt Rhinow, Landkreis
Havelland, liegen für den Ernstfall 3000 gefüllte Sandsäcke bereit. An deren
Einsatz sei momentan trotz des Katastrophenalarms nicht zu denken, so
Amtsdirektor Jens Aasmann.
Die 1700 Einwohner-Stadt
Rhinow liegt an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Der Blick des örtlichen
Katastrophenstabes ist gespannt zu den Nachbarn gerichtet. Die beste Nachricht
sei, wenn der Pegel dort sinkt. Am Sonntag (09.06.2013) waren erste Wehrtore
geöffnet worden, um die Elbe vom Hochwasser zu entlasten. Das Wasser schoss in
die Havel und von dort auf vorbehaltene Überflutungsflächen. Die Felder und
Wiesen werden zwar landwirtschaftlich genutzt, doch im schlimmsten Fall ginge
die Ernte verloren.
Dramatisch bleibt indes
die Lage im Norden Sachsen-Anhalts: Große Teile des Landkreises Stendal gleichen
einer Seenlandschaft. Wassermassen bahnen sich unaufhörlich ihren Weg in die
platte Landschaft des Elbe-Havel-Winkels. Die Lage hatte sich nach einem
Deichbruch bei Fischbeck zugespitzt.
Obwohl der Pegel der
Elbe stetig zurückgeht, strömt das Wasser weiter durch einen etwa 60 Meter
breiten Bruch in Regionen, die mit der Elbe normalerweise überhaupt nichts zu
tun haben. Doch der Deichbruch bei Fischbeck hat auch zur Entlastung für Gebiete
weiter nördlich geführt – etwa für Brandenburg….
Quelle: Lausitzer Rundschau,
12.06.2013 (gekürzt)
Rekord-Hochwasser setzt
auch den Prignitzern zu
Angespannte Lage hält
an / Elbpegel bei Wittenberge stieg am Wochenende schneller als erwartet /
Einwohner sollen Altstadt verlassen
Prignitz/Havelberg
Neben Mühlberg ist die Prignitz ein weiterer Hochwasser-Brennpunkt in
Brandenburg. Auch hier bangen die Menschen um die Dämme. Ob die Dämme halten,
werden erst die nächsten Tage zeigen.
Bundeswehrsoldaten befüllen direkt an
der Elbe in Bälow Sandsäcke. Foto: dpa
Übers Wochenende
(08.06./09.06.2013) hat sich die Hochwasserlage in der Prignitz deutlich
verschärft.
"Zehn Häuser haben wir
gestern früh verloren", sagte Gerald Neu, Bad Wilsnacks Ordnungsamtsleiter.
Betroffen sind die sieben Grundstücke im Stepenitzgrund Breese und drei Gehöfte
in Bälow.
Der Elbpegel Wittenberge
stieg seit Freitag (07.06.2013) durchweg schneller und stärker als vorausgesagt.
Am Samstag (08.06.2013) übersprang er nicht nur die Marke von 2002, sondern auch
den bisherigen Höchststand von 7,40 Meter aus dem Jahr 1888.
(Der Scheitel wurde am 09.06.2013 mit
7,85 m registriert)
… Der
Krisenstab bittet dringend Fahrer von Kleintransportern um Hilfe. Sie sollten
rund um die Uhr abrufbereit sein, um Sandsäcke zum Deich fahren zu können. Mit
schwerer Technik ist das seit gestern nicht mehr möglich. Sonntagnachmittag
begann die Flutung der Havelpolder. Die zuständige Expertenkommission hatte
diese dringend empfohlen, um die Prignitz und die Regionen weiter flussabwärts
zu entlasten….
Um wie
viel Zentimeter dadurch der Elbpegel sinken wird, sei verlässlich nicht
vorherzusagen. Es gebe zu viele unbekannte Faktoren, begründete Bodo Schwiegk,
Referatsleiter Landesumweltamt.
Voraussichtlich zwei Tage soll die Flutung andauern, bis das Neu Werbener Wehr
wieder geschlossen wird. Die extra für solche Situationen in den 50er-Jahren
angelegten Flächen sind die einzige Möglichkeit, um Wasser aus der Elbe
aufzunehmen. Eine zweite Flutung in den kommenden Wochen sei nicht möglich,
erklärte Bodo Schwiegk. Mit anderen Worten: Es ist die letzte Reservefläche, die
zur Verfügung steht. Alles, was danach an Wasser kommen sollte, muss durch die
Prignitz fließen.
Gut sei,
dass es in der Prignitz keinen Regen geben soll. Schlecht hingegen ist der
morgen auf West drehende Wind, so Schwiegk. Er werde an den Deichen Wellenschlag
verursachen und Treibgut anspülen, das schwere Schäden verursachen kann.
Eine
sehr brenzlige Situation gab es in der Nacht zu gestern. Auf dem Elbdeich bei
Quitzöbel kam es zwischen der Elbe und dem Gnevsdorfer Vorfluter zu einer
Deichrutschung, sagte Bernd Lindow, Leiter der Unteren Wasserbehörde. Mithilfe
der Bundeswehr, einer Hundertschaft der Polizei sowie Polizeitauchern sei es
gelungen, die Schäden bis zum Morgen zu reparieren.
Innenminister Dietmar Woidke, der seit Sonnabend in der Prignitz ist, lobte den
Krisenstab für sein schnelles und fachlich gutes Handeln in dieser Situation.
Ursache für den Schaden war eine große Druckdifferenz zwischen Elbe und
Vorfluter, so Lindow. Verursacht wurde diese durch den unterschiedlichen
Wasserstand.
Hanno
Taufenbach / Hanno Taufenbach ist Redakteur der Tageszeitung Prignitzer
Quelle: Lausitzer Rundschau,
10.06.2013 (gekürzt)
Kanzlerin fachsimpelt mit
Deichgraf
Merkel und Brandenburgs
Ministerpräsident in Wittenberge / Lage bleibt angespannt
Wittenberge
Die Arbeit geht Hand in Hand: Der Sand wird in Säcke geschippt, dann werden die
Beutel auf Paletten gestapelt. Wartende Fahrzeuge werden schnell beladen.
Dazwischen gibt es Besuch: Bundeskanzlerin Merkel kommt vorbei.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU, M.) und Brandenburgs Ministerpräsident
Matthias Platzeck (SPD, daneben l.) sprechen am Montag (10.06.2013) mit
Helfern an einer Packstation für Sandsäcke in Wittenberge.
Foto: dpa
… Das
kann er auch mit seiner langjährigen Erfahrung einschätzen", sagt sie.
Brandenburg habe auch die Lehren aus den vergangenen Hochwassern gezogen.
"Deiche wurden zurückverlegt, dem Fluss Raum gegeben und das zahlt sich jetzt
aus", erklärt sie.
…Die
frühere Bundesumweltministerin und der Brandenburger Ministerpräsident Matthias
Platzeck (SPD) fachsimpeln über Deichsicherungen und Pegelstände. Beide haben
Hoffnung, dass alles noch gut aus geht.
…Entwarnung gab es jedoch noch nicht. Der Höhepunkt der Flutwelle soll
Wittenberge am heutigen Dienstagmittag (11.06.06.2013) erreichen. In der Region
bereiten sich seit Tagen Hunderte Helfer darauf vor.
Nach
Berechnungen der Behörden könnte der Elb-Pegelstand dort einen historischen
Höchstwert von 8,20 Metern erreichen. Der Mittelwert des Wasserstandes liegt
dort bei 2,77 Metern.
Die
Situation im Havelland ist geprägt vom Geschehen in Sachsen-Anhalt: Nach einem
Deichbruch steht im Landkreis Stendal die Ortschaft Fischbeck unter Wasser. Auch
der Deich bei Hohengöhren lässt große Wassermengen durch. Der Landkreis
Havelland teilte in einer schriftlichen Erklärung mit, es habe einen weiteren
Deichbruch gegeben. Er berief sich auf Angaben aus dem Krisenzentrum in Stendal.
Die
Bundeswehr und der Krisenstab des Landes Sachsen-Anhalt bestätigte den
Deichbruch nicht. Das Land hat die Koordination für die Krise vom Landkreis
übernommen. Nach dem Deichbruch bei Fischbeck sei eine länderübergreifende
Zusammenarbeit notwendig, hieß es zur Begründung aus Magdeburg.
Von
regionalen Einsatzkräften aus Brandenburg war zuvor kritisiert worden, dass der
Landkreis Stendal unzureichend Kräfte einsetze und damit auch eine Überflutung
von brandenburgischen Gebieten riskiere.
Die
Flutschäden in ganz Deutschland werden derzeit auf eine zweistellige
Milliardensumme geschätzt. Ein geplantes Treffen der 16 Ministerpräsidenten mit
Kanzlerin Merkel soll am Donnerstag (13.06.2013) um Gespräche zur Fluthilfe erweitert werden.
Gudrun Janicke
und Georg-Stefan Russew / dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau,
11.06.2013 (gekürzt)
Hochwasserlage im Nordwesten entspannt sich weiter
Die Hochwasserlage im Nordwesten Brandenburgs
entspannt sich weiter. Der Pegel Wittenberge sank bis zum Montagnachmittag
(17.06.2013, 15 Uhr) auf 6,74 Meter.
Im Verlaufe des Tages verringerte sich auch
die Zahl der Einsatzkräfte und freiwilligen Helfer in der Prignitz auf rund 420.
Sie sichern Schadstellen am Deich und müssen auch immer wieder Treibgut aus dem
Wasser ziehen. Am Montagmittag verabschiedeten Innenminister Dietmar Woidke und
der Landrat des Landkreis, Hans Lange, die letzten rund 100 Soldaren der
Bundeswehr aus dem Hochwassereinsatz.
Am Sonntagmittag informierte sich auch
Ministerpräsident Matthias Platzeck wieder über die Entwicklung in der Prignitz.
Er besuchte die Außenstelle des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und
Verbraucherschutz (LUGV) in Lenzen sowie in Wittenberge das Gelände der Ölmühle,
den örtlichen Krisenstab und das Krankenhaus.
Unter dem Eindruck des großen Einsatzes bei
der Abwehr des Hochwassers an Elbe, Havel, Spree und Schwarzer Elster hat
Ministerpräsident Platzeck zudem einen repräsentativen Querschnitt von
Fluthelfern und ihre Partner als Ehrengäste zum „Brandenburgischen Sommerabend“
eingeladen. Die alljährliche Veranstaltung von Wirtschaft und Landesregierung
findet am Mittwoch traditionell im Potsdamer Krongut Bornstedt statt. Die
kurzfristige Einladung steht stellvertretend für den Dank an alle Einsatzkräfte
und Helfer, die mit unglaublichem Engagement, großer Sachkenntnis und viel
Herzblut größere Schäden abwenden konnten. Die Gäste kommen aus den
Einsatzgebieten im Süden, Westen und Nordwesten des Landes.
Darüberhinaus wurde bereits in der vergangenen
Woche in Elbe-Elster und Prignitz begonnen,
Soforthilfen an die Betroffenen, in deren Häuser Wasser gelaufen war,
auszuzahlen. Das Brandenburger Finanzministerium hat dafür die entsprechenden
Anträge im Internet bereitgestellt und die Hochwasser-Hotline 0331 – 866 6868
eingerichtet.
Die Feuerwehr begann unterdessen mit dem
Rückbau der Sandsäcke in der Innenstadt von Wittenberge. Zuvor waren schon Teile
der mobilen Hochwasserschutzwand demontiert worden. Eine anhaltende Gefahr für
die Deiche ist jedoch das Treibgut auf der Elbe. Ganze Baumstämme werden von der
Flut heruntergetragen und können die Deiche ernsthaft beschädigen.
Grund für den nur langsamen Rückgang der
Pegelstände in der Prignitz ist der Rückfluss von Wasser aus den Havelpoldern in
die Elbe. Zur Kappung des Flutscheitels der Elbe waren insgesamt rund 50
Millionen Kubikmeter Wasser in die Polder geleitet worden. Außerdem fließt
inzwischen Wasser, das durch den Bruch des Elbdeichs bei Fischbeck in die
rechtselbischen Niederungen eingerungen ist, in die Havelniederung. Die
Ableitung größerer Wassermengen über die Havelwehre in die Elbe wird daher noch
längere Zeit anhalten.
Für den westlichen Landkreis Havelland ist die
Gefahr durch Wasser aus der Bruchstelle bei Fischbeck gebannt. Der Landkreis hob
den Katastrophenalarm am Samstag (22.06.2013) auf. Im Landkreis Prignitz gilt
dagegen weiter Katastrophenalarm.
Quelle:
Pressemitteilung Staatskanzlei
und
Ministerium des Innern
Brauchen unsere Flüsse mehr Raum?
Umweltminister und Wissenschaftler machen sich für Rückverlegung von Deichen
stark
Während Bund und Länder über die Finanzierung von
Fluthilfefonds streiten, machen sich Wissenschaftler und Politiker Gedanken,
wie man künftig Menschen besser vor Hochwasser schützen kann.
Berlin. Nach den schweren Überflutungen macht
sich Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) für eine stärkere Rückverlegung
von Deichen stark.
"Die Flüsse
brauchen mehr Raum",
sagte er bei einem solchen Projekt an der Elbe in
Roßlau (SachsenAnhalt).
Durch eine Vergrößerung der Auenfläche kann sich
das Wasser hier besser ausbreiten. Städte können so vor Überschwemmungen bewahrt
werden.
Unterstützung bekommt Altmaier von Experten, die
fordern, Flüssen mehr Raum zu geben.
Höhere Deiche vermittelten ein Gefühl der
Sicherheit. Die Schäden seien jedoch umso größer, wenn Wasser über die Mauern
tritt oder diese brechen, schreiben Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für
Umweltforschung. Darum greife es zu kurz, allein auf technischen Schutz zu
setzen.
Stattdessen sollten Deiche zurückverlegt werden.
"Mitunter stehen an vielen Abschnitten nur noch
zehn bis zwanzig Prozent der ehemaligen Auen als Überschwemmungsflächen zur
Verfügung."
Ein variables Hochwasserschutzsystem aus
Südbrandenburg soll nun gegen künftige Fluten helfen. Das von einer
Handwerksfirma in Bad Liebenwerda entwickelte System könne zu Schutz von
Siedlungsbereichen beitragen, erklärte Elbe-Elster, Landrat Christian Jaschinski
(CDU).
Die mobile Anlage bestehe aus Betonplatten, die
bei drohendem Hochwasser aufgerichtet und abgedichtet werden.
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 19.06.2013
Warum diese Meldung in der
Lausitzer Rundschau vom
17.07.2013
erst auf Seit 5
erscheint, bleibt mir ein
Rätsel.
Eigentlich kann man doch froh
sein, dass die Schadenssumme weit unter der geschätzten
bleibt.
Flutschäden geringer als angenommen
Berlin/Dresden. Die Schäden des Juni- Hochwassers
(2013)
in Deutschland sind geringer als zunächst
angenommen.
Nach einer vorliegenden Übersicht haben die
Länder dem Bund Schäden von rund 6,68 Milliarden Euro gemeldet.
Das Bundesinnenministerium bestätigte die
Angaben. Allerdings sind das vorläufige Zahlen.
Experten hatten nach dem Hochwasser Schäden im
zweistelligen Milliardenbereich nicht ausgeschlossen. dpa/uf
Angela Merkel: Hochwasser-Hilfe noch im
Bundeskanzlerin besucht ssachsen-anhaltisches Hochwassergebiet rund um
Fischbeck/
Land beklagt deutschlandweit die größten Schäden
Nach dem Hochwasser sollen die Opfer nicht auch
noch monatelang auf das versprochene Geld warten müssen. Schon im August (2013)
sollen erste Zahlungen aus dem Acht-Milliarden-Fonds fließen.
Fischbeck. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
hat den Opfern des Juni-Hochwassers rasche Hilfe zugesagt. Erstes Geld aus dem
acht Milliarden Euro umfassenden Hilfsfonds von Bund und Ländern werde noch im
August fließen, versprach Merkel am Dienstag (23.07.2013) bei einem Besuch in Fischbeck im Norden Sachsen-Anhalts….
….Die Länder haben dem Bund Schäden von
insgesamt knapp 6,7 Milliarden Euro gemeldet. Das sind laut
Bundesinnenministerium allerdings vorläufige Zahlen.
Die höchsten Schäden meldete Sachsen-Anhalt mit
rund 2,7 Milliarden Euro.
Danach folgen Sachsen (1,9 Milliarden) und Bayern
(1,3 Milliarden).
Bei der Jahrhundertflut im Jahr 2002 lag der
Gesamtschaden in Deutschland bei rund 13 Milliarden Euro.
Die Kanzlerin erkundigte sich in Gesprächen mit
Betroffenen nach dem Wiederaufbau in der besonders stark betroffenen Region.
Dabei besichtigte sie auch die ICE Trasse Hannover-Berlin, die zwischen
Stendal und Rathenow aufgrund von Hochwasser-Schäden gesperrt ist - vermutlich
noch monatelang. "Man sieht die Wucht der Natur", sagte Merkel….
….In Fischbeck war im Juni der Elbedeich
gebrochen. Dadurch wurden riesige Landstriche überflutet. Der Bürgermeister
von Fischbeck, Bodo Ladwig, forderte Hilfe beim Wiederaufbau und beim Deichbau.
"Es kann nicht sein, dass ein armes Land wie
SachsenAnhalt die schlechtesten Deiche hat", sagte der parteilose Politiker.
In Sachsen-Anhalt waren die Region Fischbeck und
der nördlich liegende Elbe-Havel-Winkel, wo die Havel in die Elbe mündet,
besonders betroffen.
Große Überflutungsgebiete gab es auch an der
Mündung der Saale in die Elbe südlich von Magdeburg. dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau,
24.07.2013 (auszugsweise)
"Elf Jahre vertane Zeit ist gaga"
SPD-Chef Sigmar Gabriel informiert sich in
Mühlberg über Flutfolgen und fordert eine Elementarversicherung für alle
Mühlberg/Potsdam Scharfe Kritik an
der schleppenden Umsetzung der Hochwasservorsorge hat SPD-Chef Sigmar Gabriel am
Montag (15.07.2013) in Mühlberg (Elbe-Elster) geübt. Außerdem forderte er die
Einführung einer Elementarversicherung für alle.
Foto: Elbe gucken mit dem SPD-Chef: Sigmar Gabriel (3 v.r.)
an Brandenburgs Sorgendeich in Mühlberg. Bürgermeisterin Hannelore Brendel zeigt
dem Genossen, wo der Schutzwall gerade saniert wird.
Foto: Karl
Hochwasser-Termine mit Politikern sind ein
Klassiker. Der Flutwahlkampf von Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) im Jahr
2002 ist legendär, ebenso der Einsatz von Brandenburgs Ministerpräsident
Matthias Platzeck (SPD) bei der Oderflut 1997. Nun also der Bundesvorsitzende
der Sozialdemokraten, Sigmar Gabriel.
Die Flut ist zwar schon längst weg.
Trotzdem besucht Gabriel am Montag (15.07.2013) Brandenburgs Sorgendeich in
Mühlberg.
Noch vor wenigen Wochen hatte das ganze Land
auf den kleinen Ort im Süden Brandenburgs geschaut. Tagelang drohte dort der
marode Elbdeich zu brechen. "Wäre das passiert, hätte ein Drittel des Kreises
unter Wasser gestanden", sagt Mühlbergs Bürgermeisterin Hannelore Brendel
(parteilos).
Gemeinsam mit der SPD-Bundestagskandidatin für
die Landkreise Elbe-Elster und Oberspreewald Lausitz II, Kerstin Weide (siehe
Bild unten …), führt sie Gabriel den Deich
entlang. Derzeit laufe die Sanierung des Walles. Außerdem solle der Deich vor
Mühlberg irgendwann rückverlegt und so Flutungsfläche geschaffen werden.
"Jetzt muss ich mal böse nachfragen",
unterbricht Gabriel. "Nach Hochwasser 2002, 2010 und 2013 überlegen sie immer
noch, was getan werden kann?
Elf Jahre vertane Zeit ist gaga", so der
SPD-Chef weiter.
Anm.: Wahrscheinlich weiß
der Fragesteller überhaupt über die Problematik garnichts
Weide nickt, weist aber darauf hin, dass man
noch auf Aussagen vom Landkreis warte und die Abstimmung mit den vielen
Landwirten schwierig sei. Denn die haben in dem potenziellen Flutungsgebiet vor
Mühlberg mehrere Felder.
"Die fruchtbarsten Böden in unserem Bestand",
sagt Landwirt und Genossenschaftschef Uve Gliemann.
Es könne nicht sein, dass die Bauern Mühlberg
retten und danach nicht wissen, wer wie entschädigt wird. Ein Punkt, der auch
Gabriel unter den Nägeln zu brennen scheint.
Anm.: Alles nur gaga-Gerede
…
Gleich mehrfach erwähnt er den Nutzen von
Elementarversicherungen. "Jeder, der nach dem Elbe-Hochwasser 2002 noch so eine
Versicherung hatte, war gut dran", sagt Gabriel der RUNDSCHAU. Deshalb müsse es
so eine Versicherung, die Hochwasserschäden abdeckt, für alle geben. Wie das
finanziert werden soll, sagt er nicht. Gerade in Hochwasser-Gebieten sind die
Beiträge für solche Versicherungen extrem hoch. Man müsse aber darüber
diskutieren, so Gabriel weiter.
Foto: SPD-Bundestagskandidatin Kerstin Weide schaute sich
die Deichbaustellen im kurzen roten Rock mit Stöckelschuhen an.
Foto: dpa
Anm.: So
sieht also der Wahlkampf einer SPD-Bundestagskandidatin aus.
Damit stößt der SPD-Chef in dasselbe Horn wie
Brandenburgs Linkspartei. Vor wenigen Wochen hatte diese eine bundesweite
Pflichtversicherung gegen Elementarschäden gefordert. Statt des bisherigen
freiwilligen Systems einer Zusatzversicherung müsse eine Verpflichtung zu einer
Versicherung für alle Bürger geschaffen werden, so die Idee.
Für die aktuellen Schäden haben Bund und
Länder eine Vereinbarung unterzeichnet. Demnach werden für den Ausgleich von
Schäden 50 Prozent bezuschusst – wovon wiederum jeweils die Hälfte der Bund und
das Land finanzieren. In Brandenburg sind vor allem die Bauern betroffen: Knapp
40 000 Hektar sind zerstört. Die
meisten Flächen wurden demnach im Landkreis Elbe-Elster überflutet.
Dort standen zeitweilig bis zu 11 000 Hektar
unter Wasser.
Das Ministerium schätzt die entstandenen Schäden in der
Brandenburger Landwirtschaft auf rund 44 Millionen Euro.
"50 Prozent reichen nicht aus", sagt Gliemann
in Mühlberg. Klar gebe es hier einen Nutzungskonflikt. Eine bezahlbare
Allround-Versicherung, die auch Hochwasserschäden abdeckt, sei aber eine
Diskussionsgrundlage.
Als Gliemann das sagt, ist die
Politikerkarawane schon wieder unterwegs – zum nächsten Termin.
Alexander Dinger und Corinna Karl
Quelle: Lausitzer Rundschau, 16.07.2013
Hochwasservorhersagen für Elbe aus Magdeburg
Magdeburg. Hochwasservorhersagen für das
Einzugsgebiet der Elbe werden künftig in Magdeburg herausgegeben.
Sachsen-Anhalt
übernehme die Vorhersage für 23 Pegel zwischen Torgau und Geesthacht, sagte der
Chef des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft, Burkhard
Henning, am Dienstag (09.07.2013)
in Magdeburg.
Grundlage sei eine Bund- Länder-Vereinbarung, die zum 1. Juli
(2013) in Kraft getreten sei. Damit würden
andere Länder entlastet, Brandenburg etwa habe mit Wittenberge nur einen
Elbe- Pegel.
In Dresden werden die Vorhersagen für vier Pegel
zwischen Schöna und Torgau erstellt. dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau,
10.07.2013
8100 Millionen Euro für
Kultur- Flutschäden
Berlin. Aus dem Fluthilfepaket von Bund und
Ländern werden kurzfristig 100 Millionen Euro speziell für Denkmäler und
Kultureinrichtungen bereitgestellt. Das teilte Kulturstaatsminister Bernd
Neumann (CDU) am Freitag (02.08.2013)
mit. Allein beim Unesco-Welterbe "Gartenreich Dessau-Wörlitz" in Sachsen-Anhalt
wird mit Kosten von 15 Millionen Euro gerechnet. dpa/pb
Quelle: Lausitzer Rundschau, 03.08.2013
Tourismus- Einbußen geringer
als befürchtet
Lenzen/Potsdam. Die Einbußen im Tourismusgeschäft
der vom Elbehochwasser betroffenen Regionen sind voraussichtlich weniger
dramatisch als anfangs befürchtet. "Das Schlimmste ist nicht eingetreten", sagte
am Donnerstag (01.06.2013)
der Referatsleiter im Potsdamer Wirtschaftsministerium, Martin Linsen. Dazu
trügen kurzfristige Buchungen bei, die aber wohl die entstandene "Delle" nicht
ganz ausgleichen könnten. Mit genaueren Zahlen wird erst in einigen Monaten
gerechnet.dpa/lho
Quelle: Lausitzer Rundschau, 02.08.2013
Deichbau in Breese frühestens Mitte 2014
Potsdam/Breese. Die Menschen in Breese (Prignitz)
können erst in etwa einem Jahr mit dem Start für einen Deichbau an der Stepenitz
rechnen. Der Baubeginn für das entsprechende Baulos 3 werde für die zweite
Hälfte 2014 angestrebt, teilte Umweltministerin Anita Tack (Linke) in einer
Antwort auf eine parlamentarische Anfrage mit.
Danach seien weitere Bauabschnitte geplant. Eine
zeitliche Verschiebung sei aber noch möglich. Auch die Finanzierung ist noch
nicht abschließend gesichert.dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau, 03.08.2013
Umweltminister treffen sich zu
Flut-Konferenz
Erfurt/Berlin. Die Umweltminister von Bund und Ländern treffen sich am 2.
September (2013) in Berlin zu einer Sonderkonferenz zum Hochwasserschutz. Der müsse
künftig besser koordiniert werden, sagte der Vorsitzende der
Umweltministerkonferenz, Thüringens Ressortchef Jürgen Reinholz (CDU). Bei dem
Treffen gehe es um Defizite und nötige Verbesserungen nach den verheerenden
Überflutungen mit Milliardenschäden im Juni. Bisher ist der Hochwasserschutz
Ländersache. Den Ministern liege eine Art Schwachstellenanalyse vor, aus der
Konsequenzen zu ziehen seien, sagte Reinholz. Es müssten Zuständigkeits- und
Finanzierungsfragen geklärt werden.
dpa/uf
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 30.08.2013
Tack will
Hochwassern besser vorbeugen
Potsdam.
Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke) sieht Nachholbedarf beim
vorbeugenden Hochwasserschutz. Im Grunde gehe es um die Gewinnung von Flächen,
die im Katastrophenfall die Wassermassen aufnehmen können, sagte Tack am Sonntag
(01.09.2013).
Am Montag
(02.09.2013)
kommen in
Berlin die Umweltminister der Länder und der Bundesumweltminister zusammen.
Immer höhere Deiche zu bauen, reiche angesichts der Auswirkungen von extremen
Niederschlägen nicht, betonte Tack. Das habe das diesjährige Hochwasser
gezeigt. Um den Flüssen mehr Raum zu geben, müsse auch Über die Rückverlegung
von Deichen gesprochen werden.dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau,
02.09.2013
Flutschutz-Programm beschlossen
Umweltminister
wollen Deichhöhen und Hochwasserstufen vereinheitlichen
Berlin Als
Konsequenz aus dem verheerenden Juni-Hochwasser haben sich Bund und Länder am
Montag (02.09.2013)
in Berlin
auf ein nationales Hochwasserschutz-Programm geeinigt. Damit wollen sie auf
künftige Fluten besser vorbereitet sein.
So sollen unter
anderem Deichhöhen oder Hochwasserstufen vereinheitlicht werden, sagte der
Vorsitzende der Umweltministerkonferenz, der Thüringer Ressortchef Jürgen
Reinholz (CDU), auf einer Sondersitzung der Umweltminister. Schutzprojekte
sollen gemeinsam geplant sowie schneller genehmigt und gebaut werden. Bisher ist
der Hochwasserschutz Ländersache.
Nach Angaben eines
Sprechers des Thüringer Umweltministeriums wollen die Länder, dass sich der Bund
finanziell mit bis zu 70 Prozent an den Hochwasserschutzprojekten beteiligt. Es
komme für den Bund langfristig billiger, in die Verhinderung von Hochwasser
statt in die Beseitigung von Schäden zu investieren, sagte Reinholz.
Außerdem soll beim
Hochwasserschutz künftig stärker mit den europäischen Nachbarstaaten
zusammengearbeitet werden.
Bis Herbst 2014
sollen Details zu dem nationalen Programm erarbeitet werden. Der nationale
Hochwasserschutzplan diene in Zukunft als roter Faden, sagte
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU).
dpa/kr
Quelle: Lausitzer Rundschau, 03.09.2013
Länder
melden Flutschäden von 6,7 Milliarden Euro an
Berlin.
Das verheerende Hochwasser im Sommer hat in den betroffenen Bundesländern nach
jetzigem Stand Schäden in Höhe von 6,7 Milliarden Euro verursacht. Das geht aus
dem Bericht zur Flutkatastrophe hervor, den das Bundesinnenministerium am
Mittwoch (04.09.2013)
vorlegte. Die höchsten Schäden meldete demnach bislang Sachsen-Anhalt (2,7
Milliarden Euro), gefolgt von Sachsen.
dpa/roe
Quelle: Lausitzer Rundschau,
05.09.2013
Bei Mühlberg entsteht große Überflutungsfläche
Mühlberg. Zur Entlastung der Elbe bei Hochwasser
soll nahe Mühlberg (Elbe-Elster) eine mehr als 180 Hektar große
Überflutungsfläche geschaffen werden. Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack
(Linke) will die ersten beiden fertigen Deichabschnitte am kommenden Mittwoch
(02.10.2013)
übergeben, wie ihr Ministerium am Freitag
(27.09.2013)
mitteilte.
Der Schutzdamm in der Nähe des Mühlberger
Ortsteils Köttlitz ist 1200 Meter lang. Die Kleinstadt war mehrmals nur knapp
einer Überflutung entgangen.
So erreichte die Flut beim jüngsten Hochwasser am
7. Juni (2013) laut Stadtverwaltung
9,89 Meter.
Sie lag damit knapp unter dem Rekordwert von 9,98
Meter Mitte August 2002.
Die Deiche hielten dem Druck stand.dpa/bf
Quelle: Lausitzer Rundschau,
28.09.2013
EU - Kommission gibt 360 Millionen für
Hochwasserschäden
Brüssel. Bei der Bewältigung der schweren
Hochwasserschäden aus dem Sommer (2013)
kann Deutschland auf etwa 360 Millionen Euro EU-Mittel hoffen. Das teilte
EU-Regionalkommissar Johannes Hahn am Donnerstag (03.10.2013)
in Brüssel mit. Das Europaparlament und die
EU-Staaten müssten den Vorschlag seiner Behörde aber noch billigen.
Deutschland hatte den Gesamtschaden auf rund acht
Milliarden Euro beziffert.
Das Geld soll helfen, Kosten für Aufräumarbeiten,
Reparaturen an zerstörter Infrastruktur oder für Notunterkünfte zu tragen.
dpa/sm
Quelle: Lausitzer Rundschau, 04.10.2013
Mühlberg - dank Flut neue Feuerwehrleute
Mühlberg. Die Elbestadt Mühlberg kann wenigstens
in einem Punkt positive Folgen durch das Hochwasser vermelden:
Die Mitgliederzahl der Freiwilligen Feuerwehr ist
gestiegen. Während der brenzligen Tage im Juni (2013)
hatten sich zehn Männer zum Dienst gemeldet. Sie sind im besten Kameraden-Alter
– zwischen 24 und 30 Jahren. Die Stadt bestellt jetzt neue Einsatzkleidung.
Cka
Quelle: Lausitzer Rundschau, 01.10.2013
Noch zu wenige Gäste nach Hochwasser
Mühlberg. Die Region an der Elbe leidet noch
unter den Auswirkungen des Junihochwassers
(2013).
30 Prozent weniger, teils fast keine Touristen
kamen in den vergangenen vier Monaten nach Mühlberg. Gäste wollen offenbar nicht
ins Ungewisse fahren. Pensionsbetreiber rühren seither noch mehr die
Werbetrommel. cka
Quelle: Lausitzer Rundschau, 05.10.2013
...
Pulsnitz (mündet
bei Elsterwerda in die) - Schwarze Elster (mündet
bei Corsdorf in die)- Elbe...
Schutzplan
hinkt reißender Pulsnitz hinterher
Hochwassertreffen in Ortrand eröffnet neuen Zeitplan für Wehr Kroppen und die
Problemzonen am Heimatfluss
Das
baufällige Pulsnitz-Wehr an der Kroppener Mühle, für den Hochwasserfall zu
niedrige Brückenbauwerke über die Autobahn und die Landstraßen, marode
Uferbefestigungen in Ortrand und unkontrolliert ins Trinkwasserschutzgebiet
laufende Wassermassen bei Lindenau sind akute Gefahren. Doch der seit Jahren
geschmiedete Schutzplan hinkt den Naturgewalten des kleinen Flusses, der schnell
zum reißenden Strom wird, weit hinterher.
Ortrand.
Der bereits mehrfach zugesagte Neubau des Kroppener Pulsnitz-Wehres wird erneut
verschoben. Das hat Kurt Augustin, Abteilungsleiter im Brandenburger
Umweltministerium, bestätigt.
Der
Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben (CDU) hatte zum Hochwassergipfel nach
Ortrand geladen. Denn die Gefahren an der Pulsnitz sind ernst. "Ich bin sehr
froh darüber, dass uns in diesem Vor-Ort-Gespräch verbindliche Zeithorizonte für
bereits lange geplante Investitionen aufgezeigt wurden", sagt er. Froh zeigt
sich Senftleben zudem darüber, dass die größten Schwachstellen im
Hochwasserschutz – wie die Ufermauer in Ort rand – unverzüglich bautechnisch
untersucht werden. Dennoch braut sich bei den in immer kürzeren Abständen
anrollenden Pulsnitz-Hochwassern über den Anrainern weiter Gefahr zusammen.
Das
Kroppener Pulsnitzwehr ist marode, der Neubau erneut verschoben. Die Anlage zu
betreten, bedeutet Lebensgefahr. Die Feuerwehrleute müssen das Wehr trotzdem in
jedem harten Winter von Eis befreien, um den Wasserabfluss zu gewährleisten.
Foto: sam1
Die
laufende Förderperiode der Europäischen Union endet im Jahr 2014. "Bis dahin
müssen die Mittel zwingend ausgegeben sein", erklärt Augustin. "Keine Firma
schafft es, bis dahin das neue Kroppener Wehr fertig zu stellen", sagt er.
Deshalb werde Baubeginn erst im Jahr 2015 sein.
Der Wasserdurchlass unter der Autobahnbrücke ist zu knapp bemessen worden. Die
Verkehrsader wird leicht überflutet. Abhilfe kann nur durch das Vertiefen des
Wasserbettes geschaffen werden. Das ist ein Gewässerausbau, der ein
Planungsverfahren erfordert. Foto: sam1
Der Hochwasser-Schutzplan für die Ortrander Innenstadt ist soweit gediehen, dass
im ersten Quartal nächsten Jahres in das Planfeststellungsverfahren eingetreten
werden soll. Vor dem Jahr 2016 wird mit dem Flussausbau aber nicht begonnen.
"Das Verfahren ist nicht verkürzbar", erklärt Kurt Augustin. Für die marode
Ufermauer am Grundstück Hauptvogel sagt er umgehend eine bautechnische
Begutachtung zu. "Die Mauer ist bei den letzten drei Hochwassern stark
beansprucht worden", erklärt Bürgermeister Ingo Senftleben. Stürzten Teile oder
die ganze Mauer ins Pulsnitzbett, drohe durch den Rückstau die Ortrander
Innenstadt überschwemmt zu werden. Der Deich liegt gut einen Meter über der
Ortslage Burkersdorf. Im Falle eine Bruches sei hier nichts mehr zu halten.
An der bei
Hochwasser zu niedrigen Autobahnbrücke wird geprüft, ob die Gewässersohle
vertieft werden kann, um dem Wasser mehr Platz zu schaffen.
Die Versandung der Pulsnitz, die vor allem auch in Lindenau kritisiert wird, ist
– so Kurt Augustin – nur mit viel Geld aufzuhalten. Die Mittel, um den
Idealzustand zu schaffen, seien nicht vorhanden. Zudem habe Lindenau auch noch
nie einen Deich gehabt und werde wohl auch keinen bekommen. 3,1 Millionen Euro
würde der kosten, so der Abteilungsleiter. 20 Millionen Euro seien notwendig, um
die weit größeren Siedlungen Elsterwerda, Bad Liebenwerda und Herzberg zu
schützen. Augustin, dem bis zum Gespräch in Ortrand aber unbekannt war, dass
jedes übertretende Hochwasser die Trinkwasserfassung des Wasserwerkes Tettau
gefährdet, will dafür sorgen, dass dieses Risiko jetzt zwingend mit bewertet
wird.
Zum Thema:
Der Gewässerverband "Kleine Elster – Pulsnitz", der im Auftrag des Landes
Brandenburg die laufende Bewirtschaftung der Gewässer erster Ordnung – also
an Schwarzer Elster und Pulsnitz – durchführt, hat dieses Budget für das
laufende Jahr um 165 000 Euro gekürzt bekommen. Angezeigt ist, dass damit
15 000 Euro für die Mahd an der Elster fehlen. Finanziell nicht untersetzt sind
das Beseitigen und Entsorgen angeschwemmter Sedimente aus der Pulsnitz im
Lindenauer Mühlgraben (60 000 Euro). Gehölzpflegearbeiten an der Schwarzen
Elster, die mit 58 000 Euro veranschlagt sind, können nicht durchgeführt werden.
Anlagenreparaturen an der Pulsnitz (etwa 7000 Euro) stehen aus.
Kathleen Weser
Quelle: Lausitzer Rundschau, 28.10.2013
Flutschutz: Elbe und Oder im Fokus
Experten
ziehen Bilanz nach Rekordhochwasser 2013 / Deichsanierung und -verlegung geplant
Potsdam Es
war ein Rekordhochwasser: Ganze Landstriche entlang der Elbe und der Schwarzen
Elster standen im vergangenen Sommer unter Wasser. Nun hat das Land auf einer
Hochwasserkonferenz Bilanz gezogen.
Das Hochwasser der Elbe im Juni 2013 an einer Deichbaustelle in Mühlberg
(Elbe-Elster). Foto: dpa
Nach dem
Jahrhunderthochwasser des vergangenen Jahres plant das Land Brandenburg
großflächige Deichverlegungen entlang der Schwarzen Elster. "Hier stehen 200
Kilometer Deiche direkt am Fluss", sagte der Präsident des Landesamtes für
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (LUGV), Matthias Freude, am Donnerstag
am Rande der dritten Potsdamer Hochwasserkonferenz.
Doch
Deiche allein würden vor keinem Hochwasser schützen. "Der Fluss fließt
irgendwann rüber", sagte Freude. "Deswegen müssen wir den Flüssen eine Chance
geben, dort über den Deich zu fließen, wo hinreichend Platz ist." An der Oder
etwa sei schon seit Jahren eine Überflutungsfläche im Bereich Neuzelle geplant.
"In diesem Bereich stehen aber über 1000 Datschen", sagte Freude. In Brandenburg
seien dies "heilige Kühe", die keinesfalls geopfert werden dürften. "Dass wir
noch nicht mit faulen Eiern beworfen wurden, als wir vor Ort waren, zeigt aber,
dass die Menschen nach den letzten Hochwassern auch etwas begriffen haben."
Wie
Umweltministerin Anita Tack (Linke) vor Journalisten sagte, seien derzeit noch
nicht alle Schadstellen des jüngsten Hochwassers beseitigt. Repariert seien der
Deichbruch bei Arnsnesta an der Schwarzen Elster, ausgebessert die
Problemstellen am Elbedeich bei Wittenberge. 2014 soll außerdem ein rund 600
Meter langer Deichneubau in Mühlberg erfolgen, daneben soll die alte Poststraße
in Guben eine 600 Meter lange Spundwand erhalten. Zur Beseitigung der
Hochwasserschäden stehen dem Land insgesamt 16 Millionen Euro zur Verfügung.
Seit 1997 wurden nach Angaben von Tack rund 435 Millionen Euro in den Bau und
die Sanierung von Deichen investiert. In dieser Legislaturperiode seien 151
Millionen Euro in den Deichbau und 44 Millionen in wasserwirtschaftliche
Anlagen, wie etwa Wehre, geflossen. "Aber wir hätten noch 100 Jahre zu tun, wenn
wir alle 1522 Kilometer Deiche im Land Brandenburg erneuern wollten." Daher
setze das Land derzeit Prioritäten an Elbe und Oder: "Dort wohnen im Fall des
Falles die meisten Menschen, die von einem Hochwasser betroffen sein könnten."
An der
Schwarzen Elster stünden die Ortslagen Bad Liebenwerda, Elsterwerda und Herzberg
besonders im Blick. Im Bereich Mühlberg wurden von 21 Kilometern Elbdeich
bislang 5,5 Kilometer saniert. Dort freilich zeigt sich noch ein anderes
Problem: "Wir erleben derzeit einen Generationswechsel bei den Deichläufern",
sagt die Mühlberger Bürgermeisterin Hannelore Brendel (parteilos). Über die
Ortsvorsteher versuche die Kommune, Ehrenamtliche für diese wichtige Aufgabe zu
mobilisieren. "Ohne Deichläufer wären wir im Fall des Falles machtlos."
Der
CDU-Umweltpolitiker und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dieter Dombrowski
forderte die Landesregierung auf, den Schwerpunkt des Hochwasserschutzes stärker
auf die mittleren Fließgewässer zu legen, etwa Schwarze Elster, Pulsnitz, Spree
oder Stepenitz. "Leib und Leben der Flussanrainer sowie privates und
öffentliches Eigentum müssen auch in Brandenburg besser vor
Hochwasserkatastrophen geschützt werden", so Dombrowski. Der Unionspolitiker
wiederholte zugleich die im Landtag bereits abgelehnte Forderung seiner Fraktion
nach einem Landesprogramm Hochwasserschutz.
Benjamin Lassiwe
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 11.04.2014
Elbedeich-Abschnitt bei Wittenberge fertig
Wittenberge. Ein rekonstruierter Deichabschnitt bei Wittenberge (Prignitz) ist
fertig. Er wurde auf einer Länge
von rund 1,9 Kilometern erneuert und nun übergeben, wie das Umweltministerium
am Mittwoch (28.05.2014) mitteilte.
Der
Deich wurde zwischen den Wittenberger Ortsteilen Zwischendeich und Garsedow
seit November 2012
auf 7,90 Meter angehoben und verbreitert. Immer wieder
behinderten Hochwasser und Wetterextreme den Bau.
dpa/sm
Quelle: Lausitzer Rundschau, 30.05.2014
Nach dem
Hochwasser ist vor dem Hochwasser
Ein Jahr
nach der Juni-Flut / Experte hält Problem für nicht gelöst / Viele Bürger
verweigern sich Informationen über das Gefahrenpotenzial
Im Juni
2013 setzte eine Flutkatastrophe Teile Deutschlands unter Wasser. Im Osten traf
es vor allem Orte an Elbe und Mulde, in Bayern schuf die Donau neue, riesige
Seenlandschaften. Hochwasserschutzexperte Andreas Schumann hält die Gefahr
ähnlicher Katastrophen nach wie vor nicht gebannt.
Eine der spektakulärsten Aktionen im Juni 2013 passierte in Fischbeck nördlich
von Magdeburg, wo Experten unter anderem mit drei alten Schiffen einen Bruch in
einem Elbdeich wieder schlossen. Foto: dpa
Was haben
wir aus der Hochwasserkatastrophe 2013 lernen können?
Alltäglich nutzen wir Flusslandschaften für die Landwirtschaft und Siedlungen,
bauen Brücken und schränken dabei die Flüsse ein. Wir erweitern Bebauungsgebiete
und machen uns bei alledem nicht klar, dass manche Gebiete bei Hochwasser unter
Wasser liegen. Jedes große Hochwasser präsentiert uns die Rechnung für das
Vergessen der Hochwassergefahr. Wir dürfen uns der Gemeinschaftsaufgabe
Hochwasserschutz allerdings nicht nur sporadisch nach Katastrophen widmen,
sondern müssen sie langfristig angehen. Wenn das Thema nach drei, vier Jahren
abgehakt wird, ohne dass langwierige Projekte wie die Einrichtung von
Überflutungsflächen umgesetzt sind, sind die Schäden beim nächsten extremen
Hochwasser erneut groß.
Wie können
wir uns denn sinnvoll schützen?
Es müssen drei Komponenten zusammenwirken. Dazu gehört einerseits die Vorsorge.
Dazu ist es wichtig, nicht in Hochwassergebieten zu bauen und stattdessen mehr
Raum für den Fluss zu schaffen. Jeder Einzelne kann aber auch durch
hochwassersicheres Bauen oder passenden Versicherungsschutz vorsorgen. Zum
anderen gibt es technischen Hochwasserschutz, der das Risiko begrenzt. Weil
Deiche und Hochwasserschutzwände nie hundertprozentigen Schutz bieten können,
gehört als drittes eine funktionierende Katastrophenabwehr dazu. Das heißt,
extreme Ereignisse vorherzusagen und vorbereitet zu sein.
Ist denn
das nationale Hochwasserschutzprogramm, in dem die Bundesländer gemeinsam
Maßnahmen festlegen wollen, der richtige Ansatz?
Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Welche Maßnahmen darin
stehen und wie sich Bund und Länder über die Finanzierung einig werden, muss
sich aber noch zeigen. Es gibt Maßnahmen, die man nur länderüberschreitend
planen kann. Wir haben 2013 gesehen, dass sich Probleme räumlich verlagern
können, wenn Länder unkoordiniert operieren. Wenn der Schutz im oberen Flusslauf
verbessert wird, werden größere Wassermengen nach unten durchgereicht und
Schwachstellen dort stärker belastet. Deshalb brauchen wir immer eine
gesamtheitliche Betrachtung der Flüsse. Und wir brauchen einen
gesellschaftlichen Konsens über die Frage, wie viel Hochwasserschutz wir zu
welchem Preis wollen.
Sind sich
denn nicht alle einig, dass man am liebsten vor Hochwasserkatastrophen wie der
von 2013 geschützt sein möchte?
Viele Bürger wollen am liebsten gar nicht wissen, ob sie in einem
Überflutungsgebiet leben, da Haus und Grund dann weniger wert sind. Wenn Bürger
andererseits sagen, Hochwasserschutz ja, aber bitte nicht vor meiner Haustür,
dann ist das problematisch, geschieht aber vielerorts im Zusammenhang mit
Flutpoldern. Wenn das Risiko nicht akzeptiert wird, können keine wirksamen
Vorsorgemaßnahmen getroffen werden.
Täuscht
der Eindruck oder haben wir in den vergangenen Jahren häufiger mit Hochwasser zu
kämpfen als in den Jahrzehnten davor?
Die Häufigkeit dieser extremen Hochwasser und die Frage, warum sie entstehen,
ist noch nicht ausreichend erforscht. Statistisch kann man nicht sagen, dass
große Hochwasser häufiger auftreten. Das liegt alles noch im Bereich der
natürlichen Schwankungen.
Allerdings
sind die Auswirkungen dieser Extremereignisse stärker als früher, allein
dadurch, dass wir mehr Werte an den Flussläufen konzentriert haben: Gebäude,
Fahrzeuge, Elektroinstallation, Infrastruktur - all das hat zugenommen und
findet sich eben auch in hochwassergefährdeten Gebieten.
Mit Andreas Schumann sprach Florentine Dame
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 02.06.2014
Glück
gehabt – der Deich in Mühlberg hielt der Elbe stand
Mühlberg
Die Elbe fließt fast gemütlich in ihrem Bett in Mühlberg (Elbe-Elster). Auf dem
Elb-Uferweg sind Spaziergänger und Fahrradfahrer unterwegs.
Das Mühlberger Bootshaus lag im Juni 2013 zur Hälfte unter Wasser. Foto: dpa
Am 8. Juni
2013 war es menschenleer. Aus Angst vor dem aus Sachsen herannahenden
Elbe-Hochwasser hatten mehr als drei Viertel der rund 4230 Einwohner ihr Zuhause
verlassen. Der Katastrophenfall war ausgerufen worden. Keller standen unter
Wasser, Grundstücke waren überflutet, Wege in Ufernähe nicht mehr zu erkennen.
Das Bootshaus des Rudervereins lag zur Hälfte unter Wasser. Nur das
Vereinsschild war noch zu erkennen. Die Elbe war auf 9,62 Meter gestiegen – mehr
als dreimal so hoch wie üblich. Hunderte Einsatzkräfte verteidigten zum Teil
unsanierte Deichabschnitte. Dank Notsicherung hielten die Deiche.
Nach einem
Jahr sprießt beim Ruderklub der Rasen, sind Sträucher angewachsen und leuchtet
das Gebäude in frischer Farbe. Im Bereich Mühlberg wurden etwa 5,5 von 21
Kilometern Deich und der Hafen saniert.
dpa/bl
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 02.06.2014
Vor
einem Jahr (2013) sah es ganz anders aus …
Niedriger Elbpegel stoppt Flügeltransporte
Mühlberg. Im Mühlberger Binnenhafen warten noch 15 Rotorblätter des
Windradbauers Vestas auf den Abtransport per Schiff.
Der Elbepegel ist derzeit aber zu niedrig für den Wasserweg.
Das sagt eine Sprecherin der für den Umschlag beauftragten Sächsischen
Binnenhäfen Oberelbe. GmbH auf Anfrage.
Die Flügel müssen womöglich per Lkw abtransportiert werden. Cka
Quelle: Lausitzer Rundschau, 20.06.2014
Tack:
Flüssen zum Schutz vor Hochwasser Raum geben
Brandenburgs Umweltministerin appelliert an Verantwortung des Bundes / Weitere
Finanzen notwendig
Potsdam
Brandenburg hat das Elbe-Hochwasser im Juni 2013 einigermaßen glimpflich
überstanden. "Trotz der enormen und langanhaltenden Belastungen haben die Deiche
an der Elbe standgehalten", sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke).
Es habe
sich gezeigt, dass immer höhere Deiche allein das Problem nicht lösten. "Wir
müssen den Flüssen mehr Raum geben." Und bei nötiger Sanierung werde der
Deichfuß breiter angelegt. "Im Bedarfsfall kann er dann später schneller und
einfacher erhöht werden", sagte sie.
Die Elbe
bei Wittenberge war damals auf knapp acht Meter gestiegen. Normal sind 2,77
Meter. Bei Arnsnesta/Herzberg (Elbe-Elster) brach ein unsanierter Deich an der
Schwarzen Elster. In Breese (Prignitz) wurden durch den Rückstau am Elbzufluss
Stepenitz Häuser überflutet.
"Hochwasserschutz bleibt zwar weiter Ländersache, aber auch die Bundesregierung
hat ihre Verantwortung erkannt", sagte Tack. Bis Herbst solle ein Nationales
Hochwasserschutzprogramm erarbeitet werden. "Schwerpunkte sind die Rückverlegung
der Deiche, gesteuerte Flutpolder und die Beseitigung von Schwachstellen", sagte
die Ministerin. Der Bund habe zugesagt, zusätzlich zu bereits angekündigten
Mitteln eine Finanzierungsstrategie aus Bundesmitteln zu erarbeiten.
dpa/bl
Quelle: Lausitzer Rundschau,
02.06.2014
"Die
Deichrückverlegung wäre an dieser Stelle sinnlos"
Borschütz
. Der Chef der Agrargenossenschaft Mühlberg, Uve Gliemann, kritisierte kürzlich
bei einer Flurbegehung die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Deichbau von
zuständigen Behörden mit den Landwirten.
"Ich höre
immer nur, dass die Sanierung und die Rückverlegung des Deichs in Borschütz im
Plan sind. Mit uns spricht aber niemand." 80 Hektar gutes Land soll durch die
Hochwasserschutzmaßnahme demnach für die Bewirtschaftung wegfallen. "Die
Deichrückverlegung wäre an dieser Stelle jedoch sinnlos", sagt Gliemann. "Binnen
weniger Minuten wäre die Fläche mit Wasser gefüllt und würde Mühlberg nicht
schützen." Anders sehe es bei Köttlitz aus, wo zukünftig 200 Hektar Polderfläche
geschaffen werden. Bei einer Höhe von 8,50 Metern würde das Wasser über den Damm
fließen. "Bei Überflutung bekämen wir Entschädigung. Die Fläche würde
nachfolgende Orte schützen. Die geplante Fläche bei Borschütz nützt niemandem",
so Gliemann. Bislang seien keine Gespräche gelaufen. Bei Deichrückverlegung
würde er in Widerspruch gehen. Gliemann: "Wenn nötig gehen wir bis vors
Gericht."
cka
Quelle: Lausitzer Rundschau,
14.06.2014
Deichbau
nun doch schneller möglich
Arbeiten
am Schlossteich in Mühlberg im Plan / Landesumweltamt korrigiert Baubeginn in
Borschütz
Mühlberg/Plotha Auf beiden Elbseiten der Brücke bei Mühlberg wollen die
Bundesländer den Hochwasserschutz verstärken. Sie investieren derzeit fast 7
Millionen Euro. Die alten Dämme werden teils verbreitert und mit Spundwänden
versehen. Die grundhafte Sanierung vom schadhaften Borschützer Damm samt
Deichrückverlegung sieht der Experte für 2017 als möglich.
Der Damm wächst in die Breite. Bagger versehen ihn mit einem Filterprisma. Foto:
Karl
Zwischen
dem Mühlberger Hafen und dem Schlossteich wird auf etwa 600 Metern Länge der
vorhandene Deich für 850 000 Euro saniert. "Im Moment legen wir ein Filterprisma
mit Kies zur Entwässerung an", sagt Polier Markus Höptner. Bis zu zwei Meter
tief sei man ins Erdreich gegangen und habe kiesigen Boden aufgeschüttet.
Das
Baggerballett links- und rechtsseitig der Elbe im Bereich der Mühlberger Brücke
ist schon seit Mai zu beobachten. Riesige Mengen Erde werden bewegt, Straßen
zurückgebaut oder Spundwände im Boden versenkt. Insgesamt werden 42 000 Tonnen
sogenanntes Stützkörpermaterial auf der brandenburgischen Baustelle verbaut und
verdichtet. Allein auf der Seite zur L 66 wurden 15 000 Tonnen Boden
aufgeschüttet.
"Auf der
Wasserseite sind wir fast fertig. Dort fehlt noch der Radweg", sagt Höptner. Die
Böschung ist fertig, die Rasenansaat muss noch erfolgen. Im Oktober soll die
Deichsanierung an diesem Abschnitt fertig sein.
"Die
Arbeiten liegen exakt im Bauzeitenplan", sagt Thomas Frey vom Landesumweltamt.
"Im Unterschied zu anderen Deichsanierungsmaßnahmen kann man hier anmerken, dass
der Baum- beziehungsweise Gehölzstreifen auf der Deichkrone erhalten bleibt, da
diese sehr breit ist und bei einem Baumwurf keine Standsicherheitsprobleme zu
befürchten sind."
Auf der
sächsischen Elbseite baut Höptner auf 1,7 Kilometern mit. Insgesamt 6,5
Kilometer Deich saniert Sachsen in drei Abschnitten zwischen Plotha und
Treblitzsch für insgesamt sechs Millionen Euro. "Der Abschluss der Arbeiten ist
in Abhängigkeit von der Witterung für Ende 2014 vorgesehen", sagt Katrin Schöne,
Sprecherin der Landestalsperrenverwaltung Sachsens.
In
Borschütz will Brandenburg nun doch eher investieren. Einerseits soll noch in
diesem Jahr eine Sofortmaßnahme gegen die Schadstellen umgesetzt werden. "Hier
haben sich die realen Vor-Ort-Verhältnisse allerdings als schwieriger als
angenommen herausgestellt, was die Planungsarbeiten umfänglicher macht."
Frey fügt
an: "Zum anderen wird für die grundhafte Instandsetzung dieses Abschnittes
derzeit die Planfeststellung vorbereitet. Der Antrag steht kurz vor der
Fertigstellung. Geht man von einer durchschnittlichen Bearbeitungszeit für ein
Planfeststellungsverfahren mit Deichrückverlegung aus, scheint eine bauliche
Umsetzung ab 2017 möglich."
Corinna
Karl
Quelle: Lausitzer
Rundschau, 05.07.2014
Preisgekrönte Idee geht baden
Variables
Hochwasserschutzsystem aus Südbrandenburg wird vom Land nicht unterstützt
Ruhland/Bad Liebenwerda Die Idee ist einfach genial. Das findet nicht nur eine
gleichnamige Fernsehsendung. Doch die in Bayern und Brandenburg preisgekrönte
Hochwasserschutzbarriere von Udo Anlauff aus Bad Liebenwerda will keiner haben.
Udo Anlauff am Modell seiner variablen Hochwasserschutzanlage. Foto: Dietmar
Seidel/dse1
Udo
Anlauff (51) ist an der Schwarzen Elster im Süden Brandenburgs groß geworden.
Der Bad Liebenwerdaer Unternehmer, der die Firma Expert-Bau in der Kurstadt und
auf dem Ruhlander Gewerbegebiet betreibt, weiß, wie schnell das gemütliche
Flüsschen zur Gefahr für die Menschen in den Städten und Gemeinden werden kann,
wenn Hochwasser es zum reißenden Fluss werden lässt. Und er weiß auch, wie
mühevoll der Kampf dagegen ist. Allein das Füllen, Schleppen und wieder
Wegräumen von Sandsäcken kostet vielen Menschen Kraft und Zeit.
Ein Zufall
hatte ihn mit dem Münsteraner Fred Derendorf zusammengeführt, der ein Patent auf
eine Hochwasserschutzbarriere hat und eine Baufirma für die Umsetzung suchte.
Dem erfahrenen Bauunternehmer aus der Lausitz, der bisher vor allem Wohnhäuser
baut und saniert, gefiel die Idee. Er suchte sich ein Team von Fachleuten und
ging mit ihnen daran, sie in die Praxis umzusetzen.
Herausgekommen ist ein variables Hochwasserschutzsystem, das dauerhaft und
unmittelbar vor Ort installiert und im Notfall mit wenig Aufwand schnell
verfügbar ist: Flussbegleitend werden blockweise Fundamente gebaut, in denen
Barriereplatten mit Aussparungen für Stütze und Füllholz liegen. Relativ schnell
können die Barrieren mit Hebetechnik aufgerichtet werden.
Anlauffs
Team hat Barrieren in unterschiedlicher Höhe und Belastbarkeit entwickelt. Das
vorgefundene Füllholz quillt bei Kontakt mit Wasser auf und verschließt die
Öffnung. Eine starke und schützende Wand steht. Wenn das Hochwasser vorbei ist,
können die Betonplatten wieder umgelegt und als Fuß-, Rad- oder Wanderweg
genutzt werden. Udo Anlauff hat ein Modell gebaut, das die Wirkungsweise
veranschaulicht. Auf seinem Ruhlander Hof steht außerdem eine Art Prototyp, der
in Echtgröße verdeutlicht, wie das System funktioniert.
An den
Lausitzer Flusslandschaften allerdings sucht man es vergebens. Obwohl das System
2013 bei den als anspruchsvoll geltenden Bayern den Bayerischen Staatspreis 2013
gewonnen hat und auch die Brandenburger mit dem Zukunftspreis 2013 nachgezogen
haben, kann es sich bisher nicht in der Praxis beweisen. Unzählige Gespräche und
Vorstellungen mit Ministern unterschiedlicher Coleur hat Udo Anlauff inzwischen
hinter sich. Auch die Handwerkskammer Cottbus unterstützt den Unternehmer. "Wir
würden uns wünschen, dass das Unternehmen die Möglichkeit bekommt, die
Funktionsfähigkeit des variablen Hochwasserschutzsystems in der Praxis unter
Beweis zu stellen", sagt Dr. Christoph Schäfer, stellvertretender
Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Cottbus. Doch nichts bewegt sich.
Die
Prüfungen, ob beim Hochwasserschutz an der Schwarzen Elster die Anwendung eines
mobilen Hochwasserschutzsystems modellhaft erprobt werden kann, laufen noch,
versichert Regierungssprecher Thomas Braune. Doch derzeit legt das Land in
seinen Ausschreibungen zum Hochwasserschutz weiter den Schwerpunkt auf die
Sanierung und den Neubau von Dämmen.
Das ärgert
Udo Anlauff. Erst recht, wenn er vom Chef der Staatskanzlei Albrecht Gerber
aufgefordert wird, die Ausschreibungsplattform "aufmerksam zu verfolgen".
"Wenn nur
Dämme geplant werden, habe ich keine Chance", vermisst er Beweglichkeit in den
zuständigen Landesbehörden und mutmaßt "Lobbyarbeit für den Dammbau". Nicht
einmal ein Pilotprojekt, mit dem er den Beweis antreten könnte, dass das System
funktioniert und das auch einen echten Kostenvergleich ermöglichen würde, wird
ihm bisher gewährt.
Heidrun Seidel
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 27.08.2014
Anm. des
Verfassers:
So neu ist
die Idee nicht: In Köln findet dieses Prinzip des mobilen Hochwassserschutzes am
Rhein schon seit Jahrzehnten Verwendung.
Ist nach
meiner Meinung z.B. in Brandenburg als ausgesprochenes Flachland selten
anwendbar, da die Flüsse bei Hochwasser genügend Raum haben, sich auszubreiten
und so Schäden weitestgehend minimiert werden.
Vorstellbar
sind m.E. lokale Anwendungen z.B. in Görlitz, Forst und Guben.
Siehe auch: Lausitzer Rundschau,
28.07.2014 unter Überschrift:
„Guben rüstet sich weiter gegen
Flut -Hochwasserschutzwand an Neiße in Kürze fertig / Polen will Millionen
in Ufersicherung stecken“
Dazu
Näheres unter
hochwasserneisse1.htm meiner Webseite.
Sachsen wartet weiter auf Rückzahlung zuviel gezahlter Fluthilfe
Dresden. 13 Jahre nach dem Hochwasser von 2002 wartet Sachsen noch immer auf
mehr als die Hälfte der gut 150 Millionen Euro zu viel gezahlter Fluthilfe.
Es gehe um 77 Millionen Euro von 1759 Hochwassergeschädigten, erklärte eine
Sprecherin der Sächsischen Aufbaubank (SAB) dem MDR. Insgesamt hätten von dem
Hochwasser betroffene Unternehmer und Immobilienbesitzer in Sachsen etwa. 1,4
Milliarden Euro vom Land erhalten. Davon seien 150,9 Millionen Euro
zurückgefordert worden, da die Bezieher keine Verwendungsnachweise geliefert
hätten oder ihnen zu viel ausgezahlt worden sei. Die SAB geht nach eigenen
Angaben von weiteren Rückzahlungen aus, rechnet aber nicht mit Erhalt der
gesamten Summe (Anm.: Warum eigentlich
nicht?)
.
dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau, 18.08.2015
Anm.: Geht es hier eigentlich nicht
um den Vorwurf des Betrugs bei den Säumigen?
Neues Deichbauvorhaben an
Elbe bei Mühlberg wird vollendet
181 Hektar großer
Flutpolder schützt vor Hochwasser
Potsdam/Mühlberg Im Süden des Landes Brandenburg geht die
Sanierung der Elbdeiche weiter voran. Am Montag, 7.
September, startet bei Mühlberg
(Elbe-Elster) das Bau-Vorhaben, mit dem der Flutpolder Köttlitz und
damit 181 Hektar Retentionsfläche endgültig fertig gestellt werden.
Im Jahr 2002 hatten die Deiche
einer Jahrhundertflut knapp standgehalten. Das Ereignis ging als "Wunder
von Mühlberg" in die Geschichte ein.
Elbe hat mehr Raum
"Nun hat die Elbe hier künftig bei
Hochwasser mehr Raum", erklärt Brandenburgs Umweltminister Jörg
Vogelsänger (SPD). "Flüssen mehr Raum zu geben, ist ein wichtiger Aspekt
heutiger Hochwasserschutzprogramme. Im Polder Köttlitz wird dies ab
Sommer 2016 bereits Realität sein", sagte Minister Vogelsänger weiter.
In die Baumaßnahme werden 2,5
Millionen Euro investiert. Sie umfasst den Neubau eines 800 Meter langen
Deiches sowie die Herstellung einer 75 Meter langen Überlaufstrecke mit
Sielbauwerk im "Alten Hauptdeich". Die Überlaufstrecke wird als
technisches Bauwerk ausgeführt, welches das kontrollierte Überströmen
des Deichabschnittes in einem speziell dafür ausgelegten Bereich
gewährleistet.
Das überströmende Wasser fließt
in den neu geschaffenen Flutpolder. Mit Fertigstellung des
Deichabschnittes steht hier bei Elbehochwasser die neue Retentionsfläche
zur Verfügung. Das entlastet die Deiche flussabwärts und schützt vor
Hochwasserschäden, heißt es aus dem Ministerium in Potsdam weiter.
Rückbau Sommerdeich
Der Rückbau des alten
Sommerdeiches ist ebenfalls ein Teil des gesamten Bauvorhabens und wird
in Zusammenarbeit mit der Stadt Mühlberg vorbereitet und dann auch
umgesetzt werden.
red/ths
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 05.09.2015
Neuer Deich soll Elbe-Region im Süden entlasten
Köttlitz Schutz vor Hochwasser: In
Südbrandenburg entsteht ein neuer Deich an der Elbe. Am Donnerstag setzte
Umweltminister Jörg Vogelsänger (SPD) bei Mühlberg (Elbe-Elster) den offiziellen
ersten Spatenstich. Der Deich soll nach Ministeriumsangaben 800 Meter lang
werden.
Zugleich soll es einmal möglich sein, dass
Wasser kontrolliert auf bestimmte Flächen überlaufen kann. Das soll die Deiche
flussabwärts entlasten. Mit 2,5 Millionen Euro fördert das Land das Vorhaben.
2013 gab es beim Elbe-Hochwasser in der Region in Südbrandenburg große Schäden.
Die Kleinstadt Mühlberg wurde damals evakuiert. dpa
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 08.10.2015
100 Millionen Euro investiert
Sachsen 2016 in Flutschutz
Dresden Sachsen hat 2015
fast 150 Millionen Euro in den Hochwasserschutz und die Beseitigung
von Flutschäden investiert. Vollendet wurden unter anderem die mehr
als sieben Kilometer lange Hochwasserschutzlinie in Flöha
(Mittelsachsen) für rund 21 Millionen Euro, das 3,8 Millionen Euro
teure Hochwasserrückhaltebecken Oberlungwitz sowie mehrere Projekte
in Ortsteilen von Zwickau für zusammen mehr als sieben Millionen
Euro.
"Auch wenn es in diesem Jahr mit der anhaltenden
Trockenheit nicht danach aussah: Hochwasser wie in den Jahren 2002 und
2013 können uns auch künftig treffen", erklärte Umweltminister Thomas
Schmidt (CDU).
"Der Klimawandel führt zu häufigeren Wetterextremen.
Darum hat der Hochwasserschutz bei uns auch weiter hohe Priorität."
2016 will Sachsen etwa 100 Millionen Euro in den
Hochwasserschutz stecken. Zu den Vorhaben gehören Projekte an der Mulde
in Grimma und Döbeln, an der Elbe in Dresden und Riesa, das
Rückhaltebecken Neuwürschnitz bei Chemnitz sowie der Polder Löbnitz
(Nordsachsen). dpa/uf
Quelle:
Lausitzer Rundschau, 31.12..2015
800 Millionen Euro für Flutschutz an Elbe
Gerwisch Sachsen-Anhalt will bis zum 2020 für die Verbesserun des
Hochwasserschutzes fast 800 Millionen Euro ausgeben. Nach wie vor sei es
das Ziel, dass dann alle Deiche der DIN-Norm entsprechen, erklärte
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gestern
(02.03.2016)
anlässlich eines Baustarts in Gerwisch (Jerichower Land). Dort wurde mit
der Sanierung eines 1680 Meter langen Deichabschnitts begonnen. Dafür
sind 3,2 Millionen Euro eingeplant. Seit der großen Flut 2002 hätten EU,
Bund und das Land rund 710 Millionen Euro ausgegeben, um Deiche in
SachsenAnhalt standsicher und ausreichend hoch zu bauen.
dpa/uf
Quelle: Lausitzer Rundschau, 03.03.2016
1,5
Milliarden Euro für Wiederaufbau nach Flut 2013
Umweltminister
Sachsens zieht Bilanz zur Schadensbeseitigung
Dresden Keine drei
Tage brauchte das Wasser 2013, um an Elbe und Mulde ganze Landstriche zu
überschwemmen und Häuser unbewohnbar zu machen. Der Wiederaufbau dauert
nun schon mehr als drei Jahre.
Vor wenigen Tagen wurde ein neues Verteilerwehr an
der Mulde in Döbeln eingeweiht – eines der jüngsten Schutzprojekte. Es
soll große Mengen Wasser in eine Flutmulde ableiten. Die Kosten für das
Vorhaben beliefen sich auf 5,5 Millionen Euro. Foto: dpa
Mit rund 14 000
einzelnen Schadensfällen befasste sich Schmidts (Umweltminister
Thomas Schmidt (CDU) Haus seit dem
Hochwasser. Mehr als 12 000 Geschädigte bekamen Hilfe aus dem
Wiederaufbaufonds bewilligt – insgesamt in Höhe von eineinhalb
Milliarden Euro. Letztlich ausgezahlt wurde bis jetzt ein Drittel davon,
die allermeisten Fälle dauern noch an. Indes, dass die Bewilligungen nun
alle raus sind, sieht Schmidt als einen "wesentlichen Meilenstein bei
der Schadensbeseitigung"….
… Auch bei der
staatlichen Infrastruktur geht es laut Schmidt gut voran. Von den rund
500 Millionen Euro Schaden, die das Hochwasser dort verursachte, ist
aktuell ein Drittel beseitigt. Fast 300 Kommunen waren damals mehr oder
weniger von der Flut betroffen.
Dreimal so viel
Regen wie normal
Das Hochwasser im
Mai und Juni 2013 übertraf in Ausdehnung und Gesamtstärke das
Augusthochwasser von 2002. …
Die Schäden in
Sachsen summierten sich laut einer Studie des Bundesinnenministeriums
auf 1,9 Milliarden Euro, in Brandenburg waren es 92 Millionen. Am
stärksten betroffen war Sachsen-Anhalt mit 2,7 Milliarden.
In einem breiten
Streifen vom südlichen Schleswig-Holstein bis zum nördlichen Bayern fiel
in wenigen Tagen bis zu dreimal so viel Regen wie normal. Das führte zu
schweren Hochwassern in Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Hessen,
Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz,
Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.
Die Lage an der
oberen Elbe verschärfte sich zudem, als der aus Tschechien kommende
Hochwasserscheitel Sachsen erreichte.
… Der
Hochwasserschutz indes stellt nach drei Jahren nicht alle zufrieden.
Noch immer werde zu wenig getan, damit das Wasser sich ausbreiten kann,
kritisierten kürzlich die Grünen im Landtag. Seit 2002 habe der
Freistaat nur zehn Millionen Euro für Überschwemmungsflächen ausgegeben,
beklagt der Grünen-Abgeordnete Wolfram Günther. Technischer
Hochwasserschutz werde immer noch bevorzugt, dabei verschiebt er die
Flut nur auf die Unterlieger.
Schutzprojekte
umgesetzt
Eines der
umgesetzten Projekte ist das neue Verteilerwehr an der Mulde in Döbeln
(Kreis Mittelsachsen), das vor wenigen Wochen in Betrieb ging. Es leitet
bei Hochwasser einen Teil des Wassers in eine Flutmulde ab. Zwei Jahre
wurde an dem 5,5 Millionen Euro teuren Wehr gebaut. Parallel dazu wurde
die Flutmulde verbreitert. Die Anlage soll Schutz bieten für eine Flut,
wie sie statistisch einmal in 50 Jahren vorkommt. Christine
Keilholz / ckz1
Quelle: Lausitzer Rundschau, 17.08.2016 (auszugsweise)
Ausführlich unter:
http://www.lr-online.de/nachrichten/sachsen/1-5-Milliarden-Euro-fuer-Wiederaufbau-nach-Flut-2013;art1047,5559835
Millionen für flutgeschädigte
Brücken
Dresden. Die Stadt Dresden investiert 2017 rund 32 Millionen Euro in
die Beseitigung von Hochwasserschäden an ihren Brücken. Insgesamt laufen
für mehr als 40 Baumaßnahmen, wie die Kommune am Montag
(05.12.2016) mitteilte.
Mit etwa 23 Millionen Euro fließen fast drei Viertel der Gesamtsumme in
die Instandsetzung der Augustusbrücke.
dpaluf
Quelle: Lausitzer Rundschau, 06.12.2016
40
Millionen Euro für Hochwasserschutz
Verstärkung der Deiche und Neubau kompletter Schutzanlagen im Fokus
Potsdam (dpa/bb) Schöpfwerke umbauen oder Deiche verstärken: Brandenburg
sorgt gegen das nächste Hochwasser vor. Die Projekte sind nicht billig.
Elbdeich bei Mühlberg (Brandenburg). Foto: Bernd Settnik/Archiv
In
Brandenburg sind in diesem Jahr rund 40 Millionen Euro für Maßnahmen zum
Hochwasserschutz eingeplant. Damit soll etwa die Verstärkung der Deiche
und der Neubau kompletter Schutzanlagen finanziert werden, sagte der
Sprecher des Umweltministeriums, Jens-Uwe Schade, auf Anfrage.
Das Geld stamme aus EU-, Bundes- und Landesmitteln. Zudem stünden bis zu
1,2 Millionen Euro aus dem Nationalen Hochwasserschutzprogramm bereit -
vor allem für Planungsaufgaben. Es war nach den verheerenden Fluten im
Elbe- und Donaugebiet 2013 von der Umweltministerkonferenz beschlossen
worden. Vorläufig wurden dafür rund 5,4 Milliarden Euro vom Bund an
Haushaltsmittel bereitgestellt.
Eines der größten Projekte ist in diesem Jahr die Rückverlegung eines
3,1 Kilometer langen Deiches an der Oder in der Neuzeller Niederung
(Oder-Spree). 10,6 Millionen werden aus EU-, Bundes und Landesmitteln
veranschlagt, die Arbeiten sollen 2021 beendet sein.
An
der Elbe in Mühlberg (Elbe-Elster) beginnen im Frühjahr gleich zwei
große Vorhaben. So soll für 2,6 Millionen Euro ein 260 Meter langer
Deich verstärkt werden. Wenn in Gefahrensituationen Schwertransporter
eingesetzt werden müssen, sollen sie darüberfahren können. Ein weiterer
Deich in der Stadt wird für 6,71 Millionen Euro ertüchtigt.
An
der Prignitzer Elbe beginnt die Verstärkung des Deiche im zweiten
Halbjahr im Kostenumfang von 2 Millionen Euro. Um das Gelände der DB
Fahrzeuginstandhaltung bei Hochwasser zu schützen, starten ebenfalls in
Wittenberge die Arbeiten für Schutzanlagen. Die eingeplanten 1,3
Millionen Euro werden aus Landesmitteln finanziert.
2016 wurden laut Ministerium landesweit rund 33,3 Millionen Euro
investiert. Seit 1997 seien 276 Kilometer Deiche saniert, neu gebaut
oder rückverlegt worden - zu Kosten von etwa 473 Millionen Euro. 85
Schutzbauwerke wurden für 136 Millionen Euro saniert oder neugebaut. Für
etwa 22 Millionen Euro werden 2700 Karten für Hochwassergefahren und
-risiken erstellt.
Quelle: Lausitzer Rundschau, 23.01.2017
Elbekonzept - gefeiert und gescholten
Ein mühsam ausgehandelter Kompromiss zur Zukunft des Flusses wird heftig
diskutiert.
VON FRANK CLAUS
BERLIN/DRESDEN Ein von einem Bund-Länder-Gremium vorgelegtes
Gesamtkonzept Elbe soll in den nächsten 20 bis 30 Jahren den Umgang mit
dem Fluss regeln. Kernaussage:
Ein Ausbau zur Verbesserung der
Verkehrsverhältnisse, u.a. durch Staustufen, soll auch künftig nicht
stattfinden. Flussbauliche Maßnahmen würden dem Konzept zufolge "jedoch
akzeptiert,
wenn sie zugleich ökologischen, wasserwirtschaftlichen und
verkehrlichen Zielen dienen (...)." In dem Gesamtkonzept sei erstmals
ein mit Umwelt- und Wirtschaftsverbänden
sowie mit Verwaltungen des Bundes
und der Länder abgestimmter Maßnahmekatalog erarbeitet worden.
Verzichtet wurde darin auch auf die bislang geforderte Fahrrinnentiefe
von 1,60 Meter.
Nunmehr soll die Elbe an 345 Tagen im Jahr eine Tiefe
von 1,40 Meter aufweisen. Um die Elbe nicht in voller Breite
auszubaggern, soll es an schwierigen Stellen nur noch einen
Richtungsverkehr geben.
Der sächsische Grünen-Landtagsabgeordnete Wolfram Günther
sieht das Festhalten an einer ganzjährigen Schiffbarkeit angesichts des
Klimawandels als völlig unrealistisch an.
Ein Bagger auf einer Arbeitsplattform arbeitet an der Elb-Fahrrinne.
FOTO: DPA
Auch die Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH (SBO), die heute ihre
Bilanz für 2016 vorlegt, gehört für den Politiker auf den Prüfstand.
Obwohl im Jahr 2014 nur noch 7 Prozent der in den drei sächsischen SBO-Häfen Dresden, Riesa und Torgau -
die SBO betreibt auch den
Elbehafen Mühlberg - umgeschlagenen Güter mit dem Schiff transportiert
wurden, sollen die Häfen bis zum Jahr 2020
15 Millionen Euro aus dem EU- Programm "Förderung umweltfreundlicher
Verkehrsträger" bezuschusst werden.
"Diesen Förderderzweck wollen wir
abschaffen und die Steuerverschwendung beenden", so der Grüne.
Quelle: Lausitzer Rundschau, 01.02.2017 (ausschnittsweise)
Anm.: Wo bleibt eigentlich ein schlüssiges, von allen Seiten
akzeptiertes Konzept zur
Förderung umweltfreundlicher Verkehrsträger?
An dieser Stelle die Vita von Herrn Wolfram Günther (Bündnis90/Die
Grünen):
Wolfram Günther ist ein deutscher
Jurist und Kunsthistoriker. Er ist aktiv in der Denkmalpflege und
Sprecher des Stadtforums Leipzig. Er ist seit 2014 für Bündnis 90/Die
Grünen Mitglied des Sächsischen Landtags.
Wikipedia
Geboren:
1973
Bücher:
MARCO POLO Reiseführer Russland,
mehr
… also ein ausgewiesener „Experte“ in Sachen „Elbe“.
Baustart in Wittenberge für
Flut-Schutzmauer
...Wittenberge Das Bahnwerk in
Wittenberge (Prignitz) soll besser vor Hochwasser geschützt werden....
...Minister Jörg Vogelsänger (SPD)
setzte den symbolischen ersten Spatenstich für das rund eine Million
Euro kostende Projekt....
...Die Mauer soll neben dem Bahnwerk
auch die Stadt Wittenberge vor Hochwasser schützen....
…Im Juni 2013 war dort den Angaben zufolge das Wasser so hoch gestiegen,
dass auf vier Kilometern Notdeiche gebaut werden mussten…
dpa/uf
Quelle: zitiert aus Lausitzer Rundschau. 16.08.2017
Ausführlich unter:
http://www.lr-online.de/nachrichten/brandenburg/Baustart-in-Wittenberge-fuer-Flut-Schutzmauer;art310462,6159439
Erster Hochwasserschutztag im Juni (2018) in Bad Schandau
…DRESDEN Jahre nach den verheerenden Hochwassern von 2002 und 2013 in
Sachsen wird Anfang Juni ein Hochwasserschutztag veranstaltet…
…Dort sollen sich Bürger über angepasste Bauweisen und Schutz für
bestehende Gebäude informieren können…
…Seit 2002 investierte der Freistaat nach Ministeriumsangeben 2,6
Milliarden Euro in den Hochwasserschutz und eine nachhaltige Beseitigung
von Schäden an Gewässern und Deichen….
…Angesichts der für die Zukunft zu erwartenden Wetterextreme sei es
wichtig, das Bewusstsein für die Gefahren wach zu halten…
…Zudem dient das Treffen dem Austausch zwischen Experten, Verwaltung und
Bürgen….
…Bad Schandau, der kaum zu schützende Ort an der Elbe, in dem viele
Bürger privat baulich vorgesorgt haben, gilt laut Ministerium
als Beispiel für andere Gebiete mit vergleichbarer Gefährdungslage….
Quelle: zitiert aus Lausitzer Rundschau, 15.01.2018
2019 rund 35 Millionen Euro für den
Hochwasserschutz
Auch wenn der Sommer trocken war, die Flutgefahr bleibt.
POTSDAM Der Ausbau des Hochwasserschutzes in Brandenburg an Elbe, Oder,
Neiße und anderen Flüssen wird 2019 unvermindert fortgesetzt.
Wie im Vorjahr stehen dafür rund 35 Millionen Euro bereit. Das Geld
stammt aus EU -. Bundes- und Landesmitteln.
…Seit 1997 wurden knapp 700 Millionen Euro für den Hochwasserschutz
im Land investiert. 278 Kilometer Deiche wurden erweitert, neu gebaut
oder rückverlegt -
allein dafür fielen Ausgaben in Höhe von 523 Millionen Euro an….
….93 Hochwasserschutzbauwerke wie Rückhaltebecken oder Speicher wurden
um und neu gebaut. Zudem wurden gut 23 Millionen Euro in Gefahren- und
Risikokarten
sowie regionale Maßnahmepläne investiert...
…In Mühlberg im Süden des Landes wird an der Elbe der Deich
verstärkt: Kosten 2,7 Millionen Euro…
…Auch an der Oder gehen die Arbeiten an Hochwasserschutzanlagen
weiter…
..In der Uckermark wird zum einen ein Deich verstärkt und ein
sogenanntes Auslaufwerk neu gebaut. Rund 2,3 Millionen Euro sind dafür
vorgesehen…
…An der Neiße bei Guben geht es im Herbst kommenden Jahres los….
…Größere Projekte 2018 waren den Angaben zufolge an der Elbe in
Mühlberg der Beginn der Erneuerung von 1700 Metern der
Hochwasserschutzanlage.
Bis zum Abschluss werden dafür sieben Millionen Euro veranschlagt…
…Hochwasserschutzmaßnahmen richten sich im kommenden Jahr auch
schwerpunktmäßig auf die Schwarze Elster, hieß es.
Insbesondere gehe es dabei um Herzberg, Bad Liebenwerda und Elsterwerda…
Gudrun Jänicke
Quelle: zitiert aus Lausitzer Rundschau, 27.12.2018
Lesermeinung zu Elbvertiefung: - Von der Straße lieber aufs Wasser
Elbvertiefung unterstützt verträglichere Schiffbarkeit.
Zum LR-Beitrag „Dialog im Boot“ vom 29. Juli:
Nachzulesen unter:
https://www.lr-online.de/lausitz/elsterwerda/muehlberg-dialog-im-boot-fordert-stopp-des-elbeausbaus_aid-44568391
Zitiert
aus lr-online.de, 28. Juli 2019
Zitat
Beginn:
Mühlberg -„Dialog im Boot“: Stoppt den Elbeausbau
…Riesa/Mühlberg. Seit 2017 liegt ein Gesamtkonzept Elbe vor. Das sieht
auch den Ausbau der Elbe vor.
„Nicht mehr zeitgemäß“, sagt der BUND.
Anm.:
???, es gibt auch positive Beispiele, z.B. der behutsame Ausbau des
Rheins.
…Die Situation der Elbe ist im zweiten Jahr in Folge von extremem
Niedrigwasser gekennzeichnet. Die Güterschifffahrt ist eingestellt. Bei
Wittenberg liegt seit Ende Juni ein Passagierschiff,
das während einer Flusskreuzfahrt „strandete“, festmachen musste, weil
der Pegel zu diesem Zeitpunkt nur noch 80 Zentimeter aufwies. Damit
deutet sich ein neuerliches Szenario wie 2018 an,
als die Elbe mehr als sieben Monate keine Schifffahrt erlaubte…
…Und dennoch werden die Planungen zum Elbeausbau nicht gestoppt, wird am
2017 vorgestellten Gesamtkonzept Elbe festgehalten.
Für die Schifffahrt wird eine Fahrrinnentiefe von mindestens 1,40 Meter
an durchschnittlich 345 Tagen im Jahr angestrebt. Ökologische Ziele zur
Erhaltung der Elbauelandschaft sind ebenfalls festgelegt….
Zitat
Ende:
Anm.:
Man kann
dem BUND und ihm Nahestehenden nur immer wieder mangelnden Sach- und
Fachverstand vorwerfen. Bis jetzt ist mir nicht eine Maßnahme bekannt,
die von BUND
und
Grünen nicht ver- oder behindert worden ist, und ohne einen
nachhaltigen Alternativvorschlag unterbreitet zu haben.
Ein
weiteres Beispiel ist der geplante (und behinderte) Ausbau der Elbe in
ihrem Oberlauf mit Staustufen angeregt durch Tschechien, um die Straße
und Schiene im Oberen Elbtal
vom
Güterverkehr zu entlasten.
Man muss
kompromissbereit sein und versuchen einvernehmliche Lösungen zu finden.
Aus
diesem Grund kann dem Leser nur Recht gegeben werden.
"Der
Beitrag scheint mir aber recht einseitig die Meinung einzelner
Öko-Aktivisten wiederzugeben: Selbstverständlich ist heutzutage jeder,
der ein Flussbett begradigt und kanalisiert, ein Öko-Sünder.
Das sollte man nach heutigem Wissen nicht mehr tun.
Wer aber eine seit über 150 Jahren bestehende Wasserstraße verkommen
lässt, (es werden ja keine Flusslaufkorrekturen vorgenommen, sondern der
Fluss sich lediglich selbst überlassen),
hat aber ganz sicher auch die Gesamtökologie nicht im Blick.
Auf dieser bereits vorhandenen und dann aber gepflegten Wasserstraße
ließen sich viele Güter von der Straße auf den Wasserweg verlagern und
somit Straßenverkehrsaufkommen und CO2-Ausstoß minimieren.
Das berechtigte Argument, dass immer weniger Güter zurzeit auf dem
Wasserwege transportiert werden und die Schifffahrt fast zum Erliegen
gekommen ist, ist zwar korrekt,
liegt aber an der schlechten Schiffbarkeit der Elbe. Wenn man endlich
mal eine Entscheidung treffen und diese dann konsequent durchsetzen
würde, müsste man entweder alle Häfen schließen
und den Flusslauf wieder in seine ursprüngliche Form bringen oder aber
die Wasserstraße Elbe wieder nutzbar machen.
Angesichts der bereits getätigten und nur bedingt rückgängig machbaren
Maßnahmen und der Möglichkeit, endlich einen echten Beitrag zur
Verkehrswende leisten zu können,
sollte meiner Ansicht nach der zweite Weg beschritten werden, zum Wohle
der Gesamtökologie unseres Landes.
Ich bin zwar kein Wasserwirtschaftsexperte, aber ich wohne seit über 50
Jahren an der Elbe.
Hans-Jürgen Beger, Mühlberg/Elbe
Quelle:
lr-online.de, 31.07.2019
Anm.: Tempo – das nächste Hochwasser der Elbe kommt bestimmt
Hochwasser Mühlberg macht Ernst mit Schutz
Mühlberg. 2021 ist das Jahr, in dem in der Elbestadt Mühlberg die
sichtbarsten Hochwasserschutzmaßnahmen im direkten Stadtgebiet erfolgen
sollen.
Gleich an fünf Bauabschnitten wird gearbeitet. Nach Errichtung der
Hochwasserschutzan lagen am Bootshaus werden nun die innerstädtisch
neuralgischen Punkte angefasst.
pb
Quelle: zitiert aus Lausitzer Rundschau, 09.01.2021
Meteorologen warnen vor
Hochwasser an Elbe und Oder (2024)
Wegen der anhaltenden Regenfälle steigen die Pegel der Flüsse deutlich
an. Das Landesumweltamt spricht aber von einer besseren Ausgangslage als
2010.
Angesichts der Prognosen zu starken Regenfällen haben Freitag
(13.09.2024) in Tschechien und Polen Vorbereitungen für Schutzmaßahmen
begonnen Foto: Hajek
Ondoej/stk/dpa
…Experten rechnen in den nächsten Tagen mit ansteigenden Pegelständen
bis hin zum Hochwasser an Elbe und Oder.
Erste Hochwasserwarnungen gab Brandenburgs Landesamt für Umwelt (LfU)
nach eigenen Angaben bereits für die Lausitzer Neiße, die Oder und die
Elbe heraus…
…Laut LfU sind ergiebige Niederschläge in den östlichen Alpen,
Tschechien und Polen „Grund für das sich anbahnende Hochwasser
Für
die nächsten drei Tage sind Niederschlagsmengen von bis zu 250 Litern
pro Quadratmeter vorhergesagt.
Ein
Tief über dem Balkan zieht zudem nordwärts und beeinflusst den Südosten
Brandenburgs mit feuchten Luftmassen“….
…Die Regierung Tschechien berief
einen Krisenstab ein. Die Behörden in Polen haben die Bürger aufgerufen,
Vorkehrungen für den Fall von Überschwemmungen zu treffen….
…
In Sachsen hat das Landeshochwasserzentrum nach Spree, Lausitzer Neiße
und Elbe auch für die Nebenflüsse der oberen Elbe eine Warnung
herausgegeben….
…Die prognostizierten Niederschlagsmengen sind nach Angaben des LfU
Brandenburg mit denen vom Oder-Hochwasser von Mai und Juni 2010
„vergleichbar“….
…Trotz der Warnungen sehe man sich aktuell in einer besseren
Ausgangslage, so der Sprecher.
Diese sei wegen einer ausgeprägten Niedrigwasserphase und trockener
Böden günstiger. Flüsse könnten Niederschläge aufnehmen.
Zudem wurde seitdem der Hochwasserschutz verstärkt. Bliebe es bei den
erwarteten heftigen Niederschlägen bis Montag (16.09.2024),
„dürfte sich eine Hochwasserwelle am Sonntag (15.09.2024) zu Montag (16.09.2024) an der Lausitzer Neiße sowie ab Mitte der nächsten
Woche an Oder und Elbe ausbilden“…
red
mit dpa
Quelle: zitiert aus lr.online.de – Frankfurter Rundschau online,
14.09.2024
Deichabschnitte in Mühlberg
sind verstärkt
Mühlberg. Der Hochwasserschutz an der Elbe in Mühlberg (Elbe-Elster) hat
sich verbessert.
Brandenburgs Umwelt- und Klimaschutzminister Axel Vogel (Grüne) nahm
zwei Deichabschnitte offiziell in Betrieb, die mit Millionenaufwand
verstärkt und erhöht wurden.
Beide Abschnitte sind zusammen gut einen Kilometer lang und wurden für
etwa neun Millionen Euro ertüchtigt. …
Das
Hochwasser Anfang Juni 2013 an einer Deichbaustelle in Mühlberg. Foto:
Patrick Pleul
…Die Verstärkung der Elbe-Hauptdeiche werde als ein Schwerpunktvorhaben
des Landes beim Hochwasserschutz fortgeführt…
... Im
Raum Mühlberg, wo der Fluss die Landesgrenze zu Sachsen markiert, wurden
… bislang mehr als 13 Kilometer erneuert, also fast drei Viertel der
Deiche.
Weitere fünf Kilometer müssen noch verstärkt werden. Die Gesamtkosten
für die Baumaßnahmen betragen knapp 50 Millionen Euro…
…Seit der Oderflut 1997 wurden in Brandenburg laut Ministerium fast 900
Millionen Euro für den Hochwasserschutz investiert,
darunter rund 200 Millionen Euro für die Deiche und Anlagen an der Elbe. …dpa
Quelle: zitiert dpa, 12.10.2024
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