Brachte uns das Jahr 2002 die Jahrhundertflut , die besonders die Elbe und ihre Nebenflüsse betraf

 

(siehe auch: Dokumentation zum Hochwasser der Elbe) , suchte uns im Sommer 2003 eine 

 

außergewöhnlich lange Trockenperiode heim, die besonders in Brandenburg verheerende Auswirkungen 

 

hatte.

 

Schon am 06.06.2003 berichtete die Lausitzer Rundschau  über die Ergebnisse einer Studie Potsdamer 

 

Institutes für Klimafolgenforschung unter der Überschrift:

 

 

Studie: In Brandenburg nehmen Wetter-Extreme zu

 

Klimafolgenforscher verlangen rechtzeitige politische Entscheidungen

 

Das Land Brandenburg muss sich schon in den nächsten fünf Jahrzehn­ten auf dramatische Wetterverände­rungen einstellen, durch die unter anderem eine Erhöhung der Waldbrandgefahr "um 30 Prozent", sinken­de Pegelstände in den Flüssen, häufigere Hochwässer sowie geringere Ernten wegen Dürren drohen. Das geht aus der neuen, mit Spannung erwarteten ersten „Studie zur klimatischen Entwicklung Brandenburgs bis zum Jahr 2055“ hervor, die das renommierte "Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung jetzt vorgelegt hat.

 

VON THORSTEN METZNER

 

"Die Politik kann Gegenmaßnahmen einleiten, um die Verwundbarkeit Brandenburgs gezielt zu reduzieren, um Folgen zu mildern", mahnte Kli­maforscher Manfred Stock, der Autor der Studie, gestern auf einer Ökologie­Tagung in Potsdam. "Wir brauchen Risikobewusstsein, politische Vorsorge und rechtzeitige Entscheidungen - gerade in Brandenburg."

Während die Niederschläge weiter zurück gehen (siehe Hintergrund), gibt es eine gute Nachricht für die Touris­musbranche. Die Sonne wird häufiger und länger scheinen, die Bewölkung abnehmen. "Die Tage ohne Sonnen­schein gehen deutlich zurück."

 

Die Temperaturen werden im Jahres­durchschnitt um 1,5 Grad steigen, wobei "in der Regel die Winter milder werden, extreme Winter zwar seltener werden, aber nicht verschwinden." Und wenn es regnet, so der bereits jetzt spürbare Klimatrend, dann kür­zer, aber um so stärker.

Klimaforscher Manfred Stock wies darauf hin, wie weitreichend die Fol­gen dieses Klimawandels sein werden. Nicht nur, dass Brandenburgs Grundwasser-Ressourcen noch drastischer sinken als bislang erwartet, was den wirkenden Trend zum "Steppenland" verschärft. "Als Folge könnten die in Brandenburg noch häufig anzutreffenden ausgedehnten Niederungen, Moore und Luchgebiete verloren gehen." Auch die Wasserstände in den Flüssen werden sinken, warnte der Wissenschaftler. So drohe das Deutsche Einheit-Projekt 17, der Ausbau von Havel und Elbe, ein Milliardengrab zu werden, weil im Sommer gar nicht genug Wasser für die Schifffahrt da sein werde. "Es gibt eine bessere Verwendung für das Geld."

 

Die Kernbotschaft des Wissenschaftlers:

 

Da das Wasser in Brandenburg drastisch knapper wird, nicht mehr genug Grundwasser neu gebildet wird, muss in der märkischen Landschaft künftig sorgfältiger mit den Niederschlägen umgegangen werden. Das Land könne es sich nicht länger leisten, die hohen Winterniederschläge - un­wirksam für die Grundwasserbildung ­einfach in Flüsse abzuleiten, sagte auch Matthias Freude, der Präsident des Brandenburger Landesumweltamtes. Ziel müsse es sein, sie für den Sommer zurückzuhalten. Sogar bisherige Tabus werden wegen des Klima-Szenarios bereits diskutiert. Etwa, ob künftig geklärte Abwässer zur Erneuerung des Brandenburger Grundwassers genutzt werden können.

 

Hintergrund

 

Niederschlags-Rückgang

 

Das brisanteste Ergebnis der Studie, bei der erstmals die Auswirkungen der globalen Erderwärmung auf das Brandenburger Klima simuliert wurden:

Obwohl Brandenburg schon jetzt zu den trockensten Gebieten Deutschlands gehört werden die Niederschläge von derzeit 560 Millimeter (Liter je Quadratmeter) pro Jahr bis 2055 um 150 bis 200 Millimeter ab­nehmen. Betroffen davon werden alle Teile des Landes sein, wobei im Südberliner Umland die geringsten Rückgänge und im Süden Brandenburgs die stärksten Regen-Rückgänge erwartet werden.

 

 

 

Einen  weiteren Artikel zu dieser Thematik veröffentlichte die Lausitzer Rundschau am 01.07.2003:

 

 

Wetterextreme nehmen in Brandenburg zu

 

Potsdamer Klimaforscher: Wasserbauprojekte müssen auf Prüfstand

 

Die Sahara lässt grüßen, Die Mark Brandenburg wird in den nächsten fünf Jahrzehnten sonniger, wärmer und trockener - was gravierende Folgen für das Land haben wird. Was die RUNDSCHAU bereits vorab berichtete, wurde gestern mit der offiziell vorgestellten

"Studie zur klimatischen Entwicklung Brandenburgs bis zum Jahr 2055" detailliert belegt:

Erhöhung der Waldbrandgefahr um 30 Prozent, sinkende Pegelstände von Spree und Havel, häufigere Hochwässer, geringere Ernten.

 

VON THORSTEN METZNER

 

 

Die Ursache sehen die Wissenschaftler des renommierten Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, die die Studie im Auftrag des Umweltministeriums erstellt haben, im Klimawandel infolge der Erderwärmung. Dessen Auswirkungen wurden erstmals auf das märkische Regionalklima "simuliert" .

Klimaforscher Manfred Stock, einer der Autoren der Studie, forderte des­halb eine Überprüfung des Milliardenprojektes 17, des Ausbaus der Havel, da nach den Klimaszenarien nicht si­cher sei, dass die Havel im Sommer genug Wasser für die Schifffahrt führen werde. Umweltstaatssekretär Friedhelm Schmitz-Jersch betonte, die Studie werde dem Bundesverkehrsmi­nisterium zugeleitet.

 

Während die Niederschläge deutlich zurückgehen werden (siehe Hintergrund), wird gleichzeitig, der Tourismus mag jubeln, die Sonne im ganzen Land länger scheinen - 18 bis 36 Minuten mehr pro Tag als die bisheri­gen 4,2 bis 4,7 Stunden. Die Tempera­turen selbst werden im Jahresdurchschnitt um 1,5 Grad ansteigen. Besonders dramatische Folgen wird der Klimawandel auf Brandenburgs bereits seit Jahrzehnten sinkende Grundwasserstände haben, was den bereits wirkenden Trend zum "Steppenland" (die RUNDSCHAU berichte­te) verschärft. Nach den Berechnungen der Klimaforscher wird die Grundwas­serbildung um rund 50 Prozent zu­rückgehen. Dies werde auch zu merklich sinkenden Wasserständen in Seen und Flüssen führen, was die Wasserqualität (Fischsterben) beeinträchtigt, so die Studie.

 

"Einige Oberläufe von Flüssen werden definitiv trocken fallen", so Professor Eckhard Jungfer, der vor dramatischen Auswirkungen besonders für Kleingewässer warnte. Auch sei nicht ausgeschlossen, dass die Spree in trockenen, heißen Sommern nicht mehr nach Norden abfließen könne – und quasi zum stehenden Gewässer werde. Allerdings können negative Folgen, unter anderem für den Spreewald, durch Zukauf von Wasser aus Sachsen abgemildert werden, erklärte Schmitz­Jersch. Nach seinen Worten werde die geplante Flutung von Tagebau-Restlöchern in der Lausitz, durch die eine neue märkische Seenplatte entstehen soll, in den nächsten 20 Jahren geschehen - so dass das Projekt nicht durch die drohende Wasserknappheit in Brandenburg gefährdet sei.

 

 

Hintergrund

 

Trockene Zeiten

 

Obwohl Brandenburg schon jetzt zu den trockensten Gebieten Deutschlands gehört, werden laut Studie die Niederschläge von derzeit 560 Milli­meter (Liter pro Quadratmeter) pro Jahr bis 2055 auf unter 450 Millime­ter sinken. Das Problem: Die stärksten Rückgänge sind in den Sommermonaten zu. erwarten, so dass die Landwirtschaft mit häufigeren Dürren rechnen muss.

Besonders trockene Zeiten kommen demnach auf die Uckermark, den Fläming und die Niederlausitz zu, wo nur noch 400 Millimeter pro Jahr erwartet werden.

 

 

 

Die Lausitzer Rundschau vom 06.09.2003 übernimmt eine Meldung von dpa, in der festgestellt wird:

 

 

So warm wie noch nie seit Christus

 

Höchste Oberflächentemperaturen seit über 2000 Jahren

 

WASHINGTON. Im späten 20. Jahrhundert war es auf der Nordhalbkugel der Erde wärmer als in den gesamten 2000 Jahren zuvor. Das geht aus einer Analyse der Oberflächentemperaturen hervor, die britische und amerikanische Forscher veröffentlicht haben. Der Temperatur-Anstieg der vergangenen Jahrzehnte sei ohne Beispiel und stelle selbst das "moderat wärmere Intervall von 800 bis 1200 bei weitem in den Schatten", heißt es.

 

Die Forscher hatten verschiedene Einzeltintersuchungen aus vielen Teilen der Erde ausgewertet. Sie mittelten und verglichen die darin aus Sedimenten, Baumringen oder Eiskernbohrungen bestimmten Oberflächentemperaturen vergangener Zeiten nach einem neuen Verfahren. Die kältesten Perioden der beiden Jahrtausende auf der nördlichen Halbkugel waren demnach das 6., 15., 17. und 19. Jahrhundert.

 

(dpa/wil)

 

 

Das ist das künftige Thema: Nicht nur über Klimawandel reden, sondern handeln 

 

Großräschen gibt Auftakt für klimaangepasste Regionalplanung

 

Cottbus. Die Energieregion Lausitz-Spreewald wird gemeinsam mit der Region Uckermark-Barnjm Experimentier- und Forschungsfeld für eine klimaangepasste Regionalplanung. Das Projekt ist eines von 24 des Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung Berlin Brandenburg (Inka BB). Führende Forschungseinrichtungen aus Brandenburg und Berlin entwickeln Inka BB zusammen mit Fachverbänden, Unternehmen, Behörden und Interessenorganisationen.

Regionaler Auftakt ist am heutigen Donnerstag (26.11.2009) auf den IBA-­Terrassen in Großräschen (Oberspreewald- Lausitz).

 

Inka BB ist eines von bundesweit sieben For­schungsprojekten zur Entwick­lung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel.

 

Eig. Ber./B.M.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 26.11.2009

 

 

Reaktionen auf den Klimawandel

 

Energieregion Lausitz-Spreewald erarbeitet angepasstes Regional-Modell

 

Dürreperioden im Wechsel mit Starkregen - Klimaforscher sagen die Zunahme von Extremwetterlagen in der Lausitz voraus. Die Frage ist: Wie damit umgehen? Das wollen Akteure der Energieregion Lausitz-Spreewald mit Partnern aus der Region Uckermark-Barnim klären. Innerhalb des Innovationsnetzwerkes Klimaanpassung Brandenburg Berlin (Inka BB) prüfen sie Kriterien für eine klimaadaptierte Regionalplanung. Damit zeichnen sie für eines von insgesamt 24 Teilprojekten verantwortlich.

 

Von Beate Möschl

 

"Es geht nicht mehr um die Vermeidung, sondern um die Anpassung an den Klimawandel", sagt Carsten Maluszczak, Leiter der Regionalen Planungsstelle Lausitz-Spreewald in Cottbus. Seit 2007 beschäftige sich die Planungsstelle damit, damals noch unter dem Projektnamen Perlas - Perspektive Lausitz-Spreewald. Der Antrag auf Förderung im Rahmen der Klimzug- Forschungsvorhaben des Bundes fruchtete. Allerdings anders als gedacht, wie Ralf Ullrich, stellvertretender Planungsstellenleiter, sagt: "Es erging der Auftrag an alle vier Antragsteller aus Forschung und Praxis Berlin und Brandenburgs, sich zu vernetzen, um gemeinsam Anpassungsstrategien an die Folgen des Klimawandels zu entwickeln, zu erproben und zu verstetigen. Ergebnis ist Inka BB, ein Verbundforschungsvorhaben aus 24 Teilprojekten in den drei Handlungsfeldern Wassermanagement, Landnutzung sowie Netzwerkentwicklung und -sicherung." Die Planungsgemeinschaften Lausitz­Spreewald und Uckermark-­Barnim sind räumlicher Forschungsschwerpunkt.

 

Konkurrenz um Flächen

 

Im Teilprojekt "Klimaadaptierte Regionalplanung" wird Ullrich zufolge geprüft, welche Kriterien unter dem Aspekt von Klimafolgen künftig in die Regionalplanung einfließen müssen. Denkbar sei beispielsweise Flächenvorrang in der Landwirtschaft zu prüfen.

 

"Wenn in der Hauptvegetationszeit Dürren herrschen, muss die Frage gestellt werden, ob die noch einigermaßen ertragreichen Felder dem Biomasseanbau für energetische Zwecke dienen dürfen, oder ob die Lebensmittel- und Futter

produktion Vorrang haben sollte", erklärt Maluszczak.

 

Dafür müssten unter anderem Aussagen über die Bodengüte, aber auch über die Wasserspeicherfähigkeit, natürliche und künstliche Beregnung, stressresistente Baumarten, Getreide- und Gemüsesorten und ähnliches herangezogen werden. "Hier geht es nicht mehr um die selektive fachspezifische Betrachtung, sondern um den großen übergreifenden Zusammenhang", sagt er und betont: "Wir streben nach einer sachlichen Prüfung, ohne Panik oder Konkurrenz zwischen Wirtschaftszweigen auszulösen. Ziel ist, Wege zu finden, wie wirtschaftliche, kommunale und Landesinteressen und das Gemeinwohl unter einen Hut zu bringen sind, obwohl die Konkurrenz um Flächen und Wasser zunimmt."

 

Die zu prüfenden Szenarien seien vielfältig, bestätigt Sven Knothe, von der Fachhochschule Eberswalde für Inka BB in die Region Lausitz-Spree­wald abgeordneter Mitarbeiter im Teilprojekt Klimaangepasste Regionalplanung. Zunächst gehe es darum zu prüfen, ob Maßnahmen ergriffen werden müssen, und dann zu schauen und zu erproben, welche geeignet sind. Das erfolge parallel in den Planungsregionen Lausitz-Spreewald und Uckermark-Barnim.

 

Ausgangsbasis seien Klimaszenarien, die das Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung bereitstellt.

 

Handlungsvorsprung sichern

 

Mit im Boot bei Inka BB sind aus der Region Lausitz-Spree­wald nach Aussage von Knothe und Ullrich unter anderem die Brandenburgische Technische Universität Cottbus, der Bergbausanierer LMBV, der Energiekonzern Vattenfall und der Wasser- und Bodenverband "Oberland Calau". Im Gesamtverbund sind darüber hinaus das Landesumweltamt Brandenburgs und das Landesamt für Bergbau, Geologie und Rohstoffe beteiligt sowie die Leibniz- Institute für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg, für Agrartechnik und für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner, aber auch die Fachhochschule Eberswalde, die Humboldt- Universität Berlin, die Berliner Charite und der Landesbauernverband.

Bis April 2014 läuft das vom Bund geförderte Forschungsvorhaben. Dann soll ein modellhafter klimaangepasster Regionalplan vorliegen. "Am Ende wird die Energie- und Klimaregion Lausitz-Spreewald deutschlandweit mit zu den ersten, die über geeignete regionalplanerische Steuerungsmechanismen im Klimawandel und gut sensibilisierte Akteure verfügt", frohlockt Maluszak.

 

ZUM THEMA

 

Inka BB (Innovationsnetzwerk Klimaanpassung BrandenburgBerlin) wird vom Bundesforschungsministerium als eines von bundesweit sieben Klimzug-Vorhaben bis 2014 mit 15 Millionen Euro unterstützt. Klimzug steht für Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten. Ziel ist, durch regionale Kooperationsnetzwerke zwischen Wissenschaft, Unternehmen, Verwaltung und Interessenverbänden die Stärken der Akteure zu bündeln und eine Integration der zu erwartenden Klimaänderungen in regionale Planungs- und Entwicklungsprozesse zu erreichen, die langfristig tragfähig ist und den Wirtschaftsstandort stärkt. Projektkoordinator ist das Institut für Sozioökonomie am Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg (ZALF). Netzwerkpartner sind zwölf Forschungseinrichtungen, 15 Interessenverbände sowie über 30 Unternehmen, kommunale Verwaltungen und Landesbehörden.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 26.11.2009

 

 

Lausitzer reagieren auf regionales Klima- Netzwerk Inka BB

 

80 Partner beim Auftakt auf IBA-Terrassen im Gespräch

 

Cottbus. Das Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Brandenburg Berlin (Inka BB) weckt hohe Erwartungen. Das wurde beim regionalen Auftakt am Donnerstag (26.11.2009) in Großräschen (Oberspreewald-Lausitz) deutlich. 80 bereits aktive und potenzielle Partner für die 24 Teilprojekte zur Entwicklung und Erprobung von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel suchten das Gespräch miteinander. Ob Naturschützer, Wissenschaftler, Bürgermeister oder Ingenieure.

 

Die zentrale Sorge der Lausitzer rankte sich um den Wasserhaushalt in der Region.

 

Während bei der Vorstellung der Inka- BB- Projekte das Thema Wassermangel dominierte, verwies Großräschens Bürgermeister Thomas Zenker (SPD) am Rande darauf, 

dass das subjektive Erleben eini­ger Lausitzer ein anderes ist:

 

Durch den Grundwasserwiederanstieg nach dem Rückzug des Braunkohlebergbaus müssten sie eher mit einem Überangebot fertig werden. Wo eine auf Dauer akzeptable Lösung liegt, bedürfe noch der Klärung, so Zenker, der hier viel Konfliktpotenzial sieht.

 

Prof. Dr. Klaus Müller vom koordinierenden Leibniz- Zentrum für Agrarlandschaftsforschung Müncheberg verwies darauf, dass alle Anregungen aufgenommen werden und der Kreis der Partner erweiterbar ist. Eig. Ber.jB.M.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 27.11.2009

 

 

 

Mit dem Klimawandel wandert die Südeiche in deutsche Wälder ein

 

Mehr heiße Sommer bedrohen Fichten und Buchen

 

VON JÜRGEN OEDER

 

 

Deutsche Eiche, deutsche Tanne, deutscher Wald: Seit der Romantik ranken sich um die heimischen Bäume Mythen. Den angeblich ewigen Wäldern steht aber wegen der Klimaerwärmung ein womöglich tief greifender Wandel bevor. Privatbesitzer, die die Hälfte der heute 10,8 Millionen Hektar deutschen Waldes bewirtschaften, wollen die hitzeanfälligen Bäume Fichte und Buche durch nicht heimische Arten ersetzen. Diese kommen aus Kanada, Spanien, Portugal und Italien und könnten nicht nur das Bild vom deutschen Wald verändern. 

 

Auch Insekten, Vögel und andere Tiere müssten sich auf die Zuwanderer einstellen. Im Streit um die Zukunft des Waldes ist viel Ideologie im Spiel: "Die einen sagen' Ausländer raus', und die andern sprechen von „Rassismus im Wald"', sagt Ute Seeling von der Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzer. 

 

Einig sind sich beide Lager aber in der Diagnose: 

 

Ein Klimawandel mit einem mittleren Temperaturanstieg von zwei bis drei Grad Celsius in den kommenden 100 Jahren wird in Deutschland womöglich zu mehr heißen Sommern wie dem von 2003 führen und zu mehr Orkanen. Für die Sparschweine der Waldbesitzer, die schnell wachsenden Fichten, ist das Gift: Ihr flaches Wurzelgeflecht reißt ab und kann bei Trockenheit noch weniger Wasser aufnehmen als sonst.

 

"Ganze Wälder gehen dann womöglich stehend k.o., wenn hungrige Borkenkäfer auf solch vorgeschädigten Bäume treffen", sagt Seeling. In Gebieten, wo Kyrill wütete, ist das vielleicht schon bald der Fall. Um den Käfern nicht noch zusätzliche Brutstätten zu bieten, werden dort mit Hochdruck 30 Millionen Festmeter umgestürzter Bäume aus den Wäldern gezogen. Doch die Arbeiten dauern bis in den Sommer, weil es an Lkw fehlt, um die Stämme abzufahren. Nun sollen die Bäume an Wegrändern gelagert und mit Insektengift imprägniert werden. Dies ist eine Methode, die Zukunft haben könnte: Die Forstwissenschaftlerin Annette Menzel von der TU München verweist auf eine Studie, wonach sich wegen der Klimaerwärmung die Käferplage bis 2015 verdreifachen könnte.

Waldbauern sind ratlos. Zwar können ihnen Experten sagen, dass Fichtenwälder wegen der zunehmenden Trockenheit keine Zukunft haben.

 

Doch exakt vorhersagen, wie sich das Klima in den nächsten 80 bis 100 Jahren, dem Ernte­zeitraum von heute gepflanzten Fichten und Buchen, entwickelt und welche Bäume gepflanzt werden sollen, können die Klimaforscher nicht.

 

Wegen solcher Unwägbarkeiten wollen nun immer mehr Waldbesitzer die von Orkan und Käfer gebeutelten Fichten durch Douglasien ersetzen ­ schnell wachsende Bäume aus Kanada, die sich schon nach nur 50 Jahren in dicke Balken sägen lassen.

 

Für Ökologen ist dieser Weihnachtsbaum allerdings ein rotes Tuch: 

 

Seine Samen dienen nur etwa sieben europäischen Vogelarten als Futter, die von Tanne und Fichte ernähren bis zu 39 Arten, wie Experten erläutern.

 

Ersatz für die ebenfalls vom Trockentod bedrohte Buche könnten Wärme liebende Eichenarten aus Südeuropa sein. Die kleinwüchsigen Italiener und Spanier wären hiesigen Waldliebhabern ein fremder Anblick. Doch ob nun Tanne und Kiefer statt Douglasie und Südeiche: "Wir sind keine Hellseher. Um das betriebswirtschaftliche Risiko in den kommenden 100 Jahren zu minimieren, sollten sich unsere Mitglieder mit Mischwäldern breit aufstellen", empfiehlt Seelinger.

 

Gesunde Mischwälder wären auch im Sinne der Klimatologen:

 

Jeder Baum produziert

 

durchschnittlich 1,7 Tonnen Sauerstoff im Jahr,

 

filtert sieben Tonnen Staub aus der Luft und

 

verhindert den Abfluss von 70000 Litern Wasser im Jahr.

 

Alle Bäume zusammen binden bundesweit bis zu zwölf Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr –

 

ein Vielfaches des CO 2-Emissionshandels der deutschen Industrie.

 

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 26.02.2007

 

 

Italienische Aussichten

 

Die Südbrandenburger müssen sich daran gewöhnen, dass die Alleen hierzulande künftig denen in südlichen Gefilden ähneln. Zu dem Schluss kommt Oliver Wagner Ingenieur für Landschaftsplanung, in seiner Diplomarbeit. Er hat den Zu­stand von Alleen im Landkreis Dahme-Spreewald analysiert. Wegen des Klimawandels empfiehlt er beispielsweise die Pflanzung von Zerr-Eichen, wie sie aus Südeuropa bekannt sind. Die Baumart könne auch längere Durststrecken verkraften.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 10.07.2008

 

 

 

Man hat lange nichts zu diesem Thema lesen können .... Ob das mit dem langen kalten Winter zusammenhing ... ?

 

 

Wetterexperten: Klimawandel verändert Landwirtschaft

 

Berlin (dpa) Deutschlands Landwirte müssen sich - vor allem im Nordosten - mittelfristig auf deutlich trockenere Sommer einstellen. Weniger Regen im Frühling und Sommer, dafür mildere, feuchte und frostfreie Winter sagt der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seinem Klima-Report 2009 voraus.

 

 

 

Die Landwirtschaft im Norden Deutschlands muss sich künftig auf trockenere Sommer einstellen.

Es gelte deshalb vielerorts auf andere, wärmeliebende Getreide- und Fruchtsorten auszuweichen und auch neue Wege bei der Bewässerungstechnik zu gehen, betonte DWD-Klimaexperte Paul Becker am Dienstag in Berlin. Trotz des vergangenen kalten Winters gehe die Reise des Klimazuges langfristig klar in eine Richtung. «Er fährt bergauf», sagte DWD-Präsident Wolfgang Kusch.

Die vergangene Dekade sei die wärmste seit 130 Jahren gewesen. «Von einer Trendumkehr kann keine Rede sein», wies Kusch kritische Einwände gegen den Klimatrend zurück, die nach einigen Berechnungsfehlern des Weltklimarates laut worden waren. «Hier muss man die Kirche im Dorf lassen.» Zudem gebe es anders als bei der Durchschnittstemperatur bei der CO2-Konzentration keinerlei Auf und Ab: «Jedes Jahr bringt höhere Werte. Wir müssen handeln!».

Bis zum Ende des Jahrhunderts erwarten die DWD-Experten trotz derzeitiger Klimaschutzbemühungen einen Temperaturanstieg von zwei bis vier Grad Celsius. Neben ihren eigenen umfangreichen Messdaten legten die Wetterexperten dazu auch diverse Klimamodelle anderer Forschungseinrichtungen zu Grunde.

Für die Landwirtschaft heißt das laut DWD zweierlei: «Die Erträge können steigen, weil zweimal geerntet werden kann. Entscheidend ist allerdings, ob ausreichend Wasser vorhanden ist», sagte Becker. So bringen auch die milderen Winter mögliche Probleme: Durch den fehlenden Frost werden die Böden nicht aufgelockert. «Alle Landwirte müssen damit rechnen, dass mildere Winter die Gefahr von Schädlingsbefall erhöhen und neue Schädling einwandern», sagte Becker und erinnerte an die Blattlausplage nach dem milden Winter 2006/07.

Auch die Wälder müssten sich verändern, um bestehen zu können: Statt auf die Hitze- und Trockenheits-empfindlichen Fichten, werden Förster vermehrt auf robustere Douglasien und Roteichen setzen. Auch gegen Schädlinge wie Mai- oder Borkenkäfer seien Mischwälder widerstandsfähiger. Viele regionale Details seien noch unklar, betonte Becker. Aber vermutlich werde die nordeuropäische Landwirtschaft, wenn sie sich den veränderten Bedingungen anpasse, zu den Profiteuren des Klimawandels gehören.

Im erst vor kurzem eingerichteten «Klimaatlas Deutschland» wurde eigens eine agrarmeteorologische Seite frei geschaltet (www.dwd.de/klimaatlas).

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 27.04.2010

 

 

Klimawandel vor der Tür  von Stefan Vetter

 

Die Rundschau erklärt Trotz des harten Winters bleibt der Trend zur globalen Erwärmung ungebrochen. Der Klimazug habe nach wie vor ein klares Fahrtziel: „Es geht bergauf“, sagte der Präsident des Deutschen Wetterdienstes, Wolfgang Kusch, bei der Vorstellung des aktuellen Klima-Reports am gestrigen Dienstag in Berlin. So werde Deutschland in Zukunft mit immer trockeneren Sommern und deutlich mehr Regen im Winter zurecht kommen müssen.

Die RUNDSCHAU erklärt den Klima-Bericht.

 

War 2009 ein besonderes klimatisches Jahr?
 

Nein. 2009 war das 13. wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren. Im Vorjahr verzeichnete Deutschland eine Durchschnittstemperatur von 9,2 Grad Celsius. Das waren 0,9 Grad mehr als im Schnitt der Jahre 1961 bis 1990. Betrachtet man ganz Europa, so war 2009 das siebtwärmste Jahr seit Beginn des 20. Jahrhunderts. Weltweit lag 2009 auf Rang fünf. Das bedeutet unter dem Strich: Es gab zwar keine neuen Rekorde, aber der Erwärmungstrend ist offensichtlich.

Wie stark ist die Erwärmung im langjährigen Mittel?
Seit 1881 ist die Jahresdurchschnittstemperatur in Deutschland um 1,1 Grad gestiegen. Das Jahrzehnt von 2000 bis 2009 war weltweit das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Selbst das in diesem Zeitraum kühlste Jahr, nämlich 2004, lag mit 8,9 Grad noch deutlich über dem langjährigen Mittel von 8,2 Grad in Deutschland.

 

Gibt es regionale Unterschiede?
 

Eindeutig ja. Im Saarland legte die Jahresdurchschnittstemperatur seit 1881 am meisten zu – und zwar um 1,4 auf 8,9 Grad. Dagegen betrug der Temperaturanstieg in Mecklenburg-Vorpommern lediglich 0,6 Grad. Brandenburg verzeichnete einen Anstieg von 0,8 auf immerhin 8,7 Grad, und in Sachsen stieg die Temperatur um 1,0 auf 8,1 Grad. Grundsätzlich ist erkennbar, dass im Westen Deutschlands eine stärkere Erwärmung zu beobachten ist als im Nordosten der Republik.

 

Wo regnet es am meisten in Deutschland?


Die größte Niederschlagsmenge wird in Baden-Württemberg gemessen. Im Jahresmittel fallen hier 980 Liter Regen pro Quadratmeter. Am trockensten ist es in Sachsen-Anhalt mit 547 Litern pro Quadratmeter. Der gesamtdeutsche Durchschnitt liegt bei 789 Litern Regen pro Quadratmeter im Jahr.

 

Welche Folgen hat der Klimawandel für die Bauern?


Wegen der steigenden Temperaturen muss sich die Landwirtschaft zunehmend auf Wärme liebende Getreide- und Fruchtsorten einstellen. Was die Erträge angeht, so gibt es zwei gegenläufige Tendenzen: Durch die Erwärmung ist eigentlich mit einer Steigerung der Erträge zu rechnen. Wegen der milderen Winter kann allerdings der Bodenfrost nicht mehr so stark ins Erdreich eindringen, was die auflockernde Wirkung des Frosts beeinträchtigt. Dadurch können die Erträge sinken. Mildere Winter bergen zudem die Gefahr von höherem Schädlingsbefall. Das gilt vor allem für die Waldbewirtschaftung.

 

Lässt sich der Klimawandel stoppen?


Nein, sagt der Klima-Analytiker beim Deutschen Wetterdienst, Gerhard Müller-Westermeier.

Selbst wenn sämtliche Schadstoffemissionen komplett gestoppt würden, käme es bis zum Ende des Jahrhunderts zu einem Temperaturanstieg um knapp ein Grad Celsius.

 

Ginge der Ausstoß ungebremst weiter, seien jedoch bis zu sechs Grad mehr möglich. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, mit dem der Klimawandel noch beherrschbar erscheint, müssten laut Müller-Westermeier die Emissionen schon in den nächsten 20 Jahren um die Hälfte reduziert werden. Entsprechende politische Festlegungen auf globaler Ebene sucht man allerdings noch immer vergebens.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 28.04.2010

 

 

Temperaturbilanz für das jahr 2010:

 

 

Es ist zu warm im Land – der nasse Sommer täuscht

 

Berlin Ein Ende der Erderwärmung ist nicht in Sicht. 2010 war weltweit betrachtet das drittwärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Trotz aller internationalen Bemühungen wurden fast 31 Milliarden Tonnen CO in die Atmosphäre geblasen.

 

 

Wer derzeit in einem verregneten Urlaub leidet, wird es kaum glauben – nach Ansicht der Meteorologen war 2011 bisher zu warm. Foto: dpa

 

Der Klimawandel ist in Deutschland angekommen. Bundesweit ist die durchschnittliche Jahrestemperatur seit 1881, dem Jahr des Beginns der Messungen, um 1,13 Grad gestiegen. Und auch die Regenmenge hat seitdem stark zugenommen, im Mittel um 11,5 Prozent.

Dabei waren die Wintermonate mit 26 Prozent mehr Regen deutlich nasser als die Sommer, in denen sogar 1,6 Prozent weniger Regen fiel. Das zeigen Daten, die der Deutsche Wetterdienst (DWD)am gestrigen Dienstag in Berlin veröffentlichte.

Der aktuelle grün angestrichene Winter scheint dem langfristigen Trend zu widersprechen. Doch ist das, meinten die Wetterforscher, objektiv nur ein Gefühl.

Im Jahresmittel war 2011 bisher sogar sehr heiß und trocken – das neuntwärmste und neunttrockenste Jahr seit 1881.

Die sehr sonnigen Frühlingsmonate sind bei den meisten Menschen aber schon vergessen. Allerdings glauben auch die staatlichen Wetterfrösche nicht, dass das laufende Jahr am Ende noch in der Spitzengruppe landen wird.

Dazu haben die Juli-Tiefs bereits zu viele Spuren in der Statistik hinterlassen. Einen echten Ausrutscher vom Langzeittrend gab es allerdings 2010, als es zum ersten Mal seit 1996-mal wieder abkühlte und um 0,4 Grad kälter war als das langjährige Mittel von 8,2 Grad. Der eisige und lange Winter 2009/2010 machte es möglich.

Aber in Sachen Erderwärmung ist auch das keine Entwarnung. Da Deutschland nur etwas weniger als ein Tausendstel der Erdoberfläche ausmacht, sind solche Abweichungen zufällig und kein Beweis gegen den Klimawandel.

Im Gegenteil. 2010 war weltweit betrachtet das drittwärmste Jahr seit Beginn der Messungen. Trotz aller internationalen Bemühungen wurden fast 31 Milliarden Tonnen CO in die Atmosphäre geblasen, ein neuer Rekord. Die Konzentration des Kohlendioxids stieg von 356 Teilen pro eine Million Teile im Jahr 1991 auf jetzt 392 Teile.

Das Zwei-Grad-Ziel, die Begrenzung der Erderwärmung auf zwei Grad, ist nach Ansicht der Forscher schon jetzt nicht mehr zu halten. Ein durchschnittliches Plus von drei Grad und mehr sei wahrscheinlich. Ein Prozent Erwärmung werde sich paradoxerweise allein durch die bessere Luftreinhaltung in vielen Industriestaaten ergeben. Denn Aerosole und Partikel aus Schwerindustrie, Hausbrand und Verkehr liegen derzeit noch wie eine kühlende Decke über der Erde.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf die deutsche Wetterstatistik sind regional sehr unterschiedlich. Die vorherrschende atlantische Wetterlage macht sich bemerkbar. So scheint eine unsichtbare Zonengrenze über Deutschland zu liegen. Die Niederschlagsmengen sind im Osten deutlich weniger angestiegen als im Westen. Während in der alten Bundesrepublik zwischen 17 Prozent (Hamburg) und 11,6 Prozent (Rheinland-Pfalz) mehr Regen fiel, lagen die Zuwächse in den neuen Ländern überall im einstelligen Prozentbereich.

In Sachsen ist es heute sogar trockener als vor 130 Jahren, minus 2,3 Prozent Regenmenge. Ähnlich bei den Temperaturen. Spitzenreiter beim Temperaturanstieg war mit plus 1,44 Grad das Saarland vor Hamburg (plus 1,37 Grad), Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz (beide plus 1,28 Grad).

In Mecklenburg-Vorpommern wurde es hingegen in den vergangenen 130 Jahren nur um 0,62 Grad wärmer, so die Meteorologen.

Alle Daten finden Sie unter
www.dwd.de

 

Von Werner Kolhoff

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 27.07.2011

 

 

 

Lausitzer Ackerbau unter Extrembedingungen

 

Cottbus Der Klimawandel wird für Lausitzer Landwirte zur Herausforderung. Dr. Johann Bachinger und seine Kollegen am Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg (Märkisch-Oderland) entwickeln mit weiteren Forschungseinrichtungen in Brandenburg und Berlin Anpassungsstrategien.

20.05.2010

 

 

Pflügen in der Staubfontäne wird für viele Landwirte zum Alltag. Nur als Silhouette ist ein Traktor zu erkennen, der auf einem Feld bei Klein Radden (Oberspreewald-Lausitz) seine Bahnen zieht.

 

Herr Bachinger, Sie sind wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Landnutzungssysteme am Leibniz-Zentrum und einer der Koordinatoren bei dem Projekt „Innovationsnetzwerk Klimaanpassung Berlin-Brandenburg“ (Inka BB). Wie bedroht ist die Landwirtschaft in der Lausitz mit ihren schlechten Böden?

Der Klimawandel soll laut den Prognosen im Winter mehr und im Sommer weniger Niederschläge mit sich bringen. Die Vegetationsperiode wird länger, die Extremniederschläge nehmen zu. Dabei greift der Klimawandel die landwirtschaftlichen Flächen in Brandenburg stärker an als in anderen Bundesländern. Innerhalb Brandenburgs ist die Lausitz mit ihren sandigen Böden, die schlecht Wasser halten und leicht abgetragen werden können, schon besonders benachteiligt. Die Landwirte sind sich der Herausforderung aber bewusst.

 

Sie arbeiten beim Inka-BB-Projekt mit mehreren Landwirten in der Uckermark und in der Lausitz zusammen, unternehmen gemeinsam Feldversuche und Praxistests. Was wird dabei erprobt und zu welchem Zweck?

Neue Fruchtsorten, neue Bodenbearbeitungs- und Beregnungssysteme, der Anbau verschiedener Fruchtfolgen samt Zwischenfrüchten. Es geht darum, im Boden viel stärker als bisher Bioporen auszubilden. Der Boden soll so Niederschläge, auch die künftig häufiger auftretenden Gewitterregen, besser aufnehmen können.

 

Was kann konkret der einzelne Landwirt in der Lausitz tun, um mit den Folgen des Klimawandels umzugehen?

Damit jeder für sich die richtige Strategie findet, wollen wir ihnen Hinweise und neue Erkenntnisse auf den Weg geben. So sind wir im Institut zum Beispiel der Meinung, dass stärker als bisher mit Zwischenfrüchten gearbeitet werden sollte, damit in der langen Periode zwischen Ernte und Ansaat der Boden nicht ungeschützt daliegt. Er ist in der Lausitz ohnehin schon relativ wasserabweisend, nährstoffarm, erosionsgefährdet und schwer zu durchwurzeln. Zwischenfrüchte wie Kleegras oder Hauptfrüchte wie Luzerne oder Winterroggen halten den Boden fest. Sie verhindern, dass Regen die Nährstoffe auswäscht und haben außerdem den Vorteil, wie Gründünger zu wirken. Sie reduzieren den Stickstoffverlust und fördern den Humusaufbau.

 

Reicht das aus, um das knappe Gut Wasser im Boden zu halten und für Feldfrüchte zugänglich zu machen?

Dazu gehört mehr. Wir raten Landwirten, die Flucht nach unten anzutreten. Luzerne etwa treibt mit ihren Pfahlwurzeln Bioporen in die Erde. Noch besser kanalisieren Regenwürmer den Boden. Ihre Tunnel sind relativ stabile Röhren, weil die Innenwände verklebt sind. Mit diesem Röhrensystem speichert der Boden Feuchtigkeit, ähnlich wie ein Schwamm.

 

Luzerne kann man anbauen. Regenwürmer aber lassen sich nicht über den Acker streuen.

Der Regenwurm lebt, wo er sich wohlfühlt. Und das ist nicht dort, wo viel gepflügt und wenig pflanzliche Rückstände an der Oberfläche bleiben. Wenn es feucht ist, kann sich beim Pflügen außerdem eine Pflugsohle bilden, die wie eine Barriere wirkt. Wasser und Wurzeln kommen da nur schwer durch. Da die Winter künftig noch regenreicher werden, muss außerdem mit feuchteren Äckern im Frühjahr gerechnet werden – und das bei einem immer früher einsetzenden Vegetationsbeginn. Auf diesen feuchten Böden ist die Gefahr groß, dass sie beim Pflügen schadhaft verdichtet werden.

 

Was empfehlen Sie statt des Pflügens?

Wir probieren im Rahmen des Inka-BB-Projektes das Direktsaatverfahren aus, außerdem den Ringschneider, eine bayerische Entwicklung. Dabei werden die Wurzeln der Zwischenfrüchte knapp unter der Erdoberfläche gekappt. Sie sterben ab, ohne dass der Landwirt Unkrautbekämpfungsmittel einsetzen muss.

 

Anders als die Winter sollen die Sommer im Zuge des Klimawandels immer regenärmer werden. Kann mehr Beregnung Teil einer Anpassungsstrategie sein?

Das muss ein Landwirt für sich genau durchrechnen. Beregnung ist teuer und lohnt oft nur beim Anbau hochwertiger Feldfrüchte wie Gemüse. Dabei ist heute nur noch eine hocheffiziente Tröpfchenberegnung empfehlenswert. Dabei sickert über kleine Löcher in Schläuchen eine vorher genau berechnete Menge Wasser ein – ohne Verdunstungsverluste. Der Wasserbedarf der jeweiligen Feldfrucht, Bodenbeschaffenheit und Wasserdampfsättigung gehen in die Berechnung durch moderne Computerprogramme ein. Auch an dieser effizienten Bewässerungssteuerung arbeiten wir in Teilprojekten von Inka BB.

 

 

Die Niederschlagsmengen werden in Brandenburg nicht abnehmen, aber starken Schwankungen unterliegen.

Biobauern verwenden zum Teil alte, regionaltypische Sorten. Sie sagen, diese Sorten kämen am besten mit den herrschenden Bedingungen zurecht. Sind die Fruchtsorten-Experimente da überhaupt notwendig?

Die Verwendung alter Sorten gehört zur Philosophie der Biobauern. Es ist aber leicht nachweisbar, dass neue Sorten genauso trockenstressresistent sein können und dabei höhere Erträge bringen. Neue Weizensorten bringen heute Erträge von 100 Dezitonnen pro Hektar. In den 1970er-Jahren waren noch Erträge von 40 bis 60 Dezitonnen üblich. Moderne Getreidesorten tolerieren Trockenheit allerdings unterschiedlich stark. Die Humboldt-Universität in Berlin untersucht das gemeinsam mit Landwirten.

                                   

 

Wärmere Winter sind die Erklärung für den kontinuierlichen Anstieg der Temperatur.

Ist der gerade in der Lausitz stark ausgeprägte Ökolandbau die richtige Antwort auf den Klimawandel?

 

Der ökologische Landbau ist genauso vom Klimawandel bedroht und anpassungsbedürftig wie der konventionelle. Die Achillesferse des Ökolandbaus ist die ausreichende Versorgung mit Stickstoff über eine organische Düngung. Eine Frühjahrstrockenheit hat so indirekt fatale Folgen für den Ökolandbau. Denn den im Dünger gebundenen Stickstoff können die Mikroorganismen im Boden nur dann für die Pflanzen mineralisieren, wenn der Boden ausreichend feucht ist. Den konventionellen Landbau mit seinen dichteren und gut nährstoffversorgten Beständen hingegen treffen Trockenperioden ganz direkt, besonders empfindlich ab der Schossphase, wenn die Halme sprießen, bis zur Blüte. Ist der Boden durch die angesprochene schadhafte Verdichtung nur unzureichend durchwurzelt, sind die Bestände noch stärker gefährdet.

                                          

 

Mit Johann Bachinger sprach Daniel Preikschat

 

Quelle: Lausitzer Rundschau, 20.05.2 010

 

 

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